Ein Leben im Segen

unter der Führung des Geistes Gottes

von Karl Zimmermann

Geistliches Wachsen in Weisheit und Heiligung

Jesus will uns durch Sein Wort ein geistliches Wachsen schenken: Kolosser 1,10:

„Dass ihr des Herrn würdig lebt, ihm in allen Stücken gefallt und Frucht bringt in jedem guten Werk und wachst in der Erkenntnis Gottes.“

Epheser 1,17:

„Dass der Gott unseres Herrn, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den Geist der Weisheit und der Offenbarung, ihn zu erkennen.“

Zu diesem Lernprozess soll uns die Fürbitte des Psalmisten auf den Weg bringen:

„Weise mir, Herr, deinen Weg, dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte. Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen und ehre deinen Namen ewiglich. Denn deine Güte ist groß gegen mich, du hast mich errettet aus der Tiefe des Todes.“ (Psalm 86,11-13).

Das ist die Aussage, die wir bei Nehemia und vielen anderen Personen in Gottes Wort lesen. Gott der Herr hört auch heute nicht auf, die Seinen auf Bedingungen aufmerksam zu machen, die zu erfüllen sind: Sein Wort aufzunehmen, darüber in Ruhe nachzudenken, um seinen Rat und Seine Führung zu verstehen. Er will uns die Kraft und Einsicht in Herz und Gedanken legen, damit unser Denken und Wollen und Tun durch Seinen Segen recht gelingen.

Wir wollen uns darauf aufmerksam machen, dass der, der in Gottes Wort gut bewandert ist, dem Heiligen Geist die Möglich-keit bietet, ihm eine baldige Antwort auf eine Frage zu geben oder in Form einer Ermahnung zu helfen oder zu raten.

Da haben wir vielleicht Schwierigkeiten, weil wir uns mit Gottes Wort nicht oder wenig beschäftigen. Dieses Übel hat sich in unseren Kreisen sehr eingeschlichen, weil wir uns daran gewöhnt haben, nur noch von vorne zu hören. Dabei wird in der Regel allerdings nur der Verstand erreicht. Das Ziel des Wortes Gottes ist aber das Herz.

Das alleinige Hören des Wortes bleibt für das geistliche Leben ohne Bedeutung, wenn es lediglich ein Kopfglaube bleibt. Wenn der Geist Gottes die gehörten Worte nicht in die Seele und das Gewissen des Hörers einbringen kann, ist das gehörte Wort nicht in der Lage, in dem Herzen des Hörers geistliche Frucht zu erwirken. Wir brauchen uns hier nur an den Gelehrten der Schrift, an Nikodemus zu erinnern. All sein Wissen über den Buchstaben des Gesetzes und der Propheten hatte ihn dem göttlichen Heil keinen Schritt näher gebracht.

Ich erinnere mich da noch an meine Jugendzeit. Da stand vornehmlich in unseren Jugendkreisen das Auswendiglernen von Gottes Wort im Vordergrund. Es gab damals eine internationale Vereinigung von jungen Leuten, deren Verband heute noch existiert, sie nannten sich die „Nagivatoren“. Sie hatten eine Menge Bibelworte gesammelt und boten diese auf Lernkärtchen zum Auswendiglernen an. Wir lernten alle wie in einem Wettstreit. Aber wir merkten bald, dass uns das der Lebendigkeit des Wortes Gottes nicht näher brachte.

Für den, der den inneren Wunsch hat, dass das Wort Gottes lebendig in ihm wirken möge, gibt es einen wirkungsvollen Weg. Wenn du sonntags zum Gottesdienst gehst, dann stecke dir ein Blatt Papier und einen Stift in die Tasche. Schreibe dir die Textstelle auf, worüber der Verkündiger spricht. Kritisiere nicht seine Auslegung, sondern höre ihm zu. Wenn Du dann nach Hause kommst, nehme dir einen Augenblick Zeit, hole dir den Zettel hervor und schlage die Worte in deiner Bibel einmal auf und lese sie mehrmals für dich ganz alleine. Beim Lesen denke bitte nicht nur daran, was der Verkündiger zu dem Wort gesagt hat, sondern werde einen Augenblick still darüber und höre in dich hinein, was dir persönlich während und nach dem Lesen des Wortes in den Sinn gelegt wird. Lese in den kommenden Tagen noch einmal dieses Wort, das du auf dem Papier vermerkt hattest. Wenn die Woche um ist, wirst du merken, dass diese Worte in deinem Herzen und in deinen Gedanken etwas in Bewegung gebracht haben. Es hat eine innerliche Beziehung zu dir gefunden, weil es sich in dir frei bewegen darf.

Lass für dich die Verkündigung des Bruders als sein Zeugnis gelten und beginne du damit, dieses Gotteswort in Ruhe und Stille in dir arbeiten zu lassen. Wenn andere gerne über das verkündigte Wort kritisieren, gehe du ihnen aus dem Wege. Wenn du dich darin übst, in deinem Herzen und in deinen Gedanken einem Wort Gottes Raum zu geben, kommt dir der Heilige Geist zur Hilfe. Er wird dir dieses Wort für dich ganz persönlich wichtig machen, so dass du wie der Psalmist in Psalm 119, 105 bald sagen wirst:

„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“

Auf diese Weise wird dir das Wort Gottes lebendig werden. Das ist die Möglichkeit, dem Heiligen Geist den innerlichen Kontakt mit dir zur gegenseitigen Freude zu erleichtern.

Man hält sich heute in der Regel an Kommentaren fest. Aber diese Auslegungen sind meist geis-tiger statt geist-licher Art. Auf diese Weise kann nur das Kopfwissen wachsen. Gottes Geist will aber in unserem Herzen zu Hause sein. Er ruft den Einzelnen und bietet sich an, ihm in Seinem Wort durch Seinen Geist zu begegnen. In Johannes 16,13 lesen wir, dass Er uns in alle Wahrheit führen will. Das göttliche Wort, das in unserem Herzen Wurzeln schlagen kann, ist die allein fruchtbringende Lebensführung.

Alle klugen und intellektuellen Worte, alle politischen Ideen, alle weltweiten Prophezeiungen, alle Unternehmungen, sei es militärisch oder im friedlichen Sinne, sind ohne Ausnahmen gescheitert, - aber Gottes Wort hat sich von Anfang bis heute bewahrheitet.

Wir haben uns anhand von biblischen Berichten deutlich ge-macht, wie Gott der Herr die Seinen in ihrem täglichen Leben führen will. Die Heilige Schrift teilt mit, dass Gott für jeden der Seinen einen Ratschluss getroffen hat, nach dem Er Seine Kinder zum ewigen Heil zubereiten will. Ich möchte dazu zwei Bibelstellen in unser Gedächtnis rufen. Wir lesen in Sprüche 19,21:

„In eines Mannes Herzen sind viele Pläne; aber zustande kommt der Ratschluss des Herrn.“

Der Apostel Paulus sagt in Epheser 1,9:

„Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hat.“

Für das persönliche Glaubensleben eines Wiedergeborenen ist es - und jetzt bin ich ganz vorsichtig - gut zu wissen, was Gott der Herr mit ihm vor hat. Können wir das denn erfahren?

Paulus sagt den Ephesern hier: Ja! Wir wollen versuchen, dieser Aussage nachzugehen.

Aufgrund dieses Seines Ratschlusses führt uns der Herr den Weg, auf dem Er uns zu dem von Ihm verheißenen Ziel führen will. Da sich aber unser alter Mensch immer mal wieder zur Wehr setzt und seinen eigenen Weg gehen will, versucht uns Gott der Herr auf Seine Weise immer wieder zur Besinnung zu bringen, um uns dorthin zurückzuführen, wo wir den biblischen Weg verlassen haben. Denken wir an den verlorenen Sohn. Er musste erst zur Einsicht kommen und dann das Haus des Vaters wieder aufsuchen. Dort fand er dann Gnade und Hilfe.

Wir haben uns darauf aufmerksam gemacht, dass diese göttliche Erziehungsweise von uns oft nicht erkannt wird. Wir glauben ja, einen Plan fassen zu können, und für diesen selbstgewählten Weg bitten wir dann um den Segen Gottes. Diese Denkart hat sich bei den meisten Gläubigen eingeschlichen. Aber Gottes Wort lehrt uns, unser Leben etwas sorgfältiger zu gestalten.

Wo kann die Ursache liegen, dass Kinder Gottes hier so große Schwierigkeiten haben? Unsere Frage müsste lauten: Wie erkennen wir Gottes Gedanken, damit wir Seinem Ratschluss entsprechend auf Seinem Wege wandeln und in unserem täglichen Leben Gottes Hilfe, Barmherzigkeit und die Herrlichkeit Jesu hier auf Erden schon sehen und erleben dürfen? Hältst du das für möglich?

Um unserem Thema etwas genauer nachzugehen, erlaube mir einige Fragen. Kommen wir vielleicht nur deshalb zusammen, weil wir auch dabei gewesen sein wollen; weil man das so tut; weil man dazu gehören möchte; vielleicht um der Gemeinschaft willen?

Oder beschäftigen wir uns mit dem Wort Gottes, weil es erfahrbar, eine nahrhafte geistliche Speise für unser tägliches Leben ist? Lesen und hören wir nicht nur, so dass sich das geschriebene und gehörte Wort auch in unserem Herzen so aufschließen kann, dass es für unser tägliches Leben Kraft und Hilfe, Wegweisung ist?

Es geht um die Frage, ob das Wort Gottes in unserem Herzen fest verankert ist und nicht nur in unserem Kopf lebt. Nur aus dem Herzen heraus kann unserem Willen befohlen werden, dass wir bereit werden, dem Rat Gottes zu folgen. Das ist die Erwartung, die unser himmlischer Vater an uns stellt. Dazu ist es nötig, dass wir, ganz persönlich, du und auch ich, Seine Worte verstehen und lernen, wie Er durch sie mit uns reden und uns führen will. Zu dieser Antwort müssen wir das Wort Gottes zu Rate ziehen. Über diese Frage, ob wir, die wir ganz gewöhnliche Leute sind, die Worte der Heiligen Schrift überhaupt verstehen können, ist man sich durchaus nicht einig. Ich möchte einen Fall schildern, der uns das deutlich macht.

Während meines Berufes hatte ich katholische Kollegen. Eine Kollegin fragte mich, ob sie nicht einmal in unserer Gemeinde einer Predigt zuhören dürfte. Sie war an einem Sonntag anwesend und hat meiner Wortauslegung zugehört. Ihr katholischer Ehemann, der auch zu unserem Kollegium gehörte, kam an dem folgenden Montag zu mir und fragte, wieso ich mir erlauben könne, das Wort der Heiligen Schrift auszulegen, das könne doch nur der Bischof. Lache bitte nicht. Weißt du nicht, dass auch unsere Gemeinden auf dem Weg nach Rom sind? Ist es nicht in den meisten Gemeinden üblich geworden, dass nur ein Studierter das Wort auslegt, weil man glaubt, dass er das Wort Gottes richtig verstehen würde?

Ich hoffe, du ahnst jetzt, wie tief diese Frage geht: Verstehen wir Unstudierten das Reden des Herrn durch Sein Wort zu uns? Ich weiß sehr wohl, dass der Herr in Seiner Gnade einigen Brüdern eine besondere Gabe der Auslegung gegeben hat. Sie tragen dann allerdings auch eine besondere Verantwortung. Aber wir müssen wissen, dass die Verse, die Worte, die Buchstaben, die wir in der Heiligen Schrift lesen, nur Träger des göttlichen Geheimnisses sind. Jesus sagt in Johannes 6,63:

„Der Geist ist es, der lebendig macht. Das Fleisch nützt nichts. Die Worte, die ich zu euch geredet habe, die sind Geist und sind Leben.“

Wer also Jesus als Herrn in seinem Herzen wohnen hat, hat geistliches Leben in sich und vermag damit die tiefe Wahrheit Seines Wortes zu verstehen. Der Apostel Paulus sagt dazu in
2. Korinther 3,5-6:

„Nicht, dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.

