Viele Katholiken berufen sich auf Joh 20, 23 und suchen über ihre Kirche Vergebung der Sünden.

Die katholische Kirche lehrt die Sündenvergebung durch einen Beichtvater, der die Vergebung zuspricht,  dafür wird gerne das Johannesevangelium zitiert: „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (Joh 20,23).

Jesus zeigt  an einem Gelähmten, dass er Sünden vergeben kann und somit am Gottsein teilhat: Jesus sprach zu dem Gelähmten: „Sohn, deine Sünden sind dir vergeben! Es saßen aber dort einige Schriftgelehrten, die dachten in ihrem Herzen: Was redet dieser solche Lästerung? Wer kann Sünden vergeben als nur Gott allein? Und sogleich erkannte Jesus in seinem Geist, dass sie so bei sich dachten; und sprach zu ihnen: Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind die Sünden vergeben! oder zu sagen: Steh auf und nimm deine Liegematte und geh umher?“ (Mk 2, 5 - 9)

Da wird das Wort für „vergeben“ im Sinne von loslassen, erlassen in der griechischen Sprache  - der Sprache des Neuen Testaments - mit „afienai“ in der Zeitform Infinitiv – das heißt grundsätzlich und unbegrenzt verwendet.

In Joh 20,23 ist in der griechischen Sprache die Zeitform in Aoirist Konjunktiv „afhte“ im Sinne von Erlassen, das ist als eine punktuelle Handlung in Möglichkeitsform. Hier wird uns schon etwas sichtbar gemacht. Jesus sagt damit den Aposteln, wenn ihr in einem Fall feststellt und es für möglich haltet, dass diesem die Sünden vergeben wurden, dann habt ihr es richtig erkannt, dann sind sie ihm tatsächlich vergeben. Wem ihr sie als Behalten erkennt, dem sind sie behalten – auch hier wieder in der Zeitform Konjunktiv Aorist – also eine punktuelle Handlung in  Möglichkeitsform.

Aber Gott allein kann Sünden vergeben

Die Apostel können also nur in Möglichkeitsform Sündenvergebung feststellen, aber Gott allein vergibt die Sünden wie folgende Stellen zeigen:
So spricht Jesus Christus im Abendmahlsaal: „Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden (Mt 26,28).
So begann Johannes in der Wüste, taufte und verkündigte eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden (vgl. Mk 1,4).
Vor seiner Himmelfahrt spricht Jesus Christus zu den Jüngern So steht es geschrieben: „In seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem (vgl. Lk 24, 47).
Petrus bezeugt vor dem Hohen Rat: „Diesen (Jesus Christus) hat Gott zum Fürsten und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu gewähren“  (Apg 5, 31)

Im Haus des Kornelius verkündet Petrus:  „Von diesem legen alle Propheten Zeugnis ab, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt. (Apg 10,43).
Paulus  fasst seine Botschaft zu Antiochia in Pisidien so zusammen: „So sollt ihr nun wissen, ihr Männer und Brüder, dass euch durch diesen Vergebung der Sünden verkündigt wird  (Apg 13,38).
Der erhöhte Christus sendet Paulus zu den Heiden, um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an ihn geheiligt sind  (vgl. Apg 26,18)
Paulus schreibt den Kolossern, dass wir in Christus die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden  (vgl. Kol 1,14)

Wir dürfen uns direkt zu Gott wenden mit unseren Sünden wie es schon David tat und  diese vor ihm  bekennen: „Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. (1 Joh 1,9).

In der Praxis hat dies Petrus in Samaria so mit dem „anscheinend bekehrten“  Simeon  gemacht. Er sagte ihm rundweg zu, dass ihm die Sünden noch nicht  vergeben sind: „Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und Bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag;  denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit! (Apg 8,21-23)

Petrus hat bei ihm festgestellt, dass er noch in Sünde ist und er noch  nicht Vergebung von Gott empfangen hat, weil er seine Gesinnung noch nicht geändert hat. Er sagt nicht, ich vergebe dir nicht. Erst wenn du Buße getan hast, dann komm und ich werde dir vergeben. Simon muss Gott bitten, dass ihm vergeben werde.

Vergebung untereinander

Es ist dieses Thema eng verknüpft mit  „Binden und Lösen“ wie es in Mathäus für die ganze Gemeinde gesprochen wird: „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18). Da spricht Jesus die gesamte Gemeinde an und nicht nur Apostel oder gar einen geweihten Priester, den es im NT überhaupt so nicht gibt.

Bei Vergehen unter Menschen geht es immer um Vergehungen gegen einen Mitmenschen und nicht um Sünden Gott gegenüber. So sollen wir einander vergeben, aber Gott allein macht frei von Sünde. „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben“ (Mk 6,14).

Frei werden von der Macht der Sünde

Sünde, Absonderung von Gott, führt immer auch in eine unfrei machende Herrschaft und Jesus ist gekommen uns auch aus dieser falschen Herrschaft zu befreien. Dazu bedarf es eines Herrschaftswechsels aus der Finsternis zum Licht, von der Herrschaft Satans zur Gottesherrschaft. Wir kommen unter das Reich Gottes, wenn wir Jesus Christus als Retter und Herrn begegnen und uns ihm unterstellen. Der Sohn Gottes ist erschienen, dass er die Werke des Teufels auch in uns zerstöre (vgl. 1 Joh 3, 8). Er hat jene, die an ihn glauben, also auch ihm glauben, dass er erlöst, losgekauft von der Macht der Sünde und uns die Sohnschaft gebracht und den Geist der Sohnschaft.

Wer in solch einer grundlegenden glaubenden Hingabe an Jesus Christus gekommen ist, für den gilt dann das ermutigende Wort des Paulus: „So soll nun die Sünde nicht herrschen in eurem sterblichen Leib, damit ihr der Sünde nicht durch die Begierden des Leibes gehorcht; gebt auch nicht eure Glieder der Sünde hin als Werkzeuge der Ungerechtigkeit, sondern euch selbst Gott hin als solche, die lebendig geworden sind aus den Toten, und eure Glieder Gott als Werkzeuge der Gerechtigkeit“ (Röm 6, 12-13).

Johannes Ramel
Neudastr. 10
A-3375 Krummnußbaum
www.johannes-ramel.at