Der alte Mann und die falschen Jünger Teil 1 (Johannes 6, 5 – 30)

 

Rolf Müller

 

Es gibt viele Menschen auf der Welt, die glauben, auf dem Weg zum Himmel zu sein, aber sie irren sich. Was besonders traurig ist: Viele davon sitzen in Kirchen und christlichen Gemeinden. Wie kommt das? Es wird vielfach nicht mehr das biblische Evangelium verkündigt. Es wird nicht mehr klar gesagt, dass es um ewiges Leben oder ewigen Tod geht. Man passt das Evangelium den Wünschen der Zuhörer an.

 

Der alte Mann beobachtet diesen Trend schon lange. Was wollt ihr denn? Dauert euch der Gottesdienst zu lang? Kein Problem, da machen wir ihn eben kürzer. Ist euch der Gottesdienst zu langweilig? Da bauen wir eben das nächste Mal ein paar Gags ein, damit ihr euch gut unterhalten fühlt.

Dem alten Mann ist bewusst, dass die Pforte, die zum Leben führt, eng ist. Was er nicht begreift: Warum soll eine Botschaft, die so wunderbar wie das biblische Evangelium ist, abgeschwächt werden? Warum soll die Wahrheit verschleiert werden? Es ist fatal, ein benutzerfreundliches Evangelium zu erfinden. Dadurch werden falsche Jünger produziert.

 

Der Herr Jesus hat die Sünden der Menschen beim Namen genannt. Er hat kein Blatt vor den Mund genommen. Und die Leute wurden entweder gerettet oder sie kamen nie wieder.

Das 6. Kapitel des Johannes-Evangeliums beginnt mit der Speisung von 5000 Menschen. Mit nur wenigen Broten und Fischen werden sie satt. Das Wunder ist eine Demonstration der Gottheit Jesu. Das hatte dem Herrn eine enorme Popularität eingebracht. Die Volksmassen, die ihm nachliefen, wurden immer größer. Er zog riesige Scharen an. Darunter waren sowohl wahre als auch falsche Jünger.

 

Dem alten Mann fällt auf, dass der Herr Jesus für seine Wunder keine Reklame gemacht hat. Es gab keine Vorankündigung. Er nahm die Brote, dankte und verteilte sie, ebenso die Fische. Er stand nicht im Rampenlicht. Weder Blitze noch himmlische Posaunen kündigten sein Wunder an.

Auch die Begebenheit mit dem Sturm auf dem See ging ganz unspektakulär über die Bühne. Es waren keine Zuschauer dabei. Nur die erschöpften Jünger, die Angst um ihr Leben hatten. Plötzlich ist Jesus da und geht auf dem Wasser. Die Jünger fürchten sich. Jesus gibt sich zu erkennen. Er stillt den Sturm. Das Boot kommt ans Ziel. Die Jünger beten den Herrn an.

 

Falsche Jünger fallen nie in staunende Anbetung. Sie fragen: „Was wirst du für mich tun, Jesus? Hast du nicht noch ein paar Wunder auf Lager? Ich folge dir, weil bei dir immer was los ist.“ Falsche Jünger suchen persönlichen Gewinn.

 

Der alte Mann sieht es am Verhalten der Volksmenge. Sie kehrten alle an den Ort zurück, wo sie am Vortag zu essen bekommen hatten. Sie wollten ein weiteres Wunder. Der Herr Jesus interessierte sie nicht wirklich. Der Herr durchschaut ihre Beweggründe. „Ihr seid aus einem einzigen Grund hier: weil ihr von den Broten gegessen habt und gesättigt worden seid!“ Jesus will damit sagen: Ihr seht auf die falschen Dinge! Ihr redet vom Frühstück und ich rede vom ewigen Leben.

 

Der alte Mann weiß, dass auch heute Menschen in die Gemeinde kommen, die das ewige Leben nicht wirklich interessiert. Viele sind nur von Unterhaltung angezogen. Sie sind an irdischen Dingen interessiert. Die Themen der Ewigkeit verstehen sie nicht. Falsche Jünger stellen Gott Forderungen.

