Wiederholt hören wir, jeder Mensch ist ja ein Ebenbild Gottes und darin habe er eine unantastbare Würde. Aber fragen wir uns heute, wie kann nun diese unsere Stellung im Leben verwirklicht werden? Oder kann diese auch durch unser Verhalten verdunkelt werden? Wie finden wir wieder zu dieser vollend Ebenbildlichkeit Gottes zurück, um es auch konkret leben zu können?

Es gibt wohl keine höhere Würde des Menschen als die, ein Ebenbild Gottes sein zu dürfen.
Was steckt da für eine Liebe Gottes zu uns Menschen, für eine Erwählung und Aufgabe.
Der Mensch soll als Gottes Spiegelbild Gott zum Partner haben, den Gott anreden kann und der Gott antworten kann und so in Einheit mit Gott herrschen und ihm verantwortlich sein in seine Schöpfung. Es ist aber auch eine soziale Dimension, seine Gemeinschaftsfähigkeit gehört ebenfalls zu dieser Gottebenbildlichkeit und er soll sich als Familie verstehen, als Mann und Frau, die fruchtbar sind. „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild, uns ähnlich: die sollen herrschen über … die ganze Erde ...  Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn: als Mann und Frau schuf er sie. Und Gott segnete sie: und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehrt euch und füllt die Erde und macht sie auch untertan …“ (vgl. 1 Mo 1, 26-28)

Im Bilde Adams

Nach dem Sündenfall ist diese Art von Ebenbildlichkeit und  Herrschaft, zu der der Mensch weiterhin berufen ist, verdunkelt worden und es herrschte Sünde und Tod. Nun heißt es von den Nachkommen Adams, dass sie nach dem Bild Adams nach seinem Sündenfall gezeugt wurden: „Und Adam war 130 Jahre alt, als er einen Sohn zeugte, ihm selber gleich, nach seinem Bild, und ernannte ihn Seth“ (1 Mo 5, 3). Diese Ebenbildlichkeit ist von der Sünde Adams gekennzeichnet und wird nicht mehr Ebenbild Gottes genannt.
Als der Mensch von Gott abfiel, vertauschte er die Herrlichkeit Gottes mit dem Götzendienst, der Verehrung der äußeren Gestalt und Macht von Mensch und Tier (Röm 1, 23). Das Bild Gottes im Menschen wird nun durch die Sünde verzerrt und verdunkelt, wenn auch nicht vernichtet; als Herrschaftsanspruch des rechtmäßigen Herrn bleibt es auch unter Empörung und Abfall erhalten. Aber der Mensch und alles Menschliche stehen jetzt im Widerspruch zu Gott und damit unter seinem Gericht.

Das Bild Gottes in Christus

In Jesus Christus ist wieder die Ebenbildlichkeit Gottes sichtbar geworden. „Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist“ (Kol 1, 15). „Dieser (Sohn Gottes) ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck (Ebenbild) seines Wesens …“ (Hebr 1, 3).

Dem Bild seines Sohnes gleich gestaltet werden

Paulus erinnert die Gemeinde in Ephesus, „dass ihr, was den früheren Wandel betrifft, den alten Menschen abgelegt habt, der sich wegen der betrügerischen Begierden verderbte, dagegen erneuert werdet im Geist eurer Gesinnung und den neuen Menschen angezogen habt, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit“ (Eph 4, 22-24).
So haben die an Christus Glaubenden den alten Menschen abgelegt und den neuen in Christus  angezogen, der nach dem Ebenbild dessen ist, der ihn geschaffen hat und zugleich setzten sie fort, alle sündigen Handlungen abzulegen und als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut anzuziehen (vgl. Kol 3, 8-17). Die Herrlichkeit des Christus, der Gottes Ebenbild ist (2 Kor 4, 4) sollen wir erkennen.
Der Weg der Rückgewinnung der vollen, schöpfungsmäßigen Ebenbildlichkeit führt über Umkehr, Erlösung und Neuschöpfung in Christus. „ Denn die er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbild seines Sohnes gleichgestaltet zu werden …“ (Röm 8, 29). So sollen wir Christus ähnlich werden, wenn wir auf ihn schauen: „Wir alle, aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiele, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn“ (2 Kor 3, 18). Der „äußere Mensch“ bezeichnet nun die leibliche Seite, der „innere“ den Menschen als Gott zugewandt und von ihm erhalten und gestärkt. „Darum lassen wir uns nicht entmutigen; sondern wenn auch unser äußerer Mensch zugrunde geht, so wird doch der innere Tag für Tag erneuert“ (2 Kor 4, 16).

So ist die Ebenbildlichkeit Gottes im Menschen heute eine Gleichgestaltung dem Ebenbild des Sohnes, in dem die höchste Form der Gottebenbildlichkeit verwirklicht ist. Er wird auch als der letzte Adam auch herrschen im Reich der Himmel in der Einheit Gottes des Vaters.

Johannes Ramel
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