Der alte Mann und die Tür (Joh. 10)

 

Rolf Müller

 

Jesus sagt: „Ich bin die Tür.“ Dahinter steckt eine tiefe Bedeutung. Das ist ein Bild, ein Gleichnis. Es gibt nur e i n e n Mittler zwischen Mensch und Gott, nämlich den Mensch Christus Jesus. Es gibt nur einen Heiland und Erlöser.

 

Christus vergleicht sich mit einer Tür. Durch ihn haben wir den Eingang in die himmlische Welt. Niemand kommt zum Vater denn durch ihn. Er ist der Zugang zur Seligkeit. Es gibt keine andere Tür. Wer diese Tür verfehlt, bleibt draußen. Der ist ausgeschlossen vom Heil. Jesus ist die Tür zur Freiheit. Jesus ist die Tür zum Frieden. „Nun wir denn sind gerecht geworden durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.“ Er ist die Tür zur wahren Freude. Er ist die Tür zur Heimat, zum Vaterhaus. Er ist die Tür für die Schafe, für die Menschen, die durch ihn zu Gott kommen. Sein Wort erreicht ihre Herzen. Wer nicht durch die Tür kommt, ist ein Verführer. Er ist ein Dieb, Räuber und Mörder.

 

Dem alten Mann ist klar, dass man durch die Tür gehen muss. Es genügt nicht, von der Tür zu hören und zu wissen. Man muss hindurch gehen. Bis an die Tür gehen und dann wieder umkehren, ist nicht genug. Man muss durch die Tür „Jesus“ eingehen. Ewiges Leben ist an die Person Jesu gebunden. „So jemand durch mich eingehen wird, der wird selig werden.“

 

Es gibt ein Erbe der Heiligen im Licht. Darauf warten wir im Glauben. Wir werden gerettet vor der Hand unserer Feinde. Wir werden gerettet von der gegenwärtigen Welt. Wir werden gerettet von der Obrigkeit der Finsternis. Wir werden gerettet von der Macht Satans. Der hat kein Recht mehr an uns.

 

Wir werden bleiben im Hause des Herrn immerdar. Wir gehen nicht mehr von ihm fort. Wir schöpfen Wasser aus dem Heilsbrunnen. Wer durch die Tür eingeht, findet gute Weide und grüne Auen.

Weide ist nicht zu vergleichen mit Wüste. Wüste ist das Gegenteil von Weide. In der Wüste herrscht Mangel. Der gute Hirte führt seine Schafe auf grüne Auen und zum frischen Wasser. Dort ist Freude im Überfluss. Es ist angerichtet. Wir finden die Weide fertig vor. Wir finden sie ungesucht und unverdient. Sie ist für uns frei und umsonst als göttliches Gnadengeschenk.

 

Jesus ist die Tür. Wer durch die Tür gehen will, muss alles Eigene draußen lassen. Der muss sich bücken und beugen. Der muss arm und klein werden und allen Stolz und alle Selbstherrlichkeit vergessen. Vor Gott bestehen kann man nur durch das Blut des Gekreuzigten. Wer nicht an sein Erlösungswerk glaubt, ist verloren. Dem wird seine eigene Gerechtigkeit zugerechnet, die wie ein unflätiges Kleid ist.

 

Den Juden ist Jesus ein Ärgernis. Den Griechen ist Jesus eine Torheit. Was ist Jesus für uns? Den Hochmütigen widersteht Gott. Den Demütigen aber schenkt er Gnade zum Eingang durch die Tür. Wer durch die Tür eingeht, betritt ein neues Land. Der atmet die Luft einer anderen Welt. Der wird aus der Finsternis in Gottes ewiges Reich versetzt. Der Türhüter ist der Heilige Geist. Er öffnet unsere Herzenstür und macht dem Wort Gottes Raum und Bahn. Das bewirkt er nicht mit Gewalt, sondern mit Weisheit und Geduld. Wir werden von neuem geboren.

 

Jesus nimmt die Sünder an,

saget doch dies Trostwort allen,

welche von der rechten Bahn 

auf verkehrten Weg verfallen.

Hier ist, was sie retten kann; 

Jesus nimmt die Sünder an.

 

Keiner Gnade sind wir wert,

doch er hat in seinem Worte

eidlich sich dazu erklärt. 

Sehet nur, die Gnadenpforte

ist hier völlig aufgetan:

Jesus nimmt die Sünder an.

 

Wenn ein Schaf verloren ist, 

suchet es ein treuer Hirte;

Jesus, der uns nie vergisst,

suchet treulich das Verirrte,

dass es nicht verderben kann:

Jesus nimmt die Sünder an.

 

Jesus nimmt die Sünder an, 

mich hat er auch angenommen 

und den Himmel aufgetan, 

dass ich selig zu ihm kommen

und auf den Trost sterben kann:

Jesus nimmt die Sünder an.

 

(Erdmann Neumeister)