Die Menschen müssen gewarnt werden. Wenn sie nicht aufwachen und ihre geistliche Not erkennen, werden sie nie gerettet. Da sprachen sie zu ihm: „Was sollen wir tun, auf dass wir die Werke Gottes wirken?“ In Wirklichkeit meinten sie: Gib uns Macht! Wenn du uns kein Frühstück machen willst, dann gib uns die Macht, es selbst zu tun, damit wir die Werke Gottes wirken können!

 

Der alte Mann findet es traurig, wenn Menschen die Macht wollen, aber die Person des Herrn Jesus ablehnen. Er antwortete ihnen: „Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.“ Die falschen Jünger wollen keinen „Glaubenskram“ hören. Sie stellen eine weitere Forderung: „Was wirkst du für ein Zeichen, auf dass wir sehen und dir glauben?“ Anders ausgedrückt: „Vollbringe noch ein paar Wunder, beweise, dass du es wert bist, dass wir an dich glauben!“

 

Der alte Mann empfindet das als eine Frechheit. Sie hatten gerade ein kolossales Wunder erlebt. Jetzt verlangen sie noch mehr. Wer auf Sensationen aus ist, wird nie genug an Wundern bekommen, wird nie zufrieden sein. Die falschen Jünger haben nie den Herrn Jesus in ihr Leben aufgenommen. Sie wandern mit der Masse auf dem breiten Weg. Sie wollen die Gaben, aber nicht den Geber. Sie halten die Welt nicht für ein Kampffeld, sondern für einen Spielplatz. Sie wollen herumtollen, sie sind in der Welt zu Hause. Sie hinken auf beiden Seiten. Sie lassen sich prägen von der Welt.

 

Das Evangelium ruft Scheidung hervor. Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren gehen, uns aber, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft. Der alte Mann befürchtet, dass sich in den christlichen Gemeinden viele falsche Jünger befinden. Es findet keine Entscheidung mehr statt, weil die Botschaft verwässert wird. Jeder kann sich selbst prüfen, ob er ein wahrer oder ein falscher Jünger ist. Ein wahrer Jünger kann sagen: „Ich liebe Jesus alle Stund,  ach, wen sollt ich sonst lieben?“

 

 Von Gott will ich nicht lassen,

denn er lässt nicht von mir,

führt mich durch alle Straßen,

da ich sonst irrte sehr.

Er reicht mir seine Hand,

den Abend und den Morgen

tut er mich wohl versorgen,

wo ich auch sei im Land.

 

Auf ihn will ich vertrauen

in meiner schweren Zeit;

es kann mich nicht gereuen,

er wendet alles Leid.

Ihm sei es heimgestellt;

mein Leib, mein Seel, mein Leben

sei Gott dem Herrn ergeben;

er schaffs, wies ihm gefällt.

 

Es tut ihm nichts gefallen,

denn was mir nützlich ist.

Er meints gut mit uns allen,

schenkt uns den Herren Christ,

sein eingebornen Sohn;

durch ihn er uns bescheret,

was Leib und Seel ernähret.

Lobt Gott im Himmelsthron!

 

(Ludwig Helmbold). 


Der alte Mann und die falschen Jünger Teil 2 (Johannes 6)

 

Rolf Müller

 

Die falschen Jünger in Johannes 6 forderten von Jesus: „Gib uns immer von diesem Brot!“ Jesus antwortete: „Ich bin das Brot des Lebens.“ Die falschen Jünger waren empört. „Wir kennen doch seine Eltern, wie kann er da behaupten, vom Himmel herab gekommen zu sein?“ Der Herr Jesus weist sie zurecht. Er lenkt nicht ein. Er setzt noch einen drauf.

