Ein Leben im Segen

unter der Führung des Geistes Gottes

von Karl Zimmermann

Geistliches Wachsen in Weisheit und Heiligung

Jesus will uns durch Sein Wort ein geistliches Wachsen schenken: Kolosser 1,10:

„Dass ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes.“

Epheser 1,17:

„Dass der Gott unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.“

Zu diesem Lernprozess soll uns die Fürbitte des Psalmisten auf den Weg bringen:

„Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. Denn deine Güte ist groß gegen mich, du hast mich errettet aus der Tiefe des Todes.“ (Psalm 86,11-13).

Das ist die Aussage, die wir bei Nehemia und vielen anderen Personen in Gottes Wort lesen. Gott der Herr hört auch heute nicht auf, die Seinen auf Bedingungen aufmerksam zu machen, die zu erfüllen sind: Sein Wort aufzunehmen, darüber in Ruhe nachzudenken, um seinen Rat und Seine Führung zu verstehen. Er will uns die Kraft und Einsicht in Herz und Gedanken legen, damit unser Denken und Wollen und Tun durch Seinen Segen recht gelingen.

Wir wollen uns darauf aufmerksam machen, dass der, der in Gottes Wort gut bewandert ist, dem Heiligen Geist die Möglich-keit bietet, ihm eine baldige Antwort auf eine Frage zu geben oder in Form einer Ermahnung zu helfen oder zu raten.

Da haben wir vielleicht Schwierigkeiten, weil wir uns mit Gottes Wort nicht oder wenig beschäftigen. Dieses Übel hat sich in unseren Kreisen sehr eingeschlichen, weil wir uns daran gewöhnt haben, nur noch von vorne zu hören. Dabei wird in der Regel allerdings nur der Verstand erreicht. Das Ziel des Wortes Gottes ist aber das Herz.

Das alleinige Hören des Wortes bleibt für das geistliche Leben ohne Bedeutung, wenn es lediglich ein Kopfglaube bleibt. Wenn der Geist Gottes die gehörten Worte nicht in die Seele und das Gewissen des Hörers einbringen kann, ist das gehörte Wort nicht in der Lage, in dem Herzen des Hörers geistliche Frucht zu erwirken. Wir brauchen uns hier nur an den Gelehrten der Schrift, an Nikodemus zu erinnern. All sein Wissen über den Buchstaben des Gesetzes und der Propheten hatte ihn dem göttlichen Heil keinen Schritt näher gebracht.

Ich erinnere mich da noch an meine Jugendzeit. Da stand vornehmlich in unseren Jugendkreisen das Auswendiglernen von Gottes Wort im Vordergrund. Es gab damals eine internationale Vereinigung von jungen Leuten, deren Verband heute noch existiert, sie nannten sich die „Nagivatoren“. Sie hatten eine Menge Bibelworte gesammelt und boten diese auf Lernkärtchen zum Auswendiglernen an. Wir lernten alle wie in einem Wettstreit. Aber wir merkten bald, dass uns das der Lebendigkeit des Wortes Gottes nicht näher brachte.

Für den, der den inneren Wunsch hat, dass das Wort Gottes lebendig in ihm wirken möge, gibt es einen wirkungsvollen Weg. Wenn du sonntags zum Gottesdienst gehst, dann stecke dir ein Blatt Papier und einen Stift in die Tasche. Schreibe dir die Textstelle auf, worüber der Verkündiger spricht. Kritisiere nicht seine Auslegung, sondern höre ihm zu. Wenn Du dann nach Hause kommst, nehme dir einen Augenblick Zeit, hole dir den Zettel hervor und schlage die Worte in deiner Bibel einmal auf und lese sie mehrmals für dich ganz alleine. Beim Lesen denke bitte nicht nur daran, was der Verkündiger zu dem Wort gesagt hat, sondern werde einen Augenblick still darüber und höre in dich hinein, was dir persönlich während und nach dem Lesen des Wortes in den Sinn gelegt wird. Lese in den kommenden Tagen noch einmal dieses Wort, das du auf dem Papier vermerkt hattest. Wenn die Woche um ist, wirst du merken, dass diese Worte in deinem Herzen und in deinen Gedanken etwas in Bewegung gebracht haben. Es hat eine innerliche Beziehung zu dir gefunden, weil es sich in dir frei bewegen darf.