Der Apostel will deutlich machen, dass die geschriebenen Worte in der Schrift Leben in sich tragen, die uns aber durch die Hilfe des Geistes Gottes aufgeschlossen werden müssen. Es gibt viele Christen, die glauben, dass die Wahrheit der Schrift etwas sei, was man nach dem Buchstaben verstandesmäßig auf-nehmen und festzuhalten vermag. Sie reduzieren damit die biblische Wahrheit zu einem Gesetz. So behandelt auch heute der Buchstabengläubige die biblischen Texte und gibt sie zusammen mit seinem Glaubensbekenntnis wie ein Gesetzbuch weiter. Im Vordergrund steht dann immer die Aufforderung: „Du musst, du musst, dies und jenes tun.“

Der Buchstabengläubige, der das Wort nur kraft seines Wissens und Könnens liest, hat nur zwei Möglichkeiten, mit dem gelesenen Wort umzugehen.

1.    Entweder er liest das Wort und versucht es mit seiner menschlichen Klugheit zu verstehen und gibt das dann mit seiner sprachlichen Begabung weiter.

 

2.    Oder er liest in den Kommentaren nach, was andere schon darüber zu Papier gebracht haben. Aber bei beiden Weisen bleibt das geistliche Geheimnis des gelesenen Wortes verborgen.

So sagen heute die Evangelikalen:

„Wenn du den Text liest, dann hast du die Wahrheit.“

Das ist Buchstabengläubigkeit, Wortgläubigkeit. Auf diese Weise bleibt uns das geistliche Geheimnis des Wortes völlig verborgen. Diese übliche Lehre ist die Ursache des vielfältigen Formen-wesens der christlichen Institutionen. Das Ergebnis ist letztlich das geistliche Erlahmen der Zuhörer.

Ich möchte ein Erlebnis mitteilen, das deutlich macht, wie lebendig das Wort Gottes ist und sein will und wie man es doch falsch verstehen kann. Wir waren in einer Bibelwoche bei der Betrachtung Josefs. Da ich persönlich glaube, dass die Schrift nicht lügt, habe ich seine Kindheit geschildert. Meine Erkenntnis ist, dass Jakob, sein Vater, seinen Lieblingssohn, den Josef, vor all seinen Brüdern zum Nachteil des Jungen verwöhnt hat. Diese falsche Erziehung stellt sich bald heraus, als er seine Brüder bei dem Vater anklagt und dadurch die Beziehung zu seinen Brüdern völlig verliert.

Um nun deutlich zu machen, welche Folgen eine solche falsche Erziehung hat, habe ich gesagt, dass Josef ein arroganter Junge geworden sei. Als dieser Begriff „arrogant“ gefallen war, entstand bei einer Zuhörerin eine große Unruhe. Ich ahnte, aus welchen Kreisen sie kam. Es gibt Gemeinschaften, die lehren eine absolute Typologie. Das heißt, alle Glaubensmänner des Alten Bundes werden von ihnen als Vorläufer von Christus gesehen und sind folglich unantastbar. Diese Erkenntnis hat im 18. Jahrhundert ihren Weg in viele christliche Versammlungen gefunden. So hatte ich nach der Erkenntnis dieser Schwester die Beurteilung „Arroganz“ nicht nur auf die Jugendzeit Josefs bezogen, sondern ihrer Erkenntnis nach auch auf unseren Herrn Jesus Christus. Sie hat dann tatsächlich eine Reihe der Gäste so beeinflusst, dass diese nicht mehr wiederkamen. Es macht mich immer traurig, dass solche Sondererkenntnisse Trennungen hervorrufen.

Nun folgte der nächste Tag. In der ersten Pause kam eine Schwester zu mir und sagte: „Ich möchte mich für die gestrige Auslegung herzlich bedanken. Mir ist die Auslegung der falschen Erziehung des Josef eine Hilfe geworden. Meine Tochter ist von Arroganz befallen. Ich habe nicht gewusst, dass das meine Schuld ist. Ich habe sie wirklich allen ihren Geschwistern vorgezogen.“

Merkst du, was passiert war? Die eine der Zuhörerinnen beurteilte die Auslegung nach ihrer absolut allein richtigen Erkenntnis. Wer eine andere Erkenntnis hatte als sie, der lag falsch. Und solche Leute sind unbelehrbar. Die andere Schwester hatte als Mutter auf die Auslegung des Wortes gehört und das mit ihrem Leben verglichen. Ihr war das Wort Hilfe und Trost geworden. Jetzt wusste sie, auf welche Weise sie den Herrn bitten konnte, der Tochter zu helfen. Hier hatte der Geist Gottes wirken können.

Das Wort der Heiligen Schrift ist durch den Geist Gottes den Schreibern des Wortes Gottes inspiriert worden. Die dem Wort innewohnende göttliche Wahrheit will der Heilige Geist den Seinen nun auch weiterhin offenbaren. Er will auch heute den gläubigen Leser oder Hörer des Wortes Gottes inspirieren, ihm das Wort aufschließen, verständlich machen. Das geschieht geist-lich und hat mit Klugheit nichts zu tun. Das bedarf aber der persönlichen Verbindung durchs Gebet mit unserem Herrn. Er will uns durch den Heiligen Geist in unserem Herzen Sein Wort öffnen und unseren Gedanken verständlich machen. Sich das schenken zu lassen, dazu bietet der Herr den Seinen eine Hilfe an. Wir haben eben von den unterschiedlichsten Erkenntnissen gesprochen. Sie entstehen fast immer durch geistige, kluge Erklärungen. Der Heilige Geist will aber geist-liche Hilfe vermitteln. Was soll ich hier jetzt tun? Heißt das, dass ich Ihm alles im Gebet sagen und Ihm es dann überlassen soll, wann und wie Er mir antwortet?

JA – wir müssen lernen, uns in Geduld zu üben. Der Herr vergisst unsere Fragen und Bitten niemals. Gottes Wort gibt uns dazu die Anleitung in Psalm 37,7:

„Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.“

ER kommt nie zu spät. Wir sind nur oft zu ungeduldig. Ich weiß sehr wohl, dass es Ereignisse und Vorfälle in unserem Leben gibt, wo wir sofort Stellung nehmen müssen. Aber auch dabei kommt es darauf an, dass wir den Herrn sofort auf der Stelle um Hilfe und Rat bitten. Er will und kann uns in allen Schwierigkeiten raten und helfen. Wir müssen uns immer erneut bewusst machen, dass Er durch Seinen Geist in unserem Herzen wohnt. Er hört unser Rufen und Fragen. Er wird uns antworten! Hören wir auf Ihn?

Unsere Fragen müssen uns ins Gebet führen. Unsere ganze Not und Unerfahrenheit sollten wir Ihm klagen und dann warten lernen, bis Er uns Seine Antwort in Herz und Gedanken legt. Wir müssen lernen, um Geduld zu bitten und Fürbitte zu halten für das, was sich uns als Schwierigkeit erweist. Sind wir uns überhaupt darüber im Klaren, dass die Fehler oft in uns selbst liegen? Darum müssen wir zuweilen lange auf eine Antwort von unserem Herrn warten. Es gibt für Ihn kaum etwas Schwereres, als uns deutlich zu machen, dass wir persönlich die Ursache eines Fehlers sein können. Wer lässt sich davon schon gerne überzeugen? Aber diese Erfahrung lässt ein immer größeres Vertrauen zu unserem Herrn wachsen. Einige unserer Glaubensväter sind auf diese Weise zu einer Gelassenheit in ihrem Leben gekommen, so dass unser Herr sie letztlich zu Propheten und Sehern gebrauchen konnte.

Im Stillesein und Beten lernen wir, die Sprache des Heiligen Geistes zu verstehen. Das Wort aus Psalm 119, 67 ist mir da eine große Hilfe geworden:

„Ehe ich gedemütigt wurde, irrte ich; nun aber halte ich dein Wort.“

Wenn du zu der Überzeugung kommst, dass das, was ich hier sage, vielleicht der einsame Gedanke eines alten Mannes sei, möchte ich gerne einen erfahrenen Bruder zur Sprache kommen lassen. Als ein einfacher Bruder hat er über mehrere Jahr-zehnte in einer Gemeinde Dienst getan, es ist William TOZER. Er spricht aus seiner langjährigen Erfahrung und sagt:

„Manchen mag es schockieren, dass es einen Unterschied zwischen „Bibelbelehrten“ und „Geistbelehrten“ gibt. Trotzdem ist das so! Es ist möglich, die Grundlagen des Glaubens zu kennen und doch von der ganzen Sache nichts zu verstehen. Und es ist möglich, fortzufahren und sogar ein Experte in biblischer Lehre zu werden, ohne geistlich erleuchtet zu sein. Daraus ergibt sich, dass ein Schleier über dem Verständnis liegen bleibt, der das Erfassen des geistlichen Wesens der Wahrheit verhindert.

Die meisten von uns kennen Gemeinden, die ihre Kinder die Bibel lehren und das Gelernte in „Christenlehre“ und Konfirmandenunterricht festigen und doch kein lebendiges Christentum oder spürbare Gottesfurcht hervorbringen. Als Mitglieder liefern sie keine Beweise dafür, vom Tode zum Leben hinübergegangen zu sein. Keines der Kennzeichen der Errettung, die in der Bibel so klar beschrieben werden, wird bei ihnen gefunden. Ihr religiöses Leben verläuft korrekt und ist bemerkenswert nur moralisch; alles bei ihnen ist mechanisch und gar nichts Strahlendes geht von ihnen aus. Viele von ihnen nehmen alles furchtbar ernst; aber sie sind geist-lich blind.

Es wird gesagt, dass die Schrift mit demselben Geist gelesen werden muss, der sie ursprünglich inspiriert hat, wenn man sie verstehen will. Das wird niemand leugnen; aber selbst ein solcher Satz wird bei denen nur im Kopf stecken bleiben, deren Herz der Heilige Geist nicht entflammt hat.“

So sieht das Bruder Tozer.

Wenn es denn nun bei uns so wäre, was ist dann zu tun? Es ist für den nicht schwer, der ehrlich seine Not erkennt und nach Hilfe ruft. Der, der wirklich helfen kann, unser Heiland Jesus Christus, zeigt uns einen ganz einfachen Weg. Wir wissen alle um diesen Weg. Wir haben ihn unseren Kindern immer wieder empfohlen: „Du musst beten!“ Aber als wir erwachsen wurden, war uns das zu einfach, zu billig. Wir wollen ja irgendwie mitwirken und an einem Erfolg beteiligt sein. Und genau da liegt der Fehler.

Ich lese das Wort gekürzt vor, wo uns die göttliche Hilfe geöffnet wird, weil ich es schon einige Male erwähnt habe.

„Und wenn ihr betet, so sollt ihr nicht sein wie die Heuchler. Wenn du aber betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater wird dir’s vergelten. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft.(Matthäus 6,5-8).

Diese Worte tragen die ganze göttliche Hilfsbereitschaft in sich. Hier stehen wir am Ende unserer Frage, die wir uns zu Anfang stellten: „Wie erzieht uns Jesus durch Seinen Geist?“ Es geht um unser Gebetsleben, wo wir uns vor dem Angesicht Gottes ganz öffnen können und dürfen und nichts zurückhalten.

Es hat bei mir lange gedauert, um das zu erkennen. Aber ehe ich das irdische Leben verlassen darf, möchte ich gerne darauf aufmerksam machen, dass das Leben im Geist tiefer und lebendiger ist, als wir heute in der Christenheit vielfältig hören, sehen und erleben. Diese geistliche Abhängigkeit führt zu einer unbegrenzten Gelassenheit im Vertrauen auf Gottes Führung. Wir brauchen kein Recht zu erkämpfen, der Herr kämpft für uns! Ich schließe mit einem Wort aus Johannes 7,37-38:

„Am letzten Tage des Festes, der der höchste war, stand Jesus auf und rief: „Wen da dürstet, der komme zu  mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, von dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen.“

 

Dies allein bringt uns zur inneren Ruhe!

Am Anfang steht ein Gotteswort aus dem Alten Testament. Dieses Wort wird sich im Laufe unserer Betrachtung als neutestamentlich wirkungsvolle Lebenshilfe herausstellen: (Psalm 92,14):

„Die gepflanzt sind im Haus des HERRN, werden in den Vorhöfen unseres Gottes gedeihen.“

Wir haben zuletzt zwei Männer betrachtet, die in ihrem Charakter sehr unterschiedlich waren.

Nehemia, ein Mann, der äußerlich still und ruhig, für sein Leben versorgt, aber innerlich besorgt war.

