Bibelautorität

 

Rolf Müller

 

Wo Gott spricht, begegnet der Mensch absoluter Wahrheit und absoluter Autorität. Die Bibel ist von Gott inspiriert, von Gott eingehaucht. Sie liegt uns als Gottes Wort in Form von Menschenwort vor. Die Bibel ist Gottes irrtumslose Wahrheit, eingehüllt in Geschichte. Menschen Gottes haben sie geschrieben, getrieben vom Heiligen Geist.

 

Die ganze Bibel ist von Gott gewirkt. Sie ist keine von Menschen hervorgebrachte Lehre, sondern vom Heiligen Geist eingegeben. Wer das bestreitet, mit dem sollte ein Christ keine Diskussionen führen. Für Christen ist die Inspiration der Bibel keine Hypothese, sondern eine Tatsache. Leider wird diese Auffassung heute nur noch von wenigen Theologen geteilt.

 

Die Autorität der Schrift als Wort Gottes wird heute oft grundsätzlich in Frage gestellt.  Die historisch-kritische Methode wird als wissenschaftlich gesichert dargestellt. In Wirklichkeit ist das alles keineswegs gesichert, sondern steht auf äußerst wackligen Füßen. Der Maßstab stimmt nicht. Man klammert die Wirklichkeit Gottes von vornherein aus.

 

Sie unterstellen, Gottes Wort und Bibel seien nicht identisch. Man spielt das Neue Testament gegen das Alte Testament aus bis zu der Unterstellung, dass der Gott des Neuen Testaments nicht derselbe sei, denn Jesus habe einen neuen Gottesbegriff gebracht. Man spielt Paulus gegen Jakobus aus und behauptet, der Paulus der Apostelgeschichte sei nicht vereinbar mit dem Paulus, der die Briefe geschrieben hat. Der Grundsatz historisch-kritischer Methode lautet: So wie es dasteht, kann es auf keinen Fall gewesen sein! Das hat nichts mit Wissenschaft zu tun, das ist Unglaube.

 

Es ist kein Wunder, dass viele gläubige Theologiestudenten während des Studiums ihren Glauben verlieren. Es werden Abstriche am Wort Gottes gemacht. Man nimmt Gott nicht mehr ab, was er sagt und erfährt deshalb auch seine Kraft und seinen Segen nicht.

 

Der alte Mann hatte vor Jahren eine Diskussion mit einem evangelischen Theologen. Der alte Mann erfuhr vieles, was er noch nicht wusste. Der Theologe warf ihm vor, im Konfirmandenunterricht nicht richtig aufgepasst zu haben. Er klärte den alten Mann auf:

Die Pastoralbriefe im NT stammen nicht von Paulus. Der Verfasser des Johannes-Evangeliums ist nicht der Jünger Johannes. Die 5 Bücher Mose haben nicht Mose als Verfasser, sondern sind aus verschiedenen Quellen zusammengestellt worden.

 

Das sieht alles zunächst harmlos aus. Das sind doch mur Nebensächlichkeiten, nicht entscheidend für den Glauben. Davon hängt doch unser Glaube nicht ab. Aber es wird die Autorität der Bibel in Frage gestellt.

 

Wer diese "wissenschaftlichen" theologischen Theorien nicht anerkennt, wird belächelt, verspottet  und als ungebildeter Außenseiter diskriminiert. Bibeltreue Christen werden von ihrer eigenen Kirche als "Fundamentalisten" und "Wortterroristen" gebrandmarkt. Es versteht sich von selbst, dass solche Christen von kirchlichen Leitungsaufgaben ausgeschlossen sind. Für konservative Leute ist im vielgepriesenen Pluralismus der Kirche kein Platz.

 

Der alte Mann spricht aus eigenem Erleben. Er erfuhr Herablassung: Sie werden es auch noch kapieren. Führen Sie ein Seminar in ihrer Gemeinde durch, aber mit Fachleuten und nicht mit Dilettanten.

