C. O. Rosenius - Tägliches Seelenbrot
Glaube und Taufe stehen zusammen
Nach Seiner Barmherzigkeit machte Er uns selig durch das Bad der Wiedergeburt.
Titus 3,5
Welch große Gnadenschätze hat der Herr doch mit der Taufe verbunden; was und wie viel empfangen wir da!
Es heißt nämlich nichts Geringeres als „selig zu werden“. Selig werden bedeutet und enthält, von allen unseren Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels befreit und dafür in das unendliche Erbe und die Güter der ewigen Seligkeit versetzt zu werden, um auf einmal die volle Gnade, das Kindesrecht bei Gott, die Ehre und die Herrlichkeit wiederzuerhalten, zu denen wir bei der ersten Schöpfung bestimmt waren. Durch den Sündenfall hatten wir sie verloren, durch Christi Dazwischentreten mit Seinem Tun und Leiden, ja, mit Seinem Tode und Seiner Auferstehung wurden wir aber wieder voll berechtigt. Liebesrat sondergleichen! Dies alles wollte Christus durch die angeführten Worte mit der Taufe verbinden und in sie gleichsam hineinlegen, um in dieser Weise den einzelnen Besitzer all dieser Gnade durch ein sichtbares Zeichen in Seiner Gemeinde hervorheben zu können und uns dadurch endlich dazu zu vermögen, Seine große, aber geistliche und unsichtbare Gabe zu umfassen und daraus Trost zu holen.
Das Taufwasser, wie gering es dem äußeren Auge auch scheinen mag, ist also ein überaus reiches und kostbares Wasser. Es verhält sich damit geradeso, als wenn ein sehr reicher Mann von einem einfachen Ring sagt: „Wer diesen Ring bekommt und annimmt, der soll mich und mein ganzes Vermögen besitzen.“ Dann wäre dieser Ring, der an und für sich nur einige Mark wert ist, dennoch ein wunderbar kostbarer Ring. Er besitzt ja nicht nur seinen materiellen Wert, sondern mit ihm ist zugleich die Person, die das Versprechen gab, und ihr ganzes Vermögen verbunden. Und warum dies? Nur um des Versprechens willen, dass nämlich derjenige, der diesen Ring bekommt und annimmt, dies alles besitzen solle. Genauso verhält es sich mit der Taufe. Ohne das Wort Gottes ist sie nur Wasser und von keinem Wert, durch das Verheißungswort aber, das Christus mit diesem Wasser verband, ist sie ein Sakrament, in das alle Gnade und die ganze Seligkeit hineingelegt ist.
Wie oft verfährt Gott so, dass ER unsichtbare und himmlische Gnadengaben mit irdischen und sichtbaren Dingen und Zeichen verbindet. Das schwache, sinnliche und kleingläubige Menschenherz hat immer dessen bedurft. Dafür haben wir viele Beispiele im Alten Testament, Beispiele, die gerade unsere Erlösung durch Christus bezeichnen. Als die Kinder Israel vom Schwert des Würgeengels verschont bleiben sollten, geschah dies durch das sichtbare Zeichen, dass die Türschwelle mit dem Blut des Passahlammes bestrichen wurde. Als sie in der Wüste von den feurigen Schlangen gebissen wurden, sollten sie durch das Anschauen der ehernen Schlange vom Tode errettet werden. Von diesem Rettungszeichen steht ausdrücklich: „Welche sich zu demselben Zeichen kehrten, die wurden gesund, nicht durch das, was sie anschauten, sondern durch Dich, aller Heiland. — Denn es heilte sie weder Kraut noch Pflaster, sondern Dein Wort, Herr, welches alles heilt.“
In 2. Kön. 5 haben wir ein treffendes Vorbild auf die Taufe sowie darauf, wie sich unsere Vernunft dazu stellt. Als der syrische Feldhauptmann Naeman zum Propheten Elisa kam, um Hilfe zu suchen und von seinem Aussatz gereinigt zu werden, erhielt er durch seinen Boten lediglich die Zusage: „Wasche dich siebenmal im Jordan, so wirst du rein.“ Das erzürnte Naeman, und er zog weg, weil der Prophet nicht ein Mittel anwandte, sondern ihm nur einen Diener mit einem so einfachen Gebot sandte. Als er sich aber doch noch dazu bewegen ließ, auf die Worte des Propheten hin in den Jordan zu steigen, wurde er laut der Zusage sogleich vollständig gesund und rein. Und wodurch geschah dies? Gewiss nicht wegen irgendeiner Eigenschaft des Jordanwassers, sondern wegen des damit verbundenen Verheißungswortes: „Wasche dich, so wirst du rein!“
Welch ein Vorbild auf die Taufe — und auf uns!
Erstens sehen auch wir nur einen geringen Diener Gottes die Taufe verrichten, und zwar in so schlichter und einfacher Weise. Wenn wir Gott selber mit himmlischer Feierlichkeit taufen sähen und Ihn uns die Seligkeit zusagen hörten, dann würden wir glauben, dann wäre es auch von Wichtigkeit und Wert; nun aber ist es eine so alte und weit hergeholte Zusage, nun sehen wir nichts vor Augen. Zweitens starren wir das Wasser an und denken: „Ist denn nicht das Wasser z.B. meiner reuevollen Tränen besser, um die Sünde damit abzuwaschen, als dieses aus dem Brunnen geschöpfte, das auf den Leib gegossen wird?“
Fahren wir nun fort, nur auf das Wasser zu blicken und die Worte der Verheißung zu vergessen, dann werden wir leichtsinnige Verächter der Taufe und des Herrn Jesus und verbleiben im Aussatz unserer Sünde. Können wir dagegen im Glauben auf das Wort und auf die Verheißung Jesu zu diesem Wasser sehen, dann wird es uns ganz dem Worte gemäß ergehen, dass wir rein, ja selig werden. Denn es ist weder ein Traum noch eine Erdichtung, sondern es ist eine ewige, göttliche Wahrheit. ER, der da spricht: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“, kann doch nicht lügen!
Und wenn dieser Herr ein Wort spricht, dann gilt das tausendmal mehr als alle unsere Meinungen und Gedanken.
Lasst uns darum ohne die geringsten Seitenblicke die Augen fest auf die Worte des Herrn gerichtet halten, denn nichts in der Welt ist gewisser und zuverlässiger als dieses.
Wie die Gnadenworte lauten;
O dass wir Ihm doch besser trauten,
Glaub’ und Taufe stehn beisammen,
So wie Unglaub’ und Verdammen.
Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ Andacht zum 29. September von Carl Olaf Rosenius
(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)