 

„Dieses Brot ist mein Fleisch, ich gebe es hin für das Leben der Welt.“ Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung. „Wie kann dieser Mensch uns sein Fleisch zu essen geben?“ Auch jetzt wiegelt der Herr nicht ab, im Gegenteil. „Ich versichere Euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohns nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch.“

 

Die falschen Jünger sind außer sich. Sie finden es eine Zumutung, sich so etwas anhören zu müssen. Der alte Mann ist beruhigt, dass der Herr Jesus die Gedanken der falschen Jünger kennt. Er wusste von Anfang an, wer nicht an ihn glaubte.

Die falschen Jünger zogen sich zurück, sie gingen fortan nicht mehr mit ihm. Falsche Jünger stellen dem Herrn Jesus Bedingungen. Sie verlangen ein bequemes Leben und Vorteile für sich, andernfalls springen sie wieder ab.

 

Den alten Mann beeindruckt, dass Jesus ihnen nicht nachläuft und nach dem Mund redet. Als die Menge ihm nicht mehr hinterherströmte, war das kein Anlass für ihn, seine Ansprachen besucherfreundlicher zu gestalten und einzulenken. Er sortierte durch die Wahrheit echte und falsche Jünger aus.

Je grundlegender die Wahrheit ist, umso tiefer und auch weitreichender ist die Spaltung. Es scheidet sich die Spreu vom Weizen. Falsche Jünger sind nörgelnde Spötter. Außerhalb der Gemeinde verspotten sie den Glauben. Das geschieht durch Worte, aber auch durch die Lebensweise. Sie handeln im Privatleben gegen die Wahrheit. Sie murren und machen sich einen Spaß daraus. Wenn sie außer Reichweite sind, machen sie sich über das Evangelium lustig.

 

Falsche Jünger haben keinen Hunger nach Gottes Wort. Sie schnuppern und gucken, aber das ist dann auch schon alles. Sie reagieren nicht mit Glauben, sondern mit Streit. Sie haben kein Interesse an geistlichen Dingen. Sie halten sich nicht für Sünder und brauchen deshalb auch keine Erlösung. Sie sind satt und zufrieden mit dem, was diese vergängliche Welt bietet.

Falsche Jünger verschmähen die einzige Quelle. Sie halten die Aussagen Jesu für eine „harte Rede“, die bei ihnen Anstoß erregt. Weil Jesus nicht das sagt, was sie hören wollen, nehmen sie seine Rede nicht an. Sie glauben nicht an ihn.

 

Das Paradebeispiel eines falschen Jüngers ist Judas Iskariot. Er blieb zwar fast bis zum Ende bei Jesus, aber er kam nie zu einem Punkt der Hingabe an Christus. Judas ließ sich von der Masse mitziehen. Er hatte kein Verlangen, Jesus anzubeten. Er suchte den persönlichen Gewinn. Er hatte keine echte Beziehung zum Herrn Jesus.

 

Der alte Mann möchte noch auf die Kennzeichen echter Jünger hinweisen. Echte Jünger sind demütig. Sie haben einen Hunger nach Gottes Wort. Sie suchen Zuflucht bei der einzigen Quelle. Sie hören auf ihren Herrn.

Den alten Mann freut die Antwort des Petrus. Auf die Frage des Herrn, ob die Zwölf ihn auch verlassen wollen, sagt er: „Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte ewigen Lebens, und wir haben geglaubt und erkannt, dass du der Heilige Gottes bist!“ Der alte Mann schließt sich gern den Worten des Petrus an. Zu wem oder wohin sollte er denn gehen? Zu den Politikern, Wissenschaftlern oder gelehrten Theologen? Das sind blinde Blindenleiter. Jahrzehntelang hat der alte Mann gute Erfahrungen mit Jesus Christus gemacht. Wie käme er dazu, sich auf einmal an jemand anderen zu hängen? Er ist doch nicht verrückt! Er bleibt bei dem, der Worte ewigen Lebens hat.

 

Ich brauch zu jeder Stund dein Nahesein,

denn des Versuchers Macht brichst du allein.

Wer hilft mir sonst, wenn ich den Halt verlier?

In Licht und Dunkelheit, Herr, bleib bei mir!

 

(Theodor Werner).