 

Versuchung: Stellen Sie sich doch wenigstens theoretisch auf den Standpunkt der historisch-kritischen Methode.

 

Verführung: Ist denn ihr Glaube so schwach?  Trauen Sie Gott so wenig zu, dass Sie es nicht wagen, sich auf diese Gedanken einzulassen?

 

Der alte Mann hielt entgegen, dass er nicht bereit ist, sich mit kleinen, aber auf Dauer tödlichen Dosen vergiften zu lassen. Er ist nicht bereit, seinen Glauben und Gottes Bewahrung auf diese Weise zu testen. Er glaubt allem, was geschrieben steht. Als Nachfolger Jesu nimmt er die gleiche Haltung zur Bibel ein wie sein Herr.

 

Der alte Mann empfindet es als Gotteslästerung, wenn heutige "Theologen" dem Herrn Jesus in seiner Bibelhaltung eine zeitbedingte Trübung seines Blicks nachsagen, während sie selbst sich zugutehalten, mit ihrer "wissenschaftlichen" Methode heute klarer sehen zu können als Jesus damals.

 

Wissenschaft wird mal so und mal so angewandt. Sie wird als Herrschaftsinstrument eingesetzt und missbraucht. Vieles, was unter dem Namen "wissenschaftlich" daherkommt, übertüncht nur die eigene Unsicherheit.

 

Evangelische Christen müssen sich immer um das Schriftverständnis mühen. Die Bibel enthält sowohl veränderliches Menschenwort als auch unveränderbares Gotteswort. Wir müssen immer wieder neu herausfinden, was Gottes Wort ist. (Bischof Jochen Bohl in der "Freien Presse" Zwickau am 23. April 2012).

 

Was Bischof Bohl hier sagt, ist wenig hilfreich. Was ist in der Bibel Gottes Wort und was ist Menschenwort? Und wie findet man es heraus? Gibt es dafür bestimmte Regeln? Muss man Bischof sein, um das beurteilen  zu können? Wäre es nicht angemessener, die ganze Bibel als Wort Gottes anzuerkennen?

 

Die evangelische Kirche soll sich deutlicher für die Anerkennung homosexueller Beziehungen engagieren. Die Kirche soll vor allem solchen Homosexuellen helfen, die in einer Partnerschaft in Liebe und Treue leben wollen. Homosexuelle Pastoren können gute Vorbilder für Jugendliche sein, wenn sie ihr Leben verantwortlich führen und vorleben. (Maria Jepsen, Bischöfin in idea 19/2012 Seite 31).

 

Die Bibel ist für uns nicht das Buch der tausend Richtigkeiten, sondern das Buch der Wahrheit. Hier begegnen wir dem lebendigen Gott. Wo sich unser Glaube auch nur teilweise auf die Bibel richtet, kommt es über kurz oder lang zu Irritationen und Verwerfungen. (Präses Christoph Morgner in der idea-Dokumentation 12/2003).

 

Der alte Mann wusste bisher nicht, dass Richtigkeit und Wahrheit Gegensätze sind. Er richtet seinen Glauben allein auf die Bibel, nicht nur teilweise. Er hat gute Erfahrungen damit gemacht. Es gibt Verwerfungen, aber die treten besonders bei der Kirchenleitung hervor, und zwar deshalb, weil sie die Autorität der Bibel verwirft.

 

 

Christen sollten die gleiche Haltung zur Bibel haben wie ihr Herr. Jesus Christus wies darauf hin, dass auch, wenn Himmel und Erde vergehen, das Wort Gottes nicht vergeht. Was die Schrift  sagt, das sagt Gott. Alles, was geschrieben steht, wird sich erfüllen. Was Gott zusagt, das hält er gewiss, unabhängig davon, was die sogenannte Wissenschaft  herausfindet. Gott weiß mehr!