Sich im Recht zu fühlen, ist etwas anderes, als rechtmäßig zu handeln

 

… so wird der Herr jenes Knechtes kommen und … ihm seinen Teil festsetzen mit den Heuchlern.
(Matthäus 24,50.51)

 

Es scheint mir, dass es für viele Christen ein Hochgefühl bedeutet, im Recht zu sein – sie sind aber nicht willens, die Unbequemlichkeiten auf sich zu nehmen, die es mit sich bringt, wenn man richtig handeln will!

 

Der schreiende Widerspruch zwischen Theologie und Praxis unter den bekennenden Christen ist ein verheerenderes Übel für das Christentum als der Kommunismus, der Katholizismus und der Liberalismus zusammengenommen.

 

Die Kluft zwischen Theorie und Praxis ist so weit, dass einem Fremden, der zufällig beidem begegnet, nicht im Traum einfallen würde, beides habe etwas miteinander zu tun.

 

Ein intelligenter Beobachter unserer menschlichen Szene, der die Sonntagmorgen-Predigt hört und nachher, am Sonntagnachmittag, das Verhalten der Gottesdienstbesucher betrachtet, käme zu dem Schluss, hier handle es sich um zwei gegensätzliche Weltanschauungen!

 

Christen können weinen und beten, wenn sie an wunderbare Wahrheiten denken, nur um sich diesen Wahrheiten zu entziehen, wenn es um die schwere Aufgabe geht, sie in die Praxis umzusetzen.

 

Die Durchschnittsgemeinde wagt es einfach nicht, ihre Praxis an den biblischen Vorgaben zu prüfen. Sie duldet Dinge, die dem Willen Gottes diametral entgegenstehen. Dies kann man nur erklären, wenn man eine Bewusstseinsspaltung in der religiösen Persönlichkeit voraussetzt. Der Verstand kann etwas annehmen und die Gefühle können es bejahen, während der Wille sich sträubt und die Füße sich weigern, den richtigen Weg zu gehen!

 

Weil sich aber Christus direkt an unseren Willen wendet, fühlen wir uns zu der Frage berechtigt, ob diese geteilten Seelen sich wohl jemals in Wahrheit dem Herrn ausgeliefert haben!

aus "Verändert in sein Bild"  - Tägliche Andachten von A.W. Tozer - Tag: 18. Januar