Lass für dich die Verkündigung des Bruders als sein Zeugnis gelten und beginne du damit, dieses Gotteswort in Ruhe und Stille in dir arbeiten zu lassen. Wenn andere gerne über das verkündigte Wort kritisieren, gehe du ihnen aus dem Wege. Wenn du dich darin übst, in deinem Herzen und in deinen Gedanken einem Wort Gottes Raum zu geben, kommt dir der Heilige Geist zur Hilfe. Er wird dir dieses Wort für dich ganz persönlich wichtig machen, so dass du wie der Psalmist in Psalm 119, 105 bald sagen wirst:

„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“

Auf diese Weise wird dir das Wort Gottes lebendig werden. Das ist die Möglichkeit, dem Heiligen Geist den innerlichen Kontakt mit dir zur gegenseitigen Freude zu erleichtern.

Man hält sich heute in der Regel an Kommentaren fest. Aber diese Auslegungen sind meist geis-tiger statt geist-licher Art. Auf diese Weise kann nur das Kopfwissen wachsen. Gottes Geist will aber in unserem Herzen zu Hause sein. Er ruft den Einzelnen und bietet sich an, ihm in Seinem Wort durch Seinen Geist zu begegnen. In Johannes 16,13 lesen wir, dass Er uns in alle Wahrheit führen will. Das göttliche Wort, das in unserem Herzen Wurzeln schlagen kann, ist die allein fruchtbringende Lebensführung.

Alle klugen und intellektuellen Worte, alle politischen Ideen, alle weltweiten Prophezeiungen, alle Unternehmungen, sei es militärisch oder im friedlichen Sinne, sind ohne Ausnahmen gescheitert, - aber Gottes Wort hat sich von Anfang bis heute bewahrheitet.

Wir haben uns anhand von biblischen Berichten deutlich ge-macht, wie Gott der Herr die Seinen in ihrem täglichen Leben führen will. Die Heilige Schrift teilt mit, dass Gott für jeden der Seinen einen Ratschluss getroffen hat, nach dem Er Seine Kinder zum ewigen Heil zubereiten will. Ich möchte dazu zwei Bibelstellen in unser Gedächtnis rufen. Wir lesen in Sprüche 19,21:

„In eines Mannes Herzen sind viele Pläne; aber zustande kommt der Ratschluss des Herrn.“

Der Apostel Paulus sagt in Epheser 1,9:

„Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hat.“

Für das persönliche Glaubensleben eines Wiedergeborenen ist es - und jetzt bin ich ganz vorsichtig - gut zu wissen, was Gott der Herr mit ihm vor hat. Können wir das denn erfahren?

Paulus sagt den Ephesern hier: Ja! Wir wollen versuchen, dieser Aussage nachzugehen.

Aufgrund dieses Seines Ratschlusses führt uns der Herr den Weg, auf dem Er uns zu dem von Ihm verheißenen Ziel führen will. Da sich aber unser alter Mensch immer mal wieder zur Wehr setzt und seinen eigenen Weg gehen will, versucht uns Gott der Herr auf Seine Weise immer wieder zur Besinnung zu bringen, um uns dorthin zurückzuführen, wo wir den biblischen Weg verlassen haben. Denken wir an den verlorenen Sohn. Er musste erst zur Einsicht kommen und dann das Haus des Vaters wieder aufsuchen. Dort fand er dann Gnade und Hilfe.

Wir haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass diese göttliche Erziehungsweise von uns oft nicht erkannt wird. Wir glauben ja, einen Plan fassen zu können, und für diesen selbstgewählten Weg bitten wir dann um den Segen Gottes. Diese Denkart hat sich bei den meisten Gläubigen eingeschlichen. Aber Gottes Wort lehrt uns, unser Leben etwas sorgfältiger zu gestalten.

