Der alte Mann und das Bibelverständnis

 

Rolf Müller

 

Vor vielen Jahren kam der alte Mann bei einer Evangelisation zum lebendigen Glauben an Jesus Christus. Der Evangelist predigte Gottes Wort. Ohne Abstriche und ohne Zusätze. Dieses Wort war wie ein Feuer. Es wirkte wie ein Hammer, der Felsen zerschlägt. Es drang wie ein zweischneidiges Schwert ins Herz.

 

Es kamen damals auch noch andere Menschen zum Glauben. Dieser Glaube war kein Strohfeuer. Er brennt über die Jahre hinweg bis heute. Der Evangelist war ein einfacher Mann, ergriffen von Jesus Christus. Er brillierte nicht mit einer geschliffenen Rhetorik. Er war ein Botschafter an Christi statt. Das bewirkte eine kleine Erweckung. Gott schenkte Segen.

 

Gottes Wort hat auch heute noch die gleiche Kraft. Gott legt seinen Segen auf sein Wort. Der Heilige Geist wirkt durch das Wort. Es richtet aus, wozu es der Herr gesandt hat. Es kommt nicht leer zurück. Warum merken wir oft so wenig davon?

 

Viele, auch manche Christen, nehmen die Bibel nicht so, wie sie ist. Sie gestehen ihr nicht mehr die höchste Autorität zu. Sie ordnen sich ihr nicht unter.

 

Sie werfen die Bibel nicht weg. Aber nur was ihnen gefällt, lassen sie gelten. Alles andere wird umgedeutet. Unbequeme Stellen werden verändert. Sie werden  den Wünschen der Menschen angepasst. Nicht was Gott sagen will, zählt, sondern was die Menschen hören wollen. Jeder zimmert sich seinen eigenen Glauben zurecht. Der Mensch ist sein eigener kleiner Gott.

 

Man betrachtet die Bibel als eine von Menschen verfasste Urkunde. Alles wird auf den Menschen reduziert. Sie ist ein Buch wie jedes andere. Diese „Bibel“ ist ein Fantasieprodukt. Sie gründet sich nicht auf historische Ereignisse. Nichts, was sie aussagt, ist wirklich geschehen. Das Heil denken sich die Menschen selber aus. Es dreht sich alles nur um die Welt. Die Ziele lauten Frieden, Gerechtigkeit und Umweltschutz. Mit einer scheinfrommen Ausdrucksweise wird das alles verbrämt. Das gibt dem Ganzen einen christlichen Anstrich.

 

Es ist klar, dass ein solches verändertes Evangelium kraftlos ist. Es ist so weit von Gottes Wort entfernt wie der Abend vom Morgen. Ein solches Evangelium rettet niemand. Es fehlt der Ruf zur Umkehr. Da ist Mission zwecklos. Wozu denn noch evangelisieren, wenn dank einer proklamierten „billigen Gnade“ alle Menschen Gott recht sind? Es geht ja nicht mehr um Leben und Tod. Man bezeugt einen Glauben, den es gar nicht gibt. Es ist unmöglich, Gerechte zur Buße zu rufen.

 

Warum kommen immer weniger Menschen zum Glauben an Jesus? Weil Gottes Wort nicht mehr klar verkündigt wird. Es werden stattdessen belanglose Worthülsen und leere Floskeln gebraucht. Biblische Begriffe werden ihres Sinnes beraubt. Damit hat auch die Sache ihren Sinn verloren. Der Glaube wird zum Gefäß ohne Inhalt.  Die Leute sind verunsichert.

 

Von den Bischöfen und amtlichen Kirchenführern ist keine Klarheit zu erwarten. Sie sind selber blind. Ihre Aussagen sind gegensätzlich. Einig sind sie sich nur in Bezug auf Bibelkritik.

 

„Die Bibel ist nicht Gottes Wort, aber sie enthält Gottes Wort. Wer das Wort Gottes mit dem Wort der Bibel gleichsetzt, ist ein naiver Biblizist. Kirche ist überall, wo das Evangelium rein verkündigt wird.“

Was bedeutet das? Wer prüft das nach? In der bunten EKD ist jedes Abweichen von der biblischen Lehre möglich. Jeder hat sein eigenes „Wort Gottes“. Worte werden vernebelt, biblische Begriffe verschwimmen. Es herrscht Sprachverwirrung. Die Kirche plappert wie die Heiden, man erkennt keinen Unterschied.

 

Wenn die Bibel nicht mehr die Grundlage des Glaubens ist, wackeln die Fundamente des Christentums. Dann steht nichts mehr fest. Dann dringen die Überzeugungen der Welt in die Kirche ein. Die Kirche zerbröselt von innen heraus. Engagierte Christen verlassen das sinkende Schiff. Wieso sind die teilweise tollwütigen Theologen der Meinung, dass Jesus noch in der Kirche ist?

 

Der alte Mann ist in jungen Jahren zum Glauben an den Herrn Jesus Christus gekommen. Der Herr hat ihm durch sein Wort das Herz aufgetan. Dieses Wort bestimmt seitdem sein Leben. Darauf gründet er seinen Glauben. Darauf traut er. Weil der Herr Jesus ihn nicht betrügt, betrügt ihn auch sein Wort nicht. Der Glaube ruht auf dem Wort.