Der alte Mann und Apostelgeschichte 12
Rolf Müller
Der erste Apostel war durch Herodes hingerichtet worden. Den Juden gefällt das. Herodes wittert Chancen, seinen wackligen Thron zu stärken. Herodes hat Lust, weiter zu morden und schnappt sich Petrus. Und wie! Siebzehn bewaffnete Soldaten bewachen ihn. Außerdem wird er noch an zwei Soldaten angekettet. Wahrscheinlich stehen auch noch mindestens zwei Soldaten vor der Gefängniszelle. Schwere Türen versperren den Weg in die Freiheit. Alarmstufe Eins am Königshof! Petrus im Hochsicherheitstrakt!
Den alten Mann wundert es, welchen Respekt Herodes vor einem einfachen Fischer hat, der das Evangelium verkündigt. Wenn das die Christen unserer Tage wieder wüssten, welche Sprengkraft im Wort Gottes steckt!
Der alte Mann staunt, dass Petrus in der Nacht vor seiner Hinrichtung so fest schläft, dass der Engel Gottes ihn wachrütteln muss. Er braucht nicht viel Fantasie, um sich die Szene vorzustellen. Petrus rappelt sich schlaftrunken auf und taumelt zur offenen Tür. „Halt, Petrus!“ ruft der Engel. „Du bleibst doch mit deinem losen Gewand am nächsten rostigen Nagel hängen! Gürte dich!“ „Moment – willst du vielleicht ohne Schuhe los?“ Petrus zieht die Schuhe an und er will wieder zur Tür. „Den Mantel, Petrus, draußen ist es kühl.“
Der alte Mann versteht nicht, dass die vielen Wärter von der ganzen Sache nichts mitkriegen. Der Herr hatte sie in tiefen Schlaf versenkt. Petrus läuft durch die Gassen von Jerusalem. Dann steht er vor der Tür der "kämpfenden Gemeinde“. In einer Gebetsgemeinschaft ringen sie um die Freilassung des Petrus. Petrus klopft. Das Mädchen Rhode öffnet und verkündet der Gemeinde: „Petrus steht vor der Tür!“
Der alte Mann fragt sich, ob die Gemeinde jetzt ein dankbar fröhliches Halleluja anstimmt? Nein, das ist nicht der Fall. In unser heutiges Deutsch übersetzt, erklären sie der Rhode: „Du bist verrückt! Du spinnst! Du hast nicht alle Tassen im Schrank!“
Dem alten Mann ist klar, dass nicht die Beter Gott umgestimmt haben, zumal sie ja selber nicht glaubten, dass Petrus frei war. Nein, es war Gottes Wille und Plan, den Petrus zu befreien.
„Als es aber Tag wurde, entstand eine nicht geringe Verwirrung unter den Soldaten, was wohl mit Petrus geschehen sei.“ Herodes war wütend, dass ihm der Fischer aus dem Netz geschlüpft ist. Er verdonnerte die Wachen zu schweren Strafen. Das Ereignis bringt ihn aber nicht zum Nachdenken, im Gegenteil. Er kommt nicht zur Ruhe. Er bildet sich göttliche Eigenschaften ein. Das war’s dann aber auch schon, er wird von Würmern aufgefressen. So endet der stolze König Herodes.
Der alte Mann begegnet manchmal Leuten, die Gottes Allmacht anzweifeln. Die Frage kann doch nicht sein, ob Gott genügend Macht hat, seine Pläne auszuführen. Es geht einzig und allein darum, ob Gott will oder nicht.
Gott hat zugelassen, dass Jakobus enthauptet wurde. Petrus dagegen kommt frei. Wer will dem Herrn Vorschriften machen? Sein Werk kann niemand hindern. Wer ist schon ein Herodes? Was bewirken schon Soldaten, Ketten und eiserne Türen? Und wer ist das „Bodenpersonal Gottes“, das sich für unersetzlich hält? Wer sind die „treuen Beter“, die sich einbilden, den Arm Gottes bewegen zu können? Gut, dass wir noch treue Beter haben, aber nicht sie haben Petrus aus dem Gefängnis befreit. Aufgabe des Beters ist es nicht, Gottes Pläne zu ändern, sondern ihn zu verherrlichen und für seine Pläne zu danken. In unserem Kapitel beherrscht nur einer das Feld: der auferstandene Jesus Christus.
„Und das Wort Gottes wuchs und breitete sich aus.“ Da muss der alte Mann schmunzeln. Herodes will die Gemeinde ausrotten. Und was geschieht? Die Gemeinde wächst! Ist das nicht göttlicher Humor? Der im Himmel wohnt, lacht ihrer.
Der alte Mann muss an den Turmbau zu Babel denken. Auch da macht sich Gott regelrecht lustig über die Leute, die bis an den Himmel bauen wollen. Gott fährt herab und setzt sich gewissermaßen noch eine Brille auf, damit er die paar Steinchen auch sehen kann, die die Menschen da übereinander getürmt haben.
Dem alten Mann wird bewusst, welche Segensströme aus den Kreisen entschiedener Christen in unser Volk fließen könnten, wenn wir uns den Blick für die Souveränität Gottes schenken lassen würden. Das würde auch uns souverän machen. Wir reden zwar davon, dass Jesus Sieger ist, aber wir leben, als wäre das nicht der Fall. Jesus ist Herr! Als Gläubige brauchen wir wieder einen Blick für diese Tatsache, damit wir als Salz der Erde und als Licht der Welt für Jesus wirken können.
Jesus Christus hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Sein Plan ist wunderbar und er führt alles herrlich hinaus. Er ist souverän. Er muss uns nicht fragen. Er braucht uns nicht. Sein Plan erfüllt sich, entweder im Einklang mit unseren Gebeten oder auch gegen unsere Gebete.
Aufgabe des Beters ist nicht, Gottes Pläne zu ändern, sondern ihn zu verherrlichen und für diese Pläne zu danken. Unsere Bitte kann nur sein: „Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.“