Petrus, aufgrund seines Berufes wohl körperlich stark, schnell in seinen Entschlüssen und im Zugreifen aktiv, aber innerlich schwankend und labil.

Am Schluss stellten wir fest, dass Gott der Herr beide Männer, die in ihrem Wesen unterschiedlicher nicht hätten sein können, durch Seine Erziehung zu Gottesmännern werden ließ, die uns als Vorbild dienen. Da entsteht die Frage: Wie geschieht es durch Gottes Hilfe, dass wiedergeborene Menschen durch Seinen Heiligen Geist so verändert werden können? Die Antwort finden wir in dem zu Anfang verlesenen Psalm 92,14. Ich versuche, den Vers im neutestamentlichen Sinne zu verstehen:

„Die durch Gottes Geist Neugeborenen werden im Laufe ihres Glaubenslebens zu zufriedenen und glücklichen Gotteskindern.“

Damit diese göttlichen Verheißungen in Erfüllung gehen, müssen die Gläubigen Gottes Wegführungen gehorsam folgen. Es geht nicht um die bekannten Aufforderungen: Du musst dies und jenes tun, um ein richtiger Christ zu werden. Aber Äußerlich-keiten sind kein Zeichen innerlicher Reife. Wir wissen ja, dass der Herr nach Matthäus 7,6 seine Perlen nicht wahllos um sich streut. Zu Nikodemus sagt Jesus:

„Es sei denn jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Ich habe viele Gläubige kennengelernt, die nach der Hilfe des Herrn suchten, um in großer Aktivität den Weg zu einem zufriedenen und geheiligten Leben zu finden. Aber es war alles ohne Erfolg. Auch ich hatte einen Plan für mein Leben und glaubte, Gott der Herr wäre wohl damit einverstanden. Aber ich habe erleben müssen, dass dem nicht so war. Das sind für mich schwierige Jahre gewesen, zumal mein Vater, der für mich immer der geistliche Berater war, nicht mehr lebte. Aber seine Ermahnung, die Hilfe in Gottes Wort zu suchen, haben meine Gedanken letztlich dorthin geführt, auf dessen Wegführung mich mein Vater immer hingewiesen hatte.

Wir werden schon in Sprüche 3,5-6 darauf hingewiesen:

„Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in all deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“

Dies zu tun, habe ich lange lernen müssen. Es hat eine lange Zeit gedauert, bis ich begann, das Wort Gottes sorgfältiger für mich zu lesen. Ich lernte bald, dass ich die Bedingungen, von denen ich in Gottes Wort las, erfüllen sollte, Sprüche 3,5: „Mich von ganzem Herzen auf den Herrn zu verlassen und nicht auf meinen Verstand…“. Da wuchs in meinem Herzen ein ganz neues Verhältnis zu dem Herrn, der mich ja recht führen wollte. Es hat lange gedauert, bis ich verstehen lernte, warum Vieles, was ich plante, nicht in Erfüllung ging.

Da ist mir die Frage gekommen: Hat Gott der Herr mein Leben ohne mich geplant und nur darauf gewartet, bis ich auf Seinen Plan, Seine Bedingungen einging? Hat Er nicht locker gelassen, bis ich mich auf den Weg führen ließ zu dem Ziel hin, das Er für mich gesteckt hatte?

Da stehen wir dann vor der entscheidenden Frage: Kann ein Kind Gottes sehen, beobachten und entdecken, wohin der Herr führen will?

Jesus Christus redet heute nicht akustisch mit uns. Hier führen uns die Charismatiker in die Irre. Was ist dann aber nun zu tun? Wir haben schon darüber gesprochen, dass der Heilige Geist manche Antwort in unsere Herzen und Gedanken legt. Es gilt allerdings, auf diese Gedanken in Herz und Sinn aufmerksam zu achten. Das ist die Art, durch die uns der Heilige Geist raten und führen will.

In Nehemia haben wir solch einen geistlich hörenden Menschen kennengelernt. Von solchen Berichten, in denen Gott der Herr die Seinen belehrt, ist das Alte Testament voll. Wir müssen aufmerksam lesen und betend darüber nachdenken.

Der Geist Gottes belehrt auch heute auf die gleiche Weise.

Die Berichte des Alten Testamentes sind eine Quelle von Segen. Ein treues Gotteskind ist in ständiger innerer Erwartung. Es ist ein geistliches Lernen, wodurch der Glaube wächst und immer mehr von Christus erfüllt wird. Zu solch einem Lernprozess schreibt Spurgeon, der König unter den Verkündigern:

„Den menschlichen Geist zu beruhigen, still vor dem Herrn zu sein, in heiliger Geduld auf die Zeit zu warten, wenn alle schwer verständlichen Führungen aufgeklärt sind – das ist es, wonach jedes begnadete Herz streben sollte. Zeit zählt bei dem Herrn nicht, so sollte es auch bei uns sein. Gott ist es wert, dass man auf Ihn wartet.“

Der Heilige Geist belehrt uns auf vielerlei Weise, die uns im Vertrauen der Führung Gottes gegenüber wachsen lässt. Das zu lernen geschieht nicht durch Vorträge oder Kommentare, man kann es sich auch nicht während eines Studiums aneignen. Aber unser Bibelvers, den wir zu Beginn gelesen haben, belehrt uns in seinem zweiten Teil, wie wir in unserem Glaubensleben wahrnehmen können, dass in unserem Herzen und Sinn etwas durch den Heiligen Geist in Bewegung gesetzt wird. Unser geistliches Wachsen in Weisheit und Heiligung vollzieht sich nicht in einem Akt, sondern geschieht durch viele kleine Schritte bis zur wirklichen Vollendung. Der Heilige Geist führt den Gläubigen im täglichen Leben von einer Erfahrung zur anderen.

Wir haben zu Anfang von einem göttlichen Versprechen gelesen:

„Sie werden gedeihen in den Vorhöfen unseres Gottes.“

Im Neuen Testament werden dem Gläubigen durch den Heiligen Geist diese göttlichen Gnadengaben geschenkt, die ihn in seinem geistlichen Wachstum fördern.

ØEr schenkt ein Wachstum in der Erkenntnis:

     „Wachset aber in der Gnade unseres Herrn und Heilands Jesus Christus. Ihm sei Ehre jetzt und für ewige Zeiten.“
(2. Petrus 3,18).

ØEr schenkt ein Wachsen in der Weisheit:

     Das Kind aber wuchs und wurde stark, voller Weisheit, und Gottes Gnade war bei ihm.“ (Lukas 2,40).

ØEr schenkt ein Wachsen im Glauben. Der Apostel Paulus schreibt dort:

Wir müssen allezeit für euch danken, liebe Brüder, wie sich’s gebührt. Denn euer Glaube wächst sehr, und eure gegenseitige Hilfe nimmt zu bei euch allen.“

(2. Thessalonicher 1,3).

Aufgrund dieses Geschenkes der Gnade zu wachsen ist ein Beweis für die Echtheit unseres Glaubens. Da liegt für den Gläubigen in der Zeit seines Lebens der Weg, Schritt für Schritt Christus näher zu kommen, so dass Er durch den Heiligen Geist unsere Vollendung zubereitet.

Wir sehen, dass es wichtig ist, dem Ablauf unseres Lebens im Glauben Aufmerksamkeit zu widmen. Wir erinnerten uns daran, dass der Heilige Geist die Antwort auf unsere Fragen oft in unsere Gedanken hineinlegt. Wir finden in Gottes Wort, dass Er uns auch durch äußere Umstände lenkt. Wir werden entdecken, dass uns der Herr im Ablauf des täglichen Lebens begleitet und uns den rechten Weg führen will.

Wenn wir in den Evangelien lesen, wie der Herr Seine Jünger führt, fällt auf, dass Seine Wegführung meist eine hilfreiche Vorbereitung auf eine der kommenden Lebenssituationen ist. Hier gilt es für uns sorgfältig zu lesen und in Ruhe darauf zu achten, wie Er die Jünger im täglichen Leben lenkt und belehrt.

Noch einmal: Der Herr belehrt uns im Ablauf des täglichen Lebens.

Wir finden im Matthäus- und im Johannesevangelium ein verständliches Lehrstück. Hier sehen wir Jesus als einen meisterlichen Erzieher Seiner Jünger am Werk. Es hat den Anschein, als hätten diese Berichte keinerlei Beziehung zueinander. Hier wird der Fehler deutlich, dass die Berichte oft auseinandergerissen werden und jedem für sich eine besondere Bedeutung zugemessen wird. Wenn wir sie aber aufmerksam im Zusammenhang lesen, fällt auf, dass es auch eine Vorbereitung auf Zukünftiges ist und dass Jesus Seine Jünger so führt, dass ihr Glaube immer erneut eine Bewährung erlebt. Er führt Seine Jünger so, dass sie nicht nur hören, sehen und erleben, sondern das Erlebte wird auch auf die Probe gestellt, damit sich ihr Glaube bewährt und das Vertrauen zu Ihm wächst. Ein biblisches Glaubensleben ist nicht nur ein Leben mit dem Herrn, sondern auch in dem Herrn. Der Apostel Johannes sagt in seinem
1. Brief, Kapitel 4, Vers 13:

„Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben und er in uns, dass er uns von seinem Geist gegeben hat.“

Wir wollen uns mit den Jüngern hier einmal auf den Weg machen. Ab Matthäus 14, Vers 1 ist die Rede von der Enthauptung Johannes, des Täufers. Anschließend lesen wir von der Speisung der 5.000. Danach wird von der Stillung des Sturmes berichtet, wobei Petrus dem Herrn Jesus auf dem Wasser entgegengeht.

Das scheinen alles Einzelereignisse zu sein. Aber der Geist Gottes lässt uns in einen lehrreichen Zusammenhang hineinschauen. Jesus führt Seine Jünger in Situationen, in denen ihr Vertrauen wachsen soll. Auf die gleiche Weise können auch wir als Nachfolger Jesu Christi in unserem alltäglichen Leben lernen, mit unseren Sinnen und Gedanken auf die Ereignisse zu achten, in die uns der Herr hineinführt, um mit Hilfe des Heiligen Geistes zu erkennen, wie und wohin uns der Herr führen will. Auf diese Weise wächst unser Glaube, das Einswerden mit Christus.

Wir lesen in Matthäus 14 ab Vers 1, dass Johannes, der Täufer, enthauptet wird. Er hat dem König Herodes die Wahrheit über sein unsittliches Leben vorgehalten. Das hat Herodes sehr verärgert. Darum wirft er den lästigen Mahner ins Gefängnis, und der Teufel findet einen Weg, diesen Mahner und Evangelisten endgültig zu beseitigen. Johannes wird enthauptet (Matthäus 14,10). Die Jünger des Johannes sind nun allein. Sie fühlen sich einsam, weil sie keinen Führer mehr haben. Sie sind ratlos und können das alles nicht verstehen. Sie fragen sich jetzt: Wer ist denn nun unser Herr, an dem wir uns halten und mit dem wir uns verbinden können? Sie sind in Not. Es heißt in Matthäus 14,12:

„Da kamen seine Jünger und nahmen seinen Leichnam und begruben ihn; und sie kamen und verkündigten das Jesus.“

Bei dieser Begegnung waren die Jünger Jesu sicherlich mit dabei, als die beiden einsam gewordenen Johannesjünger diese Nachricht überbrachten. Für diese beiden Jünger geht es nun um Glaubenserziehung.

Und dabei fällt der Zusammenhang der folgenden einzelnen Ereignisse auf.

Jetzt müssen wir aufmerksam lesen. Hier zeigt Jesus den beiden Jüngern des Johannes durch die Speisung der 5.000, wer der wirkliche Herr ist. Darum geschieht dieses Wunder, damit sie Ihn als solchen erkennen. Die Größe des Wunders ist nicht das Besondere. Nicht die Zahl derer, die gesättigt wurden, sollte ihnen ein Zeichen sein, sondern Den, der dieses Wunder tut, sollten sie erkennen.

Warum?

Weil es eines der Wunder ist, an denen die Juden nach der Verheißung ihres traditionellen Glaubens erkennen sollten, dass der, der solche Werke wirkt, der Messias ist. Aber diese Juden hier dachten nur ans Essen.