Wo kann die Ursache liegen, dass Kinder Gottes hier so große Schwierigkeiten haben? Unsere Frage müsste lauten: Wie erkennen wir Gottes Gedanken, damit wir Seinem Ratschluss entsprechend auf Seinem Wege wandeln und in unserem täglichen Leben Gottes Hilfe, Barmherzigkeit und die Herrlichkeit Jesu hier auf Erden schon sehen und erleben dürfen? Hältst du das für möglich?

Um unserem Thema etwas genauer nachzugehen, erlaube mir einige Fragen. Kommen wir vielleicht nur deshalb zusammen, weil wir auch dabei gewesen sein wollen; weil man das so tut; weil man dazu gehören möchte; vielleicht um der Gemeinschaft willen?

Oder beschäftigen wir uns mit dem Wort Gottes, weil es erfahrbar, eine nahrhafte geistliche Speise für unser tägliches Leben ist? Lesen und hören wir nicht nur, so dass sich das geschriebene und gehörte Wort auch in unserem Herzen so aufschließen kann, dass es für unser tägliches Leben Kraft und Hilfe, Wegweisung ist?

Es geht um die Frage, ob das Wort Gottes in unserem Herzen fest verankert ist und nicht nur in unserem Kopf lebt. Nur aus dem Herzen heraus kann unserem Willen befohlen werden, dass wir bereit werden, dem Rat Gottes zu folgen. Das ist die Erwartung, die unser himmlischer Vater an uns stellt. Dazu ist es nötig, dass wir, ganz persönlich, du und auch ich, Seine Worte verstehen und lernen, wie Er durch sie mit uns reden und uns führen will. Zu dieser Antwort müssen wir das Wort Gottes zu Rate ziehen. Über diese Frage, ob wir, die wir ganz gewöhnliche Leute sind, die Worte der Heiligen Schrift überhaupt verstehen können, ist man sich durchaus nicht einig. Ich möchte einen Fall schildern, der uns das deutlich macht.

Während meines Berufes hatte ich katholische Kollegen. Eine Kollegin fragte mich, ob sie nicht einmal in unserer Gemeinde einer Predigt zuhören dürfte. Sie war an einem Sonntag anwesend und hat meiner Wortauslegung zugehört. Ihr katholischer Ehemann, der auch zu unserem Kollegium gehörte, kam an dem folgenden Montag zu mir und fragte, wieso ich mir erlauben könne, das Wort der Heiligen Schrift auszulegen, das könne doch nur der Bischof. Lache bitte nicht. Weißt du nicht, dass auch unsere Gemeinden auf dem Weg nach Rom sind? Ist es nicht in den meisten Gemeinden üblich geworden, dass nur ein Studierter das Wort auslegt, weil man glaubt, dass er das Wort Gottes richtig verstehen würde?

Ich hoffe, du ahnst jetzt, wie tief diese Frage geht: Verstehen wir Unstudierten das Reden des Herrn durch Sein Wort zu uns? Ich weiß sehr wohl, dass der Herr in Seiner Gnade einigen Brüdern eine besondere Gabe der Auslegung gegeben hat. Sie tragen dann allerdings auch eine besondere Verantwortung. Aber wir müssen wissen, dass die Verse, die Worte, die Buchstaben, die wir in der Heiligen Schrift lesen, nur Träger des göttlichen Geheimnisses sind. Jesus sagt in Johannes 6,63:

„Der Geist ist es, der lebendig macht. Das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.“

Wer also Jesus als Herrn in seinem Herzen wohnen hat, hat geistliches Leben in sich und vermag damit die tiefe Wahrheit Seines Wortes zu verstehen. Der Apostel Paulus sagt dazu in
2. Korinther 3,5-6:

„Nicht, dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

Der Apostel will deutlich machen, dass die geschriebenen Worte in der Schrift Leben in sich tragen, die uns aber durch die Hilfe des Geistes Gottes aufgeschlossen werden müssen. Es gibt viele Christen, die glauben, dass die Wahrheit der Schrift etwas sei, was man nach dem Buchstaben verstandesmäßig auf-nehmen und festzuhalten vermag. Sie reduzieren damit die biblische Wahrheit zu einem Gesetz. So behandelt auch heute der Buchstabengläubige die biblisch