Otto Stockmayer aus "Die Gnade ist erschienen"

Die richtige Stellung zum Wort Gottes

 

Denn welche der Geist Gottes treibt (leitet), die sind Gottes Kinder Römer 8,14

 

Neben der rechten Stellung zu Gott dem Vater und dem Sohn ist die richtige Stellung zum Wort Gottes wesentliche Bedingung für Geistesleitung. Geist Gottes und Wort Gottes sind nicht zu trennen. Wer aus dem Geist gezeugt ist, ist gezeugt aus dem unverweslichen Samen des ihm verkündigten Wortes Gottes, das da bleibt in Ewigkeit (1. Petr. 1,23-25).

 

Das Wort Gottes ist das Schwert des Geistes, gegen das kein Irrgeist zu stehen vermag. Wer darum vom Geist Gottes geleitet werden, vor fremdem Geist bewahrt bleiben will, der muss im Wort Gottes zu Hause sein; was in der Bibel geschrieben steht, muss ihm unbedingte Autorität sein. Nährt sich ein aus dem Wort Gezeugter nicht aus dem Wort Gottes, wehrt er sich nicht damit und beugt er sich nicht darunter, so verleugnet er seine Herkunft, und dann kann ihn der Heilige Geist verleugnen im Augenblick, wo er der Geistesleitung am meisten bedürfte.

 

Der auch dem Leib nach aus dem Geist gezeugte Jesus hat seine göttliche Abstammung dadurch bekundet, dass er sich von Kindheit mit der unverfälschten Milch des Wortes Gottes nährte. Als Knabe schon war er daheim in dem, was seines Vaters war, noch wörtlicher: "in den Dingen seines Vaters", worunter in der Situation, die Lukas 2 uns vor Augen führt, nichts anderes verstanden werden kann als die Heilige Schrift, die im Tempel gelesen wurde.

 

Mit der Fülle des Heiligen Geistes, die er bei seiner Taufe empfing, kam dann auch der Gang seines äußeren Lebens unter die unmittelbare und ununterbrochene Leitung des Geistes. Wie der Geist vom Jordan weg den Herrn in die Wüste geführt, so führte er ihn drei Jahre hindurch von Ort zu Ort, bis der Herr durch den gleichen ewigen Geist am Kreuz sich opferte.

 

War aber mit der Wassertaufe Jesu am Jordan die Untertänigkeit im Elternhause aufgehoben, so wurde mit der daran sich anschließenden Geistestaufe seine Untertänigkeit unter die Heilige Schrift verklärt und versiegelt. Alles Zeugen und Leiden, alle prophetische und priesterliche Tätigkeit des Herrn hatte die Heilige Schrift zur Richtschnur. Das Verlangen, dass die Schrift erfüllt werde, begleitete den Gesalbten Gottes auf Schritt und Tritt; es war ihm tiefstes Lebensbedürfnis.

 

Wollen wir Geistesleitung haben und unter Geistesleitung bleiben, so muss unser Tun und Lassen, unser Dichten und Trachten durchzogen sein von dem Verlangen, dass die Heilige Schrift auch in unserem Leben zu ihrem vollen Recht gelange, dass das Wort in uns Gestalt gewinne.

 

aus "Die Gnade ist erschienen" von Otto Stockmayer, Tag 01. Juni