Gott sprach: Lasst uns Menschen machen

Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.  1. Mose 1, 26

  

In diesem Text ist merkwürdig, dass der Herr sagt: „Lasst uns Menschen machen.“ Hier wird eine Beratschlagung angedeutet. Der Herr sagt nicht: Ich will Menschen machen, oder: Die Erde lasse hervorgehen, sondern: „Lasst uns Menschen machen.“ Alle anderen Geschöpfe wurden ohne eine solche Beratschlagung nur durch ein Gebot der Allmacht erschaffen.

 

Als Gott aber den Menschen erschaffen wollte, wurde eine Beratung abgehalten.

 

Unzweifelhaft waren hier alle drei Gottheitspersonen bei der Beratung. Denn jetzt sollte das Wesen erschaffen werden, das nicht nur einen irdischen, vergänglichen Leib haben sollte, sondern auch eine unsterbliche Seele, die aus Gottes eigenem Geist genommen und für ein ewiges Zusammenleben mit Gott im Himmel gebildet werden sollte. Gott sprach: „Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei.“ Da Er dabei in Seiner ewigen Voraussicht des Menschen Fall und all das Verderben und Elend, das daraus fließen würde, voraussah, wollte Er dies bedeutungsvolle Wesen nicht aus Seiner Schöpferhand hervorgehen lassen, bevor Er nicht darüber Rat gepflogen hatte und bevor nicht der Sohn, das ewige Wort, dessen Erlösung auf sich genommen hatte.

 

Der Mensch wurde also in einer ganz anderen Weise als alle, selbst die am weitesten entwickelten Tiere, erschaffen.

 

Als die Tiere erschaffen wurden, hieß es: „Das Wasser errege sich! — Die Erde lasse hervorgehen!“ Hier scheint es, als ob Gott bei ihrer Erschaffung nicht unmittelbar handelte, sondern durch Sein Allmachtswort auf einige in die Natur hineingelegte Kräfte einwirkte: „Das Wasser errege sich! Die Erde lasse hervorgehen!“

 

Als der Mensch erschaffen wurde, durften solche Naturkräfte nicht mitwirken; da wirkte Gott allein und unmittelbar, da war es Sein Werk, zu dem sich alle Gottheitspersonen vereinigten, da hieß es: „Lasst uns Menschen machen!“

 

Der Mensch ist in dieser Weise also weder durch Wasser noch durch Erde geboren, wie manchmal behauptet wird, sondern in einer besonderen und unmittelbaren Weise von Gott erschaffen, „gemacht“.

 

Noch merkwürdiger wird der Umstand, wenn wir den Ursprung der zwei Bestandteile des Menschen betrachten, den Leib und die Seele. Darüber heißt es im 2. Kapitel: „Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und Er blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele.“

 

Beachte! Gott machte den Menschen.

 

Er war damit Gottes eigenes Werk und wurde also das vollkommenste Kunstwerk auf Erden. Er machte des Menschen Leib aus Erde zur ewigen Erinnerung daran, dass wir Staub und Erdenwesen sind, weshalb der erste Mensch auch den Namen Adam erhielt, was soviel bedeutet wie „von Erde“, irdisch, das Erdenkind, auf dass wir nie vergessen sollten, wie vergänglich Leib und Zeit sind, und damit wir immer das suchen sollten, was der Ewigkeit angehört.

 

„Und Gott blies ihm einen lebendigen Odem in seine Nase.“ Hoher, edler Ursprung! Die Seele, die unsterbliche Seele, das Ewigkeitskind, das für Zeit und Ewigkeit dazu bestimmt ist, mit Gott zu leben wie ein Engel oder ein Kind mit seinem Vater — sie ist also unmittelbar von Gott gekommen. Die Schrift sagt, dass Gott den Odem, die Seele, in den Menschen blies. Hier müssen wir mit David ausrufen: „Ich danke Dir, Gott, dass ich wunderbarlich gemacht bin!“ So haben wir gesehen, wie sowohl der Leib als auch die Seele, das Erdenkind und das Ewigkeitskind, beide Gottes eigenes besonderes Werk sind.

 

Hierzu kommt noch der andere merkwürdige Umstand, dass Gott den Menschen Ihm zum Bilde schuf. Darauf hatte der Geist des Herrn uns ganz besonders durch eine eigentümliche, ausführliche Wiederholung der Sache aufmerksam machen wollen; denn so lauten die Worte: Gott sprach: Lasst uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei. — Und Gott schuf den Menschen Ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf Er ihn.“

 

Hier wird mit verschiedenen Ausdrücken wiederholt, dass der Mensch ein Bild Gottes oder ein Bild von Gott sein sollte. Wenn wir dieses Bild Gottes auch in diesem Leben nie recht verstehen können, so ist doch allein schon der Umstand ergreifend, dass gerade der Mensch zum Bilde Gottes erschaffen wurde. Das enthält doch etwas unbegreiflich Großes.

 

Daher konnte auch Gottes Sohn kommen und Mensch, unser Bruder und uns gleich werden.

 

Darum schämt Er sich auch nicht, „uns Brüder zu heißen“. Er kam, um das wiederaufzurichten, was durch den Sündenfall zerstört war. Darum sollen wir auch durch Ihn zu derselben Herrlichkeit kommen, zu der wir bei der Erschaffung bestimmt waren. Durch die neue Geburt und die neue Schöpfung werden wir neue Kreaturen in Christus und „der göttlichen Natur teilhaftig“.

 

Der neue Mensch soll täglich „erneuert werden zu der Erkenntnis nach dem Ebenbilde dessen, der ihn geschaffen hat“. Das Bild Gottes wird aber nicht eher vollkommen in uns wiederaufgerichtet, bevor wir nicht in der Auferstehung neue, unsterbliche Leiber empfangen und bevor nicht Christus in all denen offenbar wird, die da glauben, wie der Apostel Johannes sagt: „Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder und ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, dass, wenn es erscheinen wird, wir Ihm gleich sein werden, denn wir werden Ihn sehen, wie Er ist.“

 

 

Es danken Dir die Himmelsheer

O Herrscher aller Thronen,

Und die auf Erden, Luft und Meer

In Deinem Schatten wohnen,

Die preisen Deine Schöpfermacht,

Die alles hat so wohl bedacht.

Gebt unserm Gott die Ehre!

Entnommen aus dem Buch von Mag. Olof Rosenius – ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)