Wie ist das mit den Segnungen, die wir erleben? Sehen wir, dass da der Herr bei uns am Werk ist oder ist uns das selbstver-ständlich geworden, wenn unser Leben ruhig und geordnet und im Segen Gottes läuft? Haben wir uns einmal Gedanken darüber gemacht, warum Segnungen manchmal aufhören? Kann es sein, dass wir vielleicht bei dem Dank an den Herrn Abstriche gemacht oder auch vergessen haben zu danken? Dann haben wir dem Herrn ein Stück Seiner Ehre genommen, denn der Segen ist ein Geschenk von Ihm an uns. Und wenn wir Ihm dafür den Dank nicht bringen, dann wird Er uns zu Seiner Zeit darauf aufmerk-sam machen. Segen ist ein Werk der Erziehung Gottes.

Stellen wir uns nun gedanklich zu den Jüngern, dorthin, wo sich die 5.000 Menschen gelagert haben. Alle sind satt geworden, Vieles ist noch übrig geblieben. Diese Speisung zeigt, was Jesus vermag. Er macht aus wenig immer mehr, als wir brauchen. Die Gnade Gottes ist viel größer als unsere Not.

Gottes Segnungen haben den Sinn, dass wir verstehen lernen, wer der wirkliche Herr hier auf Erden und in unserem Leben ist.

Auch im Johannesevangelium wird uns von dieser Speisung berichtet. Johannes schildert dort, wie die Sattgewordenen auf das Wunder reagieren (Johannes 6). Sie haben die soziale Seite dieses Wunders entdeckt. Sie sind begeistert und wollen Jesus zum König machen. Dieser Wundertäter wäre die Lösung ihrer ganzen Probleme. Sie stehen noch zusammen und beraten, wie sie Ihn als König und Wohltäter gewinnen könnten. Und solche Begeisterung steckt an.

Genau das weiß Jesus. Er sieht die Gefahr für die Jünger, dass sie in diese Begeisterung mit hineingezogen werden können und ihr eigentliches Ziel aus den Augen verlieren. Jesus kennt diese Gefahr, denn Begeisterung trägt nicht durch.

Darum stellt Jesus Seine Jünger an die Arbeit. Sie müssen die übriggebliebenen Reste einsammeln. Jesus ruft sie von dem begeisternden Trubel der Massen hinweg (Johannes 6,12-13). Jetzt muss sich das bewähren, was sie gerade mit dem Herrn erlebt haben. Es muss sich innerlich festigen, was sie äußerlich gesehen haben; Glaube, Abhängigkeit muss jetzt wachsen.

Hier schickt Jesus Seine Jünger von dieser Arbeit des Einsammelns der Reste zu einem Schiff aufs Meer. Jetzt wird die Bewährung des Erlebten, die Stärkung des Glaubens einge-leitet.

Wer denkt schon nach dem erlebten großen Wunder an kommende Schwierigkeiten? Wenn man Den zum Herrn hat, der mit einem Mal Tausende sättigen kann, der kann doch sicherlich auch ein Boot an das andere Ufer bringen! Hier dürfen wir eines nicht übersehen, Jesus weiß nicht nur um den kommenden Sturm. Er ist der Herr des Sturmes! Es steht in Matthäus 8,27 geschrieben: „Was ist das für ein Mann, dem Wind und Meer gehorsam sind?“

Aber – Windböen kommen auf, während die Jünger im Boot sind.

Zwar sind hier erfahrene Fischer im Boot, doch die Unruhe steigt. Aus den Böen entwickelt sich ein starker Sturm. Die Furcht wird groß und Angst überfällt die Jünger, obwohl doch Fachmänner im Boot sind. Hier hilft keine menschliche Aktivität oder ein großer Glaube, wie man heute in ähnlichen Situationen immer rät.

Der Herr schickt Prüfungen, damit unser Vertrauen zu Ihm wächst und sich bewährt. Dabei sollen wir lernen, dass Er uns nie alleine lässt, wie Er auch hier Seine Jünger im Boot nicht alleine ließ. Doch wer denkt in solchen existenziellen Nöten an Ihn, den Retter und Wundertäter, dann, wenn die Not kaum noch zu ertragen ist? Selbst Seine Jünger erkennen Ihn nicht und sehen Ihn nur nebelhaft, als wäre es ein Gespenst (Matthäus 14,26). Doch – Jesus, der Retter und Heiland, ist da! Es bedarf nur eines Wortes, und der Sturm muss sich legen.

Wir müssen aus ähnlichen Situationen lernen. Auch wir erleben Augenblicke, in denen wir hilflos und ängstlich sind. Das sind die Augenblicke, wo uns unser Herr zur Seite stehen will. Er ist bereit, uns zu helfen, dass wir zur Bewährung unseres Glaubens kommen. Der Glaube bewährt sich nur in der Anfechtung! Und das alles geschieht unter der weisen Erziehungshand unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus in unserem täg-lichen Leben.

Die Ursache unserer Zeugnislosigkeit dieser Tage liegt darin, dass wir Christen mit unseren Gedanken meist in der Welt leben und nicht aufgrund unseres Glaubens im Königreich der Himmel. Da, wo wir Zeugnisse hören, geht es fast immer nur um unser ICH, MEIN, MIR, MICH, statt um das ER. Es ist meist von der Gabe die Rede, aber nicht von dem Geber. Unsere Glaubens-zeugnisse wollen in der Regel unseren persönlichen Glauben unter Beweis stellen. Dann steht Christus, der Geber und Heiland unseres Lebens, nicht im Mittelpunkt unserer Gedanken und Sinne, sondern unser persönliches Wollen und Tun. Darum entdeckt man in unserem täglichen Leben auch den Herrn und Führer unseres Lebens so wenig. Wo und wie soll sich unser Glaube bewähren, wenn wir allen Anfechtungen aus dem Wege gehen? So bauen wir unser Glaubensleben auf Sand.

Der Evangelist Matthäus berichtet die Speisung der 5.000 in Kapitel 14. Ab Vers 22 berichtet er das Ereignis der Stillung des Sturmes. Das ist der Augenblick, wo die ängstlichen Jünger ihren Herrn auf dem See erkennen. Einer der Jünger wagt sich ein Stück weiter vor, als die anderen. Es ist Petrus. Er ruft dem Herrn zu, dass er zu Ihm kommen möchte. Man ist geneigt, hier schnell über ihn zu urteilen. Aber Petrus will sich nicht profilieren. Er will hier nicht zeigen, dass er einen größeren Glauben hat als die anderen. Wir sollten vielmehr den deutlichen Ruf des Jüngers beachten. Petrus ruft: „Herr, - bist du es?“ Aus diesem Ruf heraus hört man Vertrauen. Petrus weiß, wenn das unser Herr ist, dann kann ich zu Ihm gehen, auch auf dem Wasser. Er will den anderen nichts vormachen, vielmehr will er zu seinem Herrn. Ist uns das überhaupt wichtig geworden, was da geschieht? Jesus lässt Petrus zu sich kommen, - auf dem Wasser!

Das sollte für uns bedeuten:

Wer auf Jesus Christus als seinen Herrn vertraut, dem hilft Er, auch wenn sich der Rufende einmal ein Stück weiter vorwagt, als andere.

Was Petrus hier erlebt, ist trotz seines folgenden Hilferufes Glaubensstärkung durch Erziehungshilfe vom Herrn.

Das Letzte des gleichen Berichtes lesen wir in Johannes 6,19-21. Die Jünger haben, als sie auf dem See sind, etwas Fremdes auf sich zukommen sehen und fürchten sich, bevor sie Jesus erkannt hatten. Er aber sprach: „Ich bin’s – fürchtet euch nicht.“ Da zieht Ruhe, Vertrauen ein. Dann kommt aber in Johannes 6,21 noch eine eigentümliche Mitteilung:

„Da wollten sie ihn in das Schiff nehmen. Und sogleich gelangte das Schiff an das Land, wohin sie unterwegs gewesen waren.“

Als die Jünger noch allein im Boot waren und der Wind ihnen entgegen stand, fürchteten sie sich, nicht mehr lebend ans andere Ufer zu kommen. Darum baten sie Ihn, in ihre Lebenssituation einzusteigen. Und durch das Hineinnehmen des Herrn in ihr Boot kamen die Jünger jetzt ohne Angst, selbst ohne Mühe, am anderen Ufer an.

Auf dem Wege mit dem Herrn erleben auch wir Anfechtungen und Segnungen. Er führt durch Tiefen auf ungeahnte Höhen. Bei allem hat unser Herr die geistliche Erziehung Seiner Kinder im Auge. Wir werden darauf achten müssen, wie Jesus uns Seine Wegführung in unsere Gedanken und Sinne legt. Wir sollten mehr darüber nachdenken, warum uns ein unwillkommener Stein auf unserem Weg ein Hindernis ist. Vielleicht kann uns solch ein Hindernis zur Besinnung bringen, einen falschen Weg eingeschlagen zu haben. Unser Herr und Führer lehrt uns, dass wir auf Seine Weise Sein Handeln verstehen lernen.

Wer im Gehorsam des Glaubens mit dem Herrn Jesus Christus lebt, dem wird in seinem Bewusstsein immer deutlicher werden, wieviel Liebe und Mühe sich der Heilige Geist macht, um uns den Willen des Sohnes Gottes zu vermitteln. Er ist stets bereit, uns deutlich zu machen, dass Er uns auf dem Weg der Heiligung führen und uns Seine göttliche Kraft schenken will.

Wir sind als Kinder Gottes hier auf Erden, um zubereitet zu werden für die himmlische Heimat. Der Apostel Paulus sagt dazu in Römer 8,29:

„Denn die er ausersehen hat, die hat er auch vorher-bestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern.“

Wir haben zu Anfang ein Gotteswort aus dem Alten Testament gelesen und haben uns gefragt, wie kann eine solche Prophezeiung des Alten Bundes in Erfüllung gehen? Ich denke, wir dürfen nun, wie wir zu Beginn versucht haben, diese alt-testamentliche Prophezeiung neutestamentlich zu deuten, darauf bedacht sein, dies als erlebbare Wahrheit in unserem Glaubensleben zu praktizieren:

 

Die durch Gottes Geist Neugeborenen macht unser Heiland im Laufe ihres Glaubenslebens zu zufriedenen und glücklichen Gotteskindern, wenn sie sich von Gottes Geist führen lassen.

 

(Zitat des 5. Kapitels des Buches "Ein Leben im Segen unter der Führung des Geistes Gottes") 

 

Ein Leben im Segen

unter der Führung des Geistes Gottes

von Karl Zimmermann

Auf dass in allem Gott verherrlicht werde

Wie Gott der Herr einen Menschen führt, können wir in dem Buch Nehemia erfahren. Wir lesen zu Anfang in Kapitel 1 die Verse 1-11.

 

Es ist für das Glaubensleben der Kinder Gottes wichtig, die Auswirkungen des Heiligen Geistes in ihrem Leben zu erkennen. Selbst bei unserer täglichen Arbeit, gleich wo und in welcher Situation, will uns Gottes Geist zur Seite stehen. Es gilt zu lernen, dass die Gegenwart des Heiligen Geistes bei der Arbeit nicht stört, sondern uns die Augen und die Gedanken zum Gelingen der Arbeit zu öffnen vermag. Dem, der die Sehnsucht in sich trägt, die Herrlichkeit Gottes hier auf Erden zu sehen und zu erleben, zeigt das Wort Gottes den Weg und schenkt das Licht, unsere tägliche Arbeit richtig zu sehen, zu beurteilen und sie auch ausführen zu können. Solch ein Leben beginnt nach der Heiligen Schrift mit der Wiedergeburt und wirkt sich durch die weise Führung des Heiligen Geistes immer mehr aus. Dieses innere Geschehen lernen wir immer besser zu verstehen, und es überträgt sich auf unsere Arbeit. Unser äußerer Mensch wird dadurch verändert und die Wirkung des Heiligen Geistes wird offenbar.

 

Es liegt nun an uns, dem Worte Gottes zuzuhören, was der göttliche Geist uns persönlich für unser Leben sagen will. Der Geist Gottes will unser Lehrer sein. Er beschenkt uns mit Seinem Rat und Seiner Hilfe. Er möchte nichts anderes von uns, als dass wir bereit sind, zu hören und Seine Hilfe anzunehmen.

