„Befiehl du deine Wege

und was dein Herze kränkt

der allertreuesten Pflege

des, der den Himmel lenkt!

Der Wolken, Luft und Winden

gibt Wege, Lauf und Bahn,

der wird auch Wege finden,

da dein Fuß gehen kann.“ (Vers 1)

 

D

as war eine böse Zeit, als Paul Gerhardt (1607-1676) diese wunderbaren Verse schrieb. Unter dem Waffenlärm wallensteinischer Soldaten musste er sein Studium vollenden, und die Pest wütete unter dem Volk. Als er heimkehrte, hatten schwedische Soldaten das halbe Städtchen in Schutt und Asche gelegt. So spiegeln sich in seinen Liedern die Drangsale wider, aber auch seine kindliche Hingabe an Gott. Seine persönlichen Verhältnisse waren, wie er sich selber ausdrückt, bitter wie Aloe. Das Lied „Befiehl du deine Wege“ war das beste Lied, das auf seiner Leier erklang. Das Psalmwort aus Ps. 37,5 bildet die Grundlage dazu und ist zugleich zum Akrostichon verwandt, d.h. die einzelnen Worte dieses Psalmverses bilden jeweils den Anfang der Verse des Liedes. Es ist deshalb sehr wertvoll, das Lied Vers für Vers durchzugehen:

 

„Dem Herren musst du trauen,

wenn dir’s soll wohlergehn;

auf Sein Werk musst du schauen,

wenn dein Werk soll bestehn!

Mit Sorgen und mit Grämen

und mit selbsteigner Pein

lässt Gott sich gar nichts nehmen:

Es muss erbeten sein.“ (Vers 2)

 

Haben diese Worte nicht schon manchem Menschen geholfen, der auf seinem Weg nicht weiter wusste, und ihn ermuntert, emporzuschauen zu dem Allmächtigen?! Er hat Weg allerwegen, an Mitteln fehlt’s Ihm nicht, Sein Tun ist lauter Segen, Sein Gang ist lauter Licht! Darum wollen wir den Rat Paul Gerhardts befolgen, unseren Sorgen und Schmerzen gute Nacht zu sagen, und das Sorgen dem überlassen, der im Regimente sitzt und alles wohl hinausführt. Denn in allen deinen Schwierigkeiten erweist Er sich als der weise Fürst und wird sich so verhalten, dass du dich wundern wirst, wenn Er mit wunderbarem Rat die Sache hinausgeführet, die dich bekümmert hat.

 

 

Wir haben einen ganzen Schatz dieser wunderbaren Lieder, denn wir haben noch viele von ihnen gelernt, und in Notzeiten kommen sie wieder ins Gedächtnis zurück. Dann brauchen wir nicht unbedingt ein Liederbuch, sondern können sie so singen und uns daran erquicken. Die Zeit, in der wir stehen, ist eine leichtlebige, wo es vielen Menschen äußerlich gut geht. Da entstehen auch nicht mehr solch gewaltige Lieder, und leider wird unsere Jugend mit einer anderen Musik groß, weil oft die Häuser fehlen, wo diese Lieder noch gesungen werden. Deshalb ermahne ich euch, ihr Eltern, singt bei der täglichen Andacht auch stets diese feinen Lieder, dass sie den ganzen Tag mit euch gehen!