"Ich kann Gott nicht mehr lieben!"

 

Der berühmte Maler Paul Gauguin verließ seine Frau und seine vier Kinder. 20 Jahre lang kümmerte er sich nicht um das Wohl seiner Familie. Da erreichte ihn die Nachricht vom Tod seiner Tochter Aline. Darauf schrieb er an seine Frau: "Ich habe meine Tochter verloren - ich kann Gott nicht mehr lieben." Als seine Frau den Brief gelesen hatte, rief sie empört: "Sein schrecklicher Egoismus macht mich wütend - jedes Mal, wenn ich daran denke!"

 

"Ich kann Gott nicht mehr lieben!" Gauguin ist nicht der Einzige, der diese Worte ausgesprochen hat. Tausende sagen das Gleiche, verbittert und völlig zerschlagen durch das Böse, das sie in ihrem Leben erfahren müssen. Warum, warum? Zahllose Fragezeichen bilden eine Mauer, durch die sie sich bis zum Ersticken eingeschlossen fühlen.

 

"Ich kann Gott nicht mehr lieben." Dieser Ausspruch von Gauguin erstaunt eigentlich nicht. Wen konnte er denn lieben? Seine eigene Frau und seine Kinder, die auf der Erde als Erste Anspruch auf seine Zuneigung gehabt hätten, anscheinend auch nicht. Aber Gauguin bereitet es keine große Mühe, sich selbst zu lieben.

 

Das ist der Kern der Sache. Was erwarten wir eigentlich von Gott? Wer Ihn einem Kellner gleichstellt, den man nur mit einem Wink zu sich ruft, um sofort nach den eigenen Wünschen bedient zu werden - der wird enttäuscht. Oft denken und handeln wir aber ähnlich: Wenn in unserem Leben Schwierigkeiten auftreten, soll Gott sie umgehend lösen. Tut Er es nicht - dann sind wir mit Ihm am Ende. Wir können Ihn nicht mehr lieben. Punkt, Schluss. Das ist doch purer Egoismus!

 

Nun kommt aber das unglaublich große Wunder. Gott liebt uns trotzdem! Solchen egoistischen Menschen, die an nichts anderes denken können als an sich selbst, gilt die Liebe des allmächtigen Gottes. Können Sie das begreifen? Ich nicht. Aber die Bibel sagt es! Und Millionen Menschen haben die Liebe Gottes als Wirklichkeit erfahren.

  

Darin besteht die Liebe –

nicht daß wir Gott geliebt haben,

sondern daß er uns geliebt hat

und seinen Sohn gesandt hat

als Sühnopfer für unsere Sünden.

1. Johannes 4,10

 

Das ist Gnade - völlig unverdiente Liebe. Damit wir diese Liebe aber erfahren, muss sich bei uns etwas ändern. Denn solange wir uns im kleinen Kreis unseres eigenen Ichs drehen, werden wir nie den Zugang zu Gottes Liebe finden. Das kann nur geschehen, wenn wir uns wirklich zu Gott bekehren.

 

Bekehrung ist eine totale, unbedingte Umkehr. Wir müssen vom "hohen Ross", auf dem wir so gern sitzen, herabsteigen und uns vor Gott tief beugen. Es muss uns auch bewusst werden, wie schrecklich Ihn unsere zahllosen Sünden gekränkt haben. Zu diesen Sünden gehören auch unser Hochmut und unsere Selbstsucht - sie sind vielleicht die schlimmsten.

 

Erst wenn wir als Sünder vor Gott niederknien und uns klar wird, dass wir nicht seine Liebe, sondern sein Gericht verdient haben - erst dann sind wir so weit, dass Gott uns Gnade erweisen kann. - Und Er tut es gern.

aus "Sinnlos? Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, Beröa-Verlag, 5. Auflage 2021