A.W. Tozer:

Schwaches Christentum tendiert zum Humanismus

 

… dass eure Liebe noch mehr und mehr überreich werde in Erkenntnis und aller Einsicht, damit ihr prüft, worauf es ankommt, damit ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi. Philipper 1,9.10

 

Ich erfahre viel Widerspruch, wenn ich behaupte, die Schwäche der heutigen Evangelisation liege in ihrer humanistischen Ausrichtung. Sie kämpft darum, übernatürlich zu sein – aber sie macht nicht richtig ernst damit. Sie ist einfach zu sehr beeindruckt von der großen, lauten und aggressiven Welt mit ihrer Heldenverehrung, ihrem Reichtum und ihrem stolzen Heidentum.

 

In der modernen Vorstellung vom Christentum wird Gott zu Aladins Wunderlampe, die jeden Wunsch derer erfüllt, die Seinen Sohn annehmen und einen Antrag auf Mitgliedschaft unterschreiben. Alles, was ein Sünder zu tun hat, ist erledigt, wenn er Christus annimmt. Danach braucht er nur noch mit seinem Korb zu kommen und alles – mit christlichen Vorzeichen, versteht sich – in Empfang zu nehmen, was die Welt zu bieten hat, und sich daran zu erfreuen.

 

Mit anderen Worten: Moderne Christen erhalten nach ihrer Vorstellung diese Welt und die zukünftige als Dreingabe dazu!

 

Dieses grobe Missverständnis hat seine Ursache größtenteils im evangelistischen Aktionismus der Gegenwart. Er bestimmt die Richtung des Ganzen, schafft die Programme, entscheidet über den Inhalt der Predigten, legt den Zustand der örtlichen Gemeinden, ja, ganzer Denominationen fest und gibt vor, was christliche Schreiber zu Papier bringen.

 

Dieses Konzept des Christentums ist wenig mehr als schwächlicher Humanismus, gepaart mit genauso schwachem Christentum, um ihm »kirchliche Weihen« zu verleihen. Man kann es schnell an seinem Ansatz erkennen. Stets beginnt es mit dem Menschen und seinen Bedürfnissen, dann erst sieht es sich nach Gott um. Wahres Christentum offenbart Gott als den, der die Menschen sucht, um sie von ihrem Drehen um sich selbst zu befreien!

aus "Verändert in sein Bild"  - Tägliche Andachten von A.W. Tozer - Tag: 18. Oktober