Das alles erkennen wir, wenn wir betend in Gottes Wort nach den göttlichen Ratschlüssen und Wegen forschen und ihnen folgen. Wir werden bald verstehen lernen, dass nur Hören und Beten den Gehorsam nicht ersetzt, den das Wort Gottes von uns fordert.

 

Je mehr unsere angeborene Neigung stirbt, umso mehr wird die geheiligte Hingabe von innen nach außen lebendig. Die Tatsache, dass wir von einer unsichtbaren Quelle leben, wird als Zeugnis unübersehbar. Geistliches Wachstum führt der Geist Gottes bei den Seinen auf eine Weise durch, die ihnen im täglichen Leben zur Hilfe wird. Von dieser göttlichen Hilfe haben wir bei dem Psalmisten gelesen. Wir haben gesehen, dass Gott der Herr bereit ist, Seine Kinder durch Seinen Heiligen Geist nicht nur durch Seine Führung zu ermahnen, sondern auch die Wege zu der inneren und äußeren Umkehr aufzuzeigen und zu ermöglichen.

 

Wir lesen dazu noch die Verse aus Nehemia 2,1-5 und 11-18In diesem alttestamentlichen Bericht steht ein Mann im Mittelpunkt mit Namen Nehemia, d.h. auf Deutsch „Der Herr ist Trost“. Es geht um einen Menschen, der sich im Glauben an Gott den Herrn durch Gottes Geist führen lässt. Aufgrund seines Gehorsams erfüllt er den Plan Gottes. Nehemia fällt Gott durch bestimmte Eigenschaften auf:

1.    Er ist von einem einzigen Gedanken beseelt. 2.    Dieser Gedanke bestimmt sein ganzes Leben.

3.    Solch einem gehorsamen Menschen gibt Gott einen Auftrag.

 

Wir wollen uns mit der Frage beschäftigen: Wie führt dieser Mann diesen Auftrag durch?

Nehemia leidet unter etwas, was ihn selbst äußerlich gar nicht betrifft. Wir lesen im ersten Vers:

„Im Monat April des zwanzigsten Jahres meines Königs, da Wein vor ihm stand, hob ich den Wein auf und gab ihn dem König.“

Nehemia ist Mundschenk beim König von Persien. Dadurch ist er als Diener des Königs für sein Leben versorgt. Ihm fehlt es an nichts. Er hat zudem ein hohes Ansehen bei dem König. Trotzdem heißt es am Ende des Verses weiter im 2. Kapitel,
Vers 1:

„Und ich stand traurig vor ihm.“

Es fällt dem König auf, dass Nehemia an diesem Tag nicht gut aussieht. Das sieht der König an dessen Gesichtszügen. Und er fragt ihn:

„Warum siehst du so traurig drein? Du bist doch nicht krank? Nein, das ist es nicht, sondern sicher bedrückt dich etwas.“ (Vers 2).

 

Nun ist Nehemia aufgefordert, eine Antwort zu geben. Er weiß auch, was er sagen müsste, aber wie? Er hat ja hier nicht irgendeinen seiner Freunde vor sich. Er steht vor dem Herrscher des Landes, dem König. Zum anderen geht es nicht um ein alltäglich, menschliches Problem. Überraschend ist, dass sich ein König für die Lebenssituationen eines Untergebenen so interessiert und wenn überhaupt, dann doch sicherlich nicht für das, was Nehemia bedrückt. Was soll er denn nun tun? Wie es Nehemia in diesen Augenblicken zumute ist, lesen wir in Vers 2. Dort teilt er uns mit: „Ich aber fürchtete mich sehr.“ Doch sein seelischer Schmerz ist so groß, dass er sein Herz öffnet. Er sagt dem König, dass er in Wahrheit eine Sorge mit sich trägt. Er sagt ihm:

„Sollte ich nicht traurig drein sehen? Die Stadt, in der meine Väter begraben sind, liegt wüst und ihre Tore sind vom Feuer verzehrt.“

 

Nehemia legt ein Zeugnis seiner inneren Not ab. Es geht ihm um die Stadt Gottes mit Seinem Heiligtum, der Anbetungsstätte Gottes. Einige der Juden hatten nach Jahren aus der Gefangenschaft nach Hause nach Jerusalem ziehen dürfen. Sie sollten die Stadt und den Tempel wieder aufbauen. Aber dort angekommen, dachte jeder erst an sich selbst. Die folgenden Verse lassen erahnen, dass der König um den Zustand der Heimstatt Nehemias wohl wusste und welche Bedeutung sie hatte, denn er stellt ihm eine ganz unerwartete Frage: „Was begehrst du denn?“

 

Nun wird uns hier Nehemia, dieser Diener, zum Vorbild. Er fängt nicht mit einer diplomatischen Redewendung an, er versucht auch nicht, wie ein Kaufmann den König zu beeinflussen. Er wendet sich in seiner Not an Den, der in seinem Leben im Mittelpunkt steht. Wir lesen:

„Da betete ich zu dem Gott des Himmels.“ (Kapitel 2, Vers 4b).

 

Nehemia ist ein geistlicher Mann! Woran kann man das erkennen? Antwort: Er tut zur vollen Zufriedenheit seines Herrn die ihm aufgetragene Arbeit. Er klagt nicht. Er drängt nicht. Er kann auf Gottes Wirken hoffend warten. Aber, seine Gedanken weilen dort, wo seine Väter anbeteten. Es geht ihm um mehr als nur um sein persönliches Leben, es geht ihm um sein Volk. Es geht Nehemia um Jerusalem, die Stätte, an der seine Väter den Gott des Himmels anbeteten. Gott selbst steht im Mittelpunkt seines Denkens und seines Tuns.

 

Können wir uns neben Nehemia stellen? Ist Gott der Mittelpunkt unseres Denkens und Lebens?

Leben wir so eng mit unserem Herrn? Sind wir durch Seinen Geist so mit Ihm verbunden, dass wir unsere Vorhaben von Seinem Geist bestätigen lassen, so dass sie durch Seine Gnade auch gelingen? Dann leben wir nach Kolosser 3,12 wie Auserwählte, Heilige und Geliebte Gottes.

 

Steht Gott der Herr in allem an erster Stelle? Ist Er uns so heilig, dass Ihm unser erster und letzter Gedanke gilt? Oder stehen bei uns unsere Gewohnheiten und liebgewordenen Traditionen im Vordergrund? Nehemia ist zu der tiefsten Erkenntnis durchgedrungen, zu der auch heute ein Nachfolger Christi kommen kann. Bei Nehemia treffen wir auf einen Alttestamentler, der in seinem Herzen an Gottes Hilfe glaubt.

 

1. Der Gott des Himmels wird es gelingen lassen. (Kapitel 2,20). Solch ein Geliebter Gottes kann wie Nehemia ruhig und getrost den Ereignissen entgegensehen und sich auf Gottes Wirken verlassen. Der König schickt Nehemia nach Jerusalem, ausgerüstet mit allen Vorrechten, die Nehemia nicht erahnen konnte.

2.  Seine geistlichen Gedanken bestimmen sein ganzes Leben. Die Art und Weise, wie Nehemia seinen Auftrag vorbereitet, ist sehr beachtenswert. Wir lesen in Kapitel 4,13 von dem großen Bauvorhaben. Er sagt:

„Das Werk ist groß und weit, und wir sind auf der Mauer weit zerstreut und fern voneinander.“

 

Auch wir wohnen sicherlich alle weit voneinander entfernt. Aber sind unsere Gedanken wie bei diesen Männern hier, von denen wir später hören, dass sie durch diesen einen Gott vereint sind? Nehemia hat nach seiner Ankunft in Jerusalem drei Tage gebraucht, um wörtlich, wenige Männer zu suchen, denen er zutraute, dass er sich auf sie verlassen konnte. Es ist keine Massenbewegung! Aber selbst diese Wenigen wissen noch nichts Genaueres von seinem Auftrag!

 

Nehemia ist nicht der Mann, der etwas an die große Glocke hängt, um sich wichtig zu machen. Solange er selbst seinen Auftrag noch nicht ganz übersehen kann, bleibt alles zwischen Gott und ihm verborgen.

Ein geistlicher Plan wird in der Stille des Herzens vom Herrn geboren und in unseren Gedanken zum Leben erweckt.

 

Hier ist viel für uns zu lernen. Es gibt in unseren Gemeinschaften unzählige Erkenntnisunterschiede. Aber Schwierigkeiten be-reiten sie uns nur dann, wenn wir ungeistlich mit ihnen umgehen. Für wiedergeborene Menschen gibt es aber einen gangbaren Weg. Hier wird er uns gezeigt!

Nehemia ist sich selbst noch nicht ganz sicher, wie groß die Arbeit an dem Werk ist, das ihm aufgetragen wurde. Darum ist er erst einmal still und schweigt. Die letzten Erkundungen führt er unter großen Schwierigkeiten ganz alleine durch. Wir lesen in Kapitel 2,14, dass er sich mit Mühe den Weg bahnen muss. Er sagt:

„Und es war da kein Raum, dass mein Reittier mit mir kommen konnte.“

 

Er steht mit seinen Gedanken erst einmal ganz allein vor Gott, seinem Auftraggeber. Dann kommt er zum gleichen Tor wieder zurück, bei dem er seine Erkundung begonnen hat. Jetzt hat er einen Überblick. Hier sehen wir einen Mann, der sich erst einmal Klarheit darüber verschafft, was ihm sein Gott persönlich aufgetragen hat. Ist das für uns nicht vorbildlich? Nicht mit dem Brunstton der Überzeugung etwas durchdrücken wollen, sondern sich erst einmal Gewissheit darüber verschaffen, ob wir den Herrn auch richtig verstanden haben. Wenn wir glauben, einen Auftrag von Gott zu haben, müssen wir ihn mit geistlichen Augen erkennen und nicht mit unseren Worten durchboxen. Sonst ist der Herr nicht mehr auf unserer Seite. Nachdem Gottes Auftrag in Herz und Gedanken bei Nehemia verankert ist, offenbart er jetzt seinen Getreuen den Plan Gottes. Noch einmal: Wenn wir glauben, einen Auftrag von Gott zu haben, müssen wir ihn erst in unserem Herzen durch Gottes Gnade richtig erkennen. Damit meint die Schrift nicht unsere natürlichen Augen und Empfindungen, sondern den geistlichen Durchblick, den uns der Herr auf dem Weg des Gehorsams schenken will.

 

Es heißt in Sprüche 20,12:

„Ein hörendes Ohr und ein sehendes Auge, die macht beide der Herr.“

Wir haben sie nicht in unserer Natur.

Nehemia offenbarte ihnen nicht seine eigenen Pläne, sondern:

„das, was ihm Gott eingegeben hatte.“

 

Nach diesem Zeugnis, das er den Getreuen gibt, sollten auch wir unser Tun und Handeln überprüfen und durchführen. Wenn unser Leben und unsere Vorhaben so mit Gottes Willen übereinstimmen, wie das bei Nehemia der Fall war, dann können wir getrost auf die Hilfe des Herrn hoffen.

Wenn das nicht der Fall ist, dann sollten wir Nehemia als Vorbild nehmen und von einem Tor unseres Lebens zum anderen gehen, das heißt, noch einmal alles geistlich durchleuchten und überprüfen. Wo wir dann bei uns so ein zerstörtes Tor finden, wie es Nehemia bei Besichtigung der Mauer antrifft, - vielleicht eine vorschnelle Lüge, Hass, Neid, Lieblosigkeit, Eigensinn – da sollten wir das erst mit unserem Herrn ins Reine bringen und unser Leben nach Seinem Wort und Willen wieder ordnen. Wir lesen in Kapitel 2,18:

„Und ich sagte ihnen, (und jetzt müssen wir genau lesen) dass die Hand meines Gottes gütig über mir gewesen war, und auch die Worte des Königs.“

 

Können wir das von unseren Vorhaben sagen? Ist uns aufge-fallen, dass hier Nehemia mit allen Mitteln dafür sorgt, dass er mit Gott im Reinen ist?

Und damit zum Dritten:

Wie führt Nehemia den Auftrag Gottes durch?

Zwei Feststellungen haben wir gemacht.

Ø  Einmal: Er hat Gott im Mittelpunkt seines Lebens.

Ø  Zweitens: Er hat erst die Gedanken Gottes zu seinen eigenen werden lassen und nicht umgekehrt.

Und nun beobachtet Nehemia, wie Gott auch seine Arbeit lenkt.

Er achtet darauf, wo die Hand Gottes vorbereitend am Werk ist. Wenn Gott einen Auftrag gibt, trifft Er auch die Vorbe-reitungen. Wer sich geistliche Ohren und Augen schenken lässt, der entdeckt diese Vorbereitungen. Sie sind von unserem Herrn immer so angelegt, dass jedes Gotteskind sie sehen und ein Ja zu ihnen finden kann.

 

Wer dem Herrn das Sagen überlässt, der kann aufgrund Seiner Liebe an solch einem Werk unentwegt lernen. Wenn wir unsere eigenen Ziele durchsetzen, wird der Herr das zu Seiner Zeit offenbaren! Gottes Führung untersteht auch Seiner Kontrolle! Das Zeugnis Nehemias wird von seinen Helfern angenommen, weil hier Wort, Tat und Wesen übereinstimmen.

„Und sie sprachen: Auf, lasst uns bauen! Und sie nahmen das gute Werk in die Hand.“ (2,18).

Auch bei den kommenden Angriffen von außen und den Anfechtungen hat der Herr Seine Hilfe gegeben. Wenn wir Ihm gehorsam sind, wird sich das auch bei uns bewahrheiten, wie bei Nehemia. Wir finden in Kapitel 2,20 ein gemeinsames Zeugnis:

„Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen; denn wir, Seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf.“

 

Wir sind Menschen, die zuweilen von eigenen Gedanken überfallen werden, und dafür können wir uns dann auch begeistern. Und manchmal verstehen wir überhaupt nicht, dass andere da nicht mitmachen wollen. Wer kennt nicht solche Situationen?

Achten wir darauf, was der Herr bei uns tut, bei mir und bei dir? Es ist bei uns Einsicht, Demut und Geduld angesagt, um unseretwillen. Das ist das Schwierigste, was uns der Herr in unserem Leben lehren und schenken will. Er will erst mit uns persönlich ins Reine kommen. Die Zurechtführung des anderen, der uns scheinbar nicht verstehen will, ist Gottes Sache.

 

Wir sollten unser Ziel darin sehen, da neu aufzubauen, was bei uns hier und da gelitten hat und beschädigt wurde. Das können wir aber nur, wenn wir wie Nehemia dem Herrn alles in Seine Hand legen und mit Geduld als ein vorbereitetes Werk, vielleicht anders als wir es entworfen haben, aus Seiner Hand wieder in Empfang nehmen. Wir müssen oft mit unserem Heiland immer wieder neues Land betreten, uns in Seiner Liebe gegenseitig annehmen, dann wird auch eine Gemeinde nicht nur ein Ort der Gewohnheit sein, sondern in Wahrheit eine Anbetungsstätte Gottes. Erkenntnismauern, die laut einer Tradition aufgebaut werden, rufen in Wirklichkeit Trennungen hervor. Sie sind immer geis-tiger Art. Sie sind durch menschliche Klugheit zusammengefügt worden. Dort finden wir keine geist-liche Heimstätte, in denen Liebe und Barmherzigkeit zu Hause sind. So etwas will der Herr  heilen. Wenn jeder bereit ist, sich mit dem anderen unter dem Kreuz Christi zu treffen, wird man wie bei Nehemia und seinen Helfern das Werk Gottes in die Hand nehmen und Seine Gnade und Hilfe miteinander erkennen. Darum dürfen wir in Kapitel 2,18b lesen:

„Und sie sprachen: Auf lasst uns bauen! Und sie nahmen das gute Werk in die Hand.“

Und in Kapitel 2,20 lesen wir:

„Der Gott des Himmels wird es uns gelingen lassen, denn wir, seine Knechte, haben uns aufgemacht und bauen wieder auf.“

 

Wir haben auch Pläne. Wir haben sie bestens durchdacht und den Herrn darum gebeten, Er möge Seinen Segen dazu geben. Aber oft dauert es uns zu lange, wir werden ungeduldig. Wir beten intensiver und verstehen nicht, warum unser Bitten und Flehen nichts nutzt. Wenn es so ist, dann gilt für uns die Frage: „Haben wir den Herrn überhaupt einmal im Gebet gefragt, was Er von unseren Plänen hält?“

Betend warten können heißt nicht, die Erfüllung unserer Wünsche zu erleben. Vielmehr macht sich der Herr unentwegt Mühe, uns innerlich und äußerlich für das vorzubereiten, dass wir dann nicht nur den richtigen Auftrag ausüben können, sondern auch ein Glaubenszeuge sein dürfen. Wenn wir lernen wollen, unser Leben der Führung des Heiligen Geistes zu unterstellen, müssen wir immer wieder 2. Korinther 3,17 bedenken:

„Der Herr aber ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“

Und wo diese göttliche Freiheit ist, da ist Frieden. Und dort gelingt auch die Arbeit.

 

Dass wir das erleben können, haben wir bei Nehemia gesehen. Nun werden einige sagen: „Ich bin nicht bei einem solchen König beschäftigt.“ Das ist nicht das Problem. Hier geht es darum, ob wir uns dem Herrn unterstellen. Selbst jetzt wird manch einer sagen: „Ich kann das nicht. Ich führe ein solch aktives selbständiges Leben im Denken und Handeln, ich darf mich nicht aufgeben. Dann läuft nichts mehr.“ Ein anderer wird sagen: „Ich bin zu schwach. Ich fange immer etwas an und halte es nicht durch.“

Im Neuen Testament treffen wir solch einen Menschen an. Seinem Beruf nach muss er ein starker, kräftiger Mann gewesen sein. Seinem Willen nach unbeugsam. Er hat seinen Mund immer vorne. Wo es nach seiner Meinung notwendig ist, zieht er sogar das Schwert. Er sagt, er sei bereit, für seinen Herrn zu sterben.Doch in diesem scheinbar starken Manne schlummert auch das andere. Wo man ihn dringend gebraucht hätte, da schläft er. Er wärmt sich wie viele andere an einem warmen, aber fremden Feuer. Als dieser starke Mann für seinen Lebensinhalt geradestehen soll, da verlässt ihn der Mut. Er verleugnet seinen Herrn. Von ihm lesen wir in Lukas 22,62:

„Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich.“

 

Aber das ist nicht das Letzte, was wir von ihm wissen!

Er ist nicht nur wieder von seinem Herrn zurückgerufen worden. Ihm ist auch nicht nur vergeben worden. Er ist vom Herrn ausgerüstet worden mit Kraft aus der Höhe. Er hat uns in einem seiner Briefe ein Wort hinterlassen, welches uns zum Nachdenken bringen sollte. Selbst den Übersetzern macht es Mühe, die Kraft dieses Wortes zu deuten. Petrus bietet in diesem Satz denen eine Hilfe an, die von sich glauben, sie seien Versager, Feiglinge oder Unzuverlässige, wie er es früher einmal war. Petrus schreibt in seinem ersten Brief in Kapitel
2,2-5:

„Seid begierig wie neugeborene Kinder nach der unverfälschten Milch des Wortes, damit ihr durch sie wachst, wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist, zu dem hinkommend, einem lebendigen Stein, von Menschen abgelehnt und verworfen, aber bei Gott erwählt, kostbar.“

Hier stoßen wir auf drei beachtliche Worte. Es sind drei Worte, die ich aus diesem Vers hervorheben möchte:

„wenn ihr wirklich geschmeckt habt, dass der Herr freundlich ist, zu dem hinkommend…“

 

Ein schwieriges Deutsch, aber es steckt die göttliche Hilfe darin. Hier spricht jemand, der sich selbst aufgegeben hatte, aber er konnte die Erinnerung, dass einmal etwas in ihm lebendig gewesen war, nicht vergessen. Er hatte nicht den  Mut, Jesus selbst anzusprechen. Aber er suchte jetzt immer wieder die Nähe des Herrn auf. Er durfte erleben nach Johannes 21, dass der Herr ihn nicht vergessen hatte. Sein Herr hatte ihn nicht aufgegeben.

Diese drei Worte „zu ihm hinkommend“ besagen, dass wir als Seine Kinder, die den Herrn kennengelernt haben, immer wieder bei Ihm anklopfen dürfen. Er wartet auf uns. Unser Herr und Heiland ist bereit, uns zu vergeben und uns wieder durch Seine Führung zu beglücken und so wie Nehemia für Sein Werk zu einem Zeugnis des Glaubens wachsen zu lassen. Er, der Herr, ruft – Er will helfen und heilen – Wir dürfen

zu Ihm hinkommen.

(Zitat des 4. Kapitels des Buches "Ein Leben im Segen unter der Führung des Geistes Gottes") 

Ein Leben im Segen

unter der Führung des Geistes Gottes

von Karl Zimmermann

Ein Schläfer weiß nicht, dass er schläft

 

Das Fundament dieser Botschaft finden wir in 1. Johannes 1,5-10; 2,1:

„Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.

Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Wenn wir sagen, wir haben nicht gesündigt, so machen wir ihn zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.

Meine Kindlein, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“

Das Zeugnis des Glaubens, in einer Predigt oder einem persönlichen Gespräch, hat auch nur dann geistliche Frucht, wenn der Inhalt der Verse 5 und 6 das Fundament ist, wo es heißt:

„Und das ist die Botschaft, die wir von IHM gehört haben und euch verkündigen: Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“

Allein diese Botschaft von Jesus Christus trägt das Heil Gottes in sich.

Nur durch dieses vollkommene Heil können Menschen zum Glauben kommen, um hier auf Erden und in Ewigkeit in dem göttlichen Licht leben zu dürfen. Jesus Christus ist die allein heilbringende Botschaft. Mehr brauchen wir nicht. Mehr haben wir nicht als Zeugnis. Und es ist allein der Geist Gottes, der mittels dieser Botschaft in dem Herzen des Hörers wirken kann. Alles andere ist wirkungsloses Beiwerk, was nur den Kopf des Hörers erreicht. Die ganzen unbiblischen Entwicklungen mit den werbenden Aktionen sind unter dem Stichwort „Gemeinde-wachstumsmission“ nach dem letzten Krieg von Amerika zu uns herübergekommen. Wer heute mit offenen Augen sieht, was daraus gewachsen ist und wie sich die Gemeindearbeit verändert hat, gespalten und zerstritten ist, der versteht, dass viele ältere treue Geschwister daran zerbrechen und sich zurückziehen.

Die Schuld liegt an der heutigen falschen Erkenntnis, als sei die „Gemeinde“ oder „Versammlung“ der Ort, an dem man wie an einer Quelle das Wasser des Lebens trinken könnte. Doch eine geistliche Zusammenkunft hat nur so viel Kraft, wie der einzelne Wiedergeborene durch sein geistliches Leben und Wesen dem, der sich mit ihm versammelt, entgegen trägt. Darum ist es um der Wahrheit willen wichtig, dass wir uns durch das Wort Gottes durchleuchten und wenn nötig verändern lassen.

Wir sollten uns selbst durch Gottes Wort einmal in Frage stellen. Genau dahin führt uns der Geist Gottes, wenn wir gewillt sind, unserem Herrn Jesus Christus zu folgen und für Ihn Zeugnis abzulegen.

Ich möchte an einem Beispiel deutlich machen, dass es
gerade für unser Thema, wo es um die Führung durch den Geist Gottes geht, von größter Wichtigkeit ist zu wissen, auf welche Weise uns der Heilige Geist Seine Hilfe für unser Leben und unser Wirken vermitteln will. Dabei kommen uns die alttestamentlichen Berichte sehr zur Hilfe, in denen Gott der Herr uns zeigt, wie Er Sein Volk oft durch Einzelne lenkt, führt und Hilfe bringt.

In Psalm 36,2-5  lesen wir von der Not eines Mannes, der sich vor Gott verantwortlich fühlt. Er glaubt, dass da ein falscher Bruder am Werk ist, der die geistliche Gemeinschaft stören will. Er ist so mit sich selbst beschäftigt, dass er glaubt, ein anderer sei für die Fehler und vorhandenen Streitigkeiten verantwortlich.

„Dieser Frevler wird von der Sünde beherrscht. Ich kann es mir nicht anders erklären. Ihm fehlt die Achtung vor Gott. Seine Worte werden von anderen umschmeichelt und das erkennt er nicht als Sünde. Er gerät dadurch vor Gott in Schuld. Statt Frieden erzeugt er Streit. Statt verständig zu sein, handelt er nicht gut. Er sinnt auf seinem Lager nur Bosheit, wobei er eine falsche Beeinflussung nicht verabscheut.“

Diesem Mann fällt hier auf, dass die Achtung vor Gott und die innerliche Beziehung zu Gott in seiner Gemeinschaft mehr und mehr abnimmt. Er leidet darunter und klagt darüber und möchte das gerne ändern. Aber er weiß nicht wie – und warum das überhaupt so ist.

Wer kennt solche Nöte in der Gemeinde oder in der eigenen Familie oder bei sich selbst nicht?

Dieser Mann hier versucht durch Gottesworte zur Ordnung und zum Frieden zu rufen. Er hat alles versucht. Er hat in Gottes Wort Hilfe gesucht. Er hat gebetet. Es hat nichts genutzt. Er ist mutlos geworden. Wer das kennt, der weiß, dass man irgendwie versucht, darüber zur Ruhe zu kommen. Man ist völlig ratlos. Diesen Zustand treffen wir heute nicht nur in Gemeinden an, sondern auch in Familien. Ein Einzelner kann dabei zugrunde gehen. Man wird müde, und das hat Folgen. Man erlahmt und zieht sich zurück.

Ich ahne, dass Sie diese Feststellung nicht gerne bejahen werden. Aber man kennt Gemeinden, Familien und Gläubige, vor allem kraftlos gewordene Brüder, bei denen dann so etwas wie eine Müdigkeit in ihrem Glaubensleben um sich greift. Es fehlt zuletzt der Wille, immer und immer wieder das Problem anzusprechen, um Frieden zu stiften, weil sich nichts zum Guten hin verändert.

Unser Mann hier geht daran zugrunde. Er redet zwar immer noch von seinem Herrn, weil er das als seine Aufgabe sieht. Aber sein Herz und sein Gemüt sind müde geworden. Wir vergessen sehr leicht: Ein Schläfer weiß nicht, dass er schläft! Er ist in sich selbst versunken.

Erstaunlicherweise treffen wir ihn in dem vorausgehenden
35. Kapitel nach außen hin immer noch als einen sehr frommen Mann an. Er glaubt, sein persönliches Leben für Gott sehr ernst zu nehmen. So sieht er das zumindest. Aber, er ist enttäuscht, weil niemand auf seine Botschaft und seine gut gemeinten Worte eingeht. Er möchte so gerne die Menschen um sich herum von Gottes Liebe und Erbarmen überzeugen. Aber es tut sich nichts. Er ruft, er wirbt für Gott, aber alles ist nutzlos. Er klagt Gott sein ganzes Leid, dass die Mühe, die er für Ihn auf sich genommen hat, nicht fruchtet. Er ist fragend und weiß nicht, wie das kommt. Er ist in seinem Glaubensleben ratlos geworden.

Kennen wir so etwas auch?

So etwas gibt es auch in unseren Gemeinden, Versammlungen, in unseren Familien, auch in unserem persönlichen Glaubens-leben.

Der Mann hier hat alles versucht, eine Änderung herbeizuführen. Im 35. Kapitel teilt er mit, welche Vorstellungen, welche Erkenntnisse er hat, welche Ratschläge er selbst Gott im Gebet schon gemacht hat. Er meint, wenn Gott nach seinen Ratschlägen eingegriffen hätte, dann wäre alles anders geworden.

Erkennen wir uns in diesen Gedanken wieder?

Dieser für Gott eifernde Mann sieht und weiß nicht, dass er Gott in seinem eigenen Leben, dort, wo Gott Seinen Platz haben möchte, mit seiner falschen Frömmigkeit im Wege steht. Er erkennt seinen eigenen Zustand nicht mehr. Er ruht und schläft und weiß es selbst nicht!

Im Verlauf von 33 Versen hören wir 42-mal: ich, mein, mir, mich! Er lebt in einer falschen Aktivität für Gott. In seinen Gedanken heißt es immer wieder:

Ø  „Meine Erkenntnis ist die richtige.“

Ø  Mir hat der Herr den richtigen Weg gewiesen.“

Ø  „Mich hat der Herr mit den richtigen Gaben beschenkt, aber es hört niemand mehr auf mich.“

Hier müssen wir unsere eigenen Gedanken jetzt im Zaume haben, weil wir schnell jemanden finden, den wir damit vergleichen. Nein, nein, wir, ich und du sind hier angesprochen!

Wir können selbst manchmal blinde Blindenführer sein! Wir können geistlich fest schlafen, obwohl wir nach außen hin ein sehr frommes Leben führen. So kann kein Wachwerden, keine Änderung eintreten. Was hier der Wahrheit im Wege steht, nennt die Heilige Schrift Sünde! Sie ist zwar nicht für jedermann offenbar, aber Gott der Herr, der ins Verborgene sieht, will und wird hier nicht helfen.

Kennen wir einen solchen Zustand in unserem eigenen Leben? Sünde hat viele Gesichter. Besserwissen kann Sünde sein. Beleidigt sein, wenn andere unsere Meinung nicht verstehen wollen. Hier müsste unsere Demut in die Schule genommen werden. Nicht Demut mit einem falschen lächelnden Gesicht, sondern wirklicher Mut, etwas einzusehen, was wir bisher zurückhielten, versteckten, vielleicht unbewusst. Schliefen wir, oder noch?

Aber die Weisheit Gottes will uns durch die Führung und Hilfe des Heiligen Geistes in Herz und Gedanken belehren. Ein hoffnungsvolles Wachsen des geistlichen Lebens gewinnen wir nicht durch Studieren, sondern durch betendes Suchen in Gottes Wort, durch Stille und die Fähigkeit, warten zu können. Der Heilige Geist will uns lehren, Seine Sprache in Herz und Gedanken zu verstehen und dadurch unser Leben zu ändern.

Das Wort Gottes hat einen tiefen Inhalt. Das sollte uns anregen zum Stillewerden, zum Beten und zum Warten auf die Antwort des Herrn, die Er uns für unsere Gedanken zubereitet und in Herz und Sinn verständlich vermitteln will.

Manchmal dauert es lange, bis uns der Herr durch den Heiligen Geist Seine Antwort gibt. Das liegt daran, dass wir oft so unverständig sind. Der Herr macht sich viel Mühe, uns eine Antwort oder einen Rat zu geben. Gott lehrt uns in Geduld, Seinen Willen anzunehmen und den anders denkenden Bruder und die anders denkende Schwester dennoch zu lieben. Sympathie kann Sünde sein! Wir kommen in den Gottesdienst oder gehen nach Hause. Vor uns steht jemand, der nicht auf unserer geistlichen Linie ist. Im Vorbeigehen geben wir ihm die Hand. Nicht weit davon entfernt steht ein anderer, der unserer Erkenntnis ist. Ihm geben wir freundlich die Hand.

Das ist Sünde! Das ist Schlafzustand. Liebe wäre hier gefordert, zu beiden, aber unser Sinn entscheidet oft nach Sympathie. Es ist nicht die Sünde, die nach außen hin sehr auffällt, vielmehr
hat sie ihre Wohnung in unserem Inneren. Ein Mensch kann sie dort nicht sehen. Aber sie wirft Schatten in unser Herz. Das ist
in Wirklichkeit verborgene Sünde. Wir schlafen! Vielleicht verteidigen wir auch unseren Schlaf noch mit guten Argumenten, wie uns das der Psalmist hier schildert. Wir lesen in Kap. 35,17, dass dieser Mann hier sagt:

„Herr, wie lange willst du zusehen? Errette doch meine Seele.“

Er gibt Gott die Schuld, dass niemand sein Zeugnis annimmt. Soweit kann es auch mit uns kommen.

Und dann greift er hier vor Gottes Angesicht zu Worten, die einem die Sprache verschlagen. Er ruft nach Vers 23 Gott zu:

„Erwecke DICH und wache auf, zu meinem Recht und meine Sache zu führen, mein Gott und mein Herr.“

Er hält Gott vor, dass Gott es selbst ist, der hier schläft. In seinen Gedanken und seinem Herzen heißt es: Ich habe alles getan. Das Letzte an Glauben, an Willen, an Zeugnis, an Kräften habe ich doch für Dich, o Gott, eingesetzt. Aber Du, Gott, schweigst.

Ist nicht auch in uns oft ein Anflug von kritischer Frage an den Herrn?

Aber der Herr antwortet dann nicht. Der Herr will hier nicht antworten. So können wir vor dem heiligen und gerechten Gott nicht erscheinen. Nicht, weil es Gott an Liebe fehlt, sondern weil wir Ihn auf diese Weise zu uns herunterziehen und Ihn in Seiner Majestät nicht mehr erkennen. So wird Gott weder hören noch helfen. So kann ein Wachwerden, eine Erweckung, nicht geschehen.

Wenn wir wissen wollen, wie unser Gott über solch einen Zustand denkt und wie Er gewillt ist, hier durch Seinen Heiligen Geist trotz solch einer falschen Gesinnung zu helfen, dann müssen wir die kommenden Worte einmal im Zusammenhang lesen. In Kapitel 36 und 37 fällt auf, wie dieser Mann durch Gottes Liebe und geduldige Führung tatsächlich eine innere Veränderung erlebt, die sein ganzes Leben und Denken umwandelt.

Solche eine Hilfe hat Gott auch für uns bereit, wenn wir ähnlich ratlose und zermürbende Zeiten durchleben. Nur – wir müssen dann, wie unser Mann hier, einen Weg gehen, den uns der Herr durch den Heiligen Geist innerlich und äußerlich führt. Dann – greift Gott ein. Wir wissen nicht, was durch Gottes Hilfe in dem Herzen dieses klagenden Mannes geschehen ist. Wir lesen nicht, wie Gott ihm begegnet ist. Aber der Geist Gottes hat ihn sicherlich in sein eigenes Herz und seine Gedanken sehen lassen. Und wer gibt das schon in der Öffentlichkeit preis?

Wenn wir den Schluss von Kapitel 35 lesen, merken wir an seinen Worten, dass in seinem Inneren etwas Ungeahntes geschehen sein muss. Es ist in dem Mann etwas zerbrochen und bereinigt worden.

Kennen auch wir solche verändernden Zustände?

Unser Psalmist schildert das so, wie wenn ihm der Herr gesagt hätte: „Hier hat sich jemand gegenüber seinem Gott verstiegen. Die Ohren und Augen sind für die Wahrheit und Wirklichkeit verschlossen. So, wie er jetzt ist, kann er weder hören noch sehen.“

Wahrscheinlich ist der Mann bei diesen Gedanken erschreckt. Denn ab dem 25. Vers ist bei ihm ein Suchen zu beobachten. Er hat etwas erlebt. Seine Worte haben jetzt einen aufgeweckten Ton. Er bittet jetzt:

„Herr, mein Gott, richte mich nach deiner Gerechtigkeit!“

Das heißt doch, er hat etwas erkennen müssen:

Ø  Nicht mein Gott muss gerichtet werden, sondern ich!

Ø  Nicht mein Herr sieht die Dinge falsch, sondern ich!

Ø  Nicht mein Gott muss geweckt werden, sondern ich!

Er ahnt jetzt: Ich bin der, der in Wirklichkeit in der Dunkelheit lebt. Hier kann mir nur einer Licht schenken, mein Gott! Und er neigt sich demütig vor seinem Gott und sagt:

Der Herr sei hochgelobt, der seinem Knecht so wohl will.“ (35,27).

Jetzt ist der Augenblick gekommen. Jetzt weckt ihn der Herr auf und schenkt ihm Licht von oben in sein dunkles Herz. Gott der Herr lässt ihn nun wach werden, Erweckung erleben.

Nachdem wir 42-mal „Ich, mein, mir, mich“ fordernd und anklagend zu Gott vernommen haben, kommen plötzlich aus dem Herzen dieses Mannes völlig andere Worte. Sie zeigen uns, dass hier ein Wachgewordener spricht. Der Herr hat sich ihm innerlich durch den Heiligen Geist offenbart, und nun kommt der Ruf aus seinem Herzen zu Gott: „DU, mein Herr!“ Man spürt ihm ab, hier ist nicht nur Er-lösung geschehen, sondern auch Los-lösung, von sich selbst. Unser Mann ist so aufgeweckt, dass er in seinem Herzen die ganze Gottesfülle empfindet. Er ruft in Kapitel 36, Vers 6:

„Herr, deine Güte reicht so weit, soweit der Himmel ist!“

Wir sehen immer nur ein Stück von unserem Himmel, immer nur bis zum Horizont. Unser Mann darf nun innerlich weitersehen, und er fährt mit den Worten fort und sagt: „…soweit die Wolken gehen!“ Es ist etwas in seinem Herzen geschehen. Der Geist Gottes hat ihm seine Sünde aufgedeckt.

Auch uns kann der Heilige Geist die Augen dafür öffnen, dass wir sehen, wer wir wirklich sind. Er deckt Sünden auf, angefangen in unseren Ehen, Familien, Gemeinden und in unserer Umgebung. Wer alles, auch Gutgemeintes, Ihm offenbart und zu der Quelle des Lebens, zu Jesus Christus hineilt, den stellt der Geist Gottes in solch ein untrügliches Licht.

In diesem Seinem Licht sehen wir uns dann, wie wir wirklich sind.

Das alles geht nicht ohne tiefe Sündenerkenntnis vor sich, denn die Liebe unseres Heilandes will alles aufdecken, reinigen und heiligen. Das Stellen in dieses Licht, in diese Klarheit Jesu, das ist die Aufgabe des Heiligen Geistes. Er überführt uns von den versteckten Sünden und stellt uns mit unserem wund-gewordenen Herzen vor diesen gekreuzigten und aufer-standenen Herrn und Heiland. Dieser Herr Jesus Christus, die Quelle des lebendigen Lebens, bringt uns zurecht und heilt uns von unseren Sünden. Er öffnet uns den Zutritt zu dem Herzen des Vaters, der unsere Sehnsucht stillt:

„In dieser wirren, wilden Welt, tief im Herzen Frieden und Ruhe in Gott zu haben.“ Das heißt: Im Strom Seines Segens zu stehen.“ Jetzt spricht das Herz des Psalmisten anders. Hier hören wir Worte, die nur ein Heilgewordener sagen kann:

„Bei Dir ist die Quelle des Lebens.“ (Kap. 36,10).

Nun fließen Ströme des Segens.

Das ist Wachwerden, Erweckung, und nur so kann sie geschehen! Und als solch ein demütig gewordener, geheilter Mensch hat Gott ihn nun wieder in Seine Nähe gezogen. Hier und jetzt erfährt er, wonach er sich sehnte:

Ø  Glauben, der erleben lässt, was Gottes Wort verheißt.

Ø  Hoffnung, die sehen lässt, was der Verstand nicht packt.

Ø  Liebe, die Kraft schenkt, den neuen Weg zu gehen.

Wer nun den 37. Psalm einmal liest, wird sich fragen müssen: Kann ich das auch so sagen? Habe ich das je so erlebt? Es fällt da auf, dass der Begnadete nach dieser Erweckung anders denkt, anders redet und anders lebt. Das heißt:

Die Gnade Gottes hat ihn neu gemacht!

Damit nicht genug. Er erzählt uns, was wir in der Unmittelbarkeit Gottes erleben dürfen. Er sagt in Kapitel 36,9:

„Sie werden trunken von den reichen Gütern deines Hauses, und du tränkest sie mit Wonne wie mit einem Strom.“

Doch, was Gott der Herr durch dieses Wachrufen bewirken will, geht viel tiefer. Gott, der Vater, bittet Seine Kinder, unmittelbar Seine Nähe aufzusuchen. Schon im Alten Testament ruft Er auf, mit Ihm Kontakt aufzunehmen. Wir lesen in Jeremia 7,1-2, dass Er Seine Boten mit dem Aufruf ins Land aussendet, sich zu reinigen, um anbeten zu können. Es heißt dort:

„Tritt ins Tor zum Hause des Herrn und predige dies Wort und sprich: Höret des Herrn Wort, ihr alle von Juda, die ihr zu diesen Toren eingeht, den Herrn anzubeten.“

Doch anbeten? Was ist das? Welche Bedeutung hat das? Mit diesem Gott, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, reden können, geht das denn? Jesus erklärt uns das in Johannes 4,24. Er sagt dort zu der Samariterin:

„Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.“

Es geht also nicht ohne den Heiligen Geist? Nein!

Wir haben darüber gesprochen, dass Er der Überbringer der göttlichen Botschaft ist und nur dann Gott, dem Vater unsere Worte vermittelt, wenn diese der Wahrheit entsprechen (Johannes 4,24). Man kann nicht vor Gott treten und plappern wie die Heiden! Das wird Ihm durch Seinen Geist nicht übermittelt!

Schon im Alten Testament werden die, die zur Anbetung in den Tempel gehen, aufgerufen, ihr Herz darauf  zu richten, Gott mit reinem Gewissen zu begegnen (2. Chronika 30).

Das meint Jesus: rein im Geist und in Wahrheit!

Der Aufruf zur Anbetung Gottes in Ruhe und Stille, auch in der Gemeinschaft Seiner Kinder, hat seine Wichtigkeit nicht verloren. Wir brauchen nicht mehr in einen Tempel zu gehen. Zur Anbetung genügt ein Ort der Stille und der Ruhe, wo man durch den Heiligen Geist vor Gott dem Vater das Herz ausschütten kann, um Ihm Dank, Lob und Preis zu bringen. Aber es geht um mehr!

Unser Vater im Himmel wartet darauf, dass Seine Kinder zur Ruhe, zur Stille, zur Anbetung kommen. WARUM?

Der göttliche Sinn der Anbetung liegt sehr viel tiefer, als wir das heute verstehen.

Wenn wir den Hebräerbrief aufmerksam lesen, werden wir erkennen, dass man in vielen unserer Kreise schnell auf dem Wege ist, etwas Kostbares, was uns unser himmlischer Vater schenken will, im Lärm untergehen zu lassen. Der Schreiber des Hebräerbriefes macht uns darauf aufmerksam, warum Gott Seine Kinder zur Anbetung ruft. Er weist uns als erstes in
Kapitel 9 darauf hin, dass wir das Ziel der Anbetung Gottes verfehlen, wenn wir im Gebet vor Gott den Herrn treten und Ihm nur versprechen, die Satzungen der äußerlichen Frömmigkeit zu erfüllen. Da bleibt es in der Regel bei einem Glaubens-bekenntnis.

Der Hebräerschreiber sagt uns weiter, dass es nicht unsere Aufgabe ist, unserem Gott und Vater in der Anbetung etwas zu versprechen, zu geben und Ihm zu danken. Es geht um Tieferes! Der Anbeter hat hier die Gelegenheit, sich mit allem vor seinem Gott und Vater auszuschütten. Wer sich durch den Heiligen Geist bis dorthin hat führen lassen, der ahnt dann, was der Hebräerschreiber in Kapitel 12,9-10 sagt:

„Wenn unsere leiblichen Väter uns gezüchtigt haben und wir sie doch geachtet haben, sollten wir uns dann nicht viel mehr unterordnen dem geistlichen Vater, damit wir leben? Denn jene haben uns gezüchtigt für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, dieser aber tut es zu unserem Nutzen, damit wir an seiner Heiligkeit ANTEIL erlangen.“

Anbetung ist das unmittelbare Erleben der Nähe Gottes. Dazu müssen wir uns im Geist und in der Wahrheit vor Ihm öffnen, wie es uns Jesus in Johannes 4,24 mitteilt. Wir brauchen nicht mehr einen Tempel aufzusuchen. Zur Anbetung genügt für Gottes-kinder ein Ort der Stille und der Ruhe, wo man durch den Heiligen Geist vor Gott, dem Vater, das Herz ausschütten und Ihm alles überlassen kann, was unserer Führung bedarf. Wir geben uns Ihm hin, um noch mehr zu empfangen.

 

Wie heißt es in Hebräer 12,10:

„Damit wir an seiner Heiligkeit Anteil erlangen.“

Wer anbetet, wird von Gott, dem Herrn, mit Heiligkeit BESCHENKT!

 

Zu solchen Männern und Frauen, ob alt oder jung, will uns der Herr durch Sein Wort gestalten, wenn wir bereit sind, uns durch Seinen Heiligen Geist wecken zu lassen, damit wir die Wahrheit erkennen und sie bezeugen und ausleben. Dann werden wir als geistliche Brüder und Schwestern unsere Zusammenkünfte und Familien im Frieden beeinflussen, in Weisheit dienen und zum Segen anderer leben dürfen.

Ein Leben im Segen

unter der Führung des Geistes Gottes

von Karl Zimmermann

Der Mittelpunkt unseres Denkens und Lebens

 

Wir haben zu Anfang mit Hilfe eines neutestamentlichen Wortes in die Vergangenheit unseres Glaubenslebens zurückschauen dürfen. Nun wollen wir versuchen, uns mit Hilfe eines alttestamentlichen Wortes den Weg für die noch vor uns liegenden Jahre unseres Glaubenslebens zu öffnen. Dazu verlesen wir 2. Chronika 26, 1-5; 16-21b und Jesaja 6,1-8.

Oft sind Christen im Werk des Herrn stark und unternehmungs-freudig. Wenn der Herr aber die kleinen unsichtbaren Dienste an uns heranträgt, schauen wir gerne nach Größerem aus.

Wiedergeborensein bedeutet allerdings nicht, größer, bekannter und aktiver zu werden. Das Wachsen im Glauben geschieht innerlich in uns. Das geistliche Wachstum hat das Ziel, Christus ähnlicher zu werden (2. Korinther 3,18). Aktivität fördert unser geistliches Leben nicht.

Ich möchte es noch deutlicher sagen. Wenn wir in unserem Herzen empfinden, dass uns der Heilige Geist einen Auftrag gibt, dann geht es nicht darum, diesen Dienst nur für Christus zu tun, sondern mit Christus. Wir müssen uns innerlich bewusst in Sein Licht stellen und in Gedanken Zwiesprache mit Ihm halten. In Psalm 36,10b heißt es: „…in deinem Licht sehen wir das Licht,…“ das heißt doch, dass hier persönliche Wünsche ausgeschlossen sind. Es geht um geistliche Führung.

Luther hatte einen Vorsatz, der besagt: „Ohne Bedingung keine Verheißung.“ Das heißt, wenn uns durch den Heiligen Geist eine Aufgabe gestellt wird, dann bestimmt Er den Plan und gibt auch das Werkzeug und die Gnade des Gelingens.

Aus Gottes Geist geboren sein bedeutet mehr, als große eigene Pläne zu machen. Gottes Kinder erhalten zwar für ihre Aufträge Ein- und Ausblicke, aber nur aufgrund des Einsseins mit Gott durch den in ihnen wohnenden Heiligen Geist. Nur durch das fortwährende Versorgtsein mit dem Leben Gottes bleiben die Seinen innerlich stark und äußerlich auch bereitwillig, Seinem Wort zu folgen. Das ist ein immer wieder erneutes Beugen vor dem himmlischen Vater. Alle Wünsche und Erwartungen, die ein Kind Gottes hier auf Erden hat, sollten in die Hand Gottes gelegt werden. Er macht die Planung und lässt auch das Werk gelingen.

Sehen wir einmal genau hin. Usia, der König von Juda, war in seiner langen Regierungszeit äußerst erfolgreich. In 2. Chronika 26 lesen wir, dass Usia in seiner 56-jährigen Herrschaft landwirtschaftlich, baulich und militärisch große Erfolge zu verzeichnen hatte. Trotzdem musste er zuletzt in einer außergewöhnlichen Einsamkeit aufgrund des damals unheil-baren Aussatzes leben. Er hat das Kapital Gottes weltlich verwirkt.

Diese Krankheit, unter der er litt, war für den König allerdings kein Zustand, wie er jeden anderen auch befallen kann. Vielmehr hatte ihm Gott der Herr diese unheilbare Krankheit bewusst auferlegt. Usia hatte auf der Höhe seiner Macht gegen Gottes Anordnung auf dem Räucheraltar ein Opfer dargebracht, was nur dem Priester vorbehalten war. An den Folgen dieses Vergehens litt er für den Rest seines Lebens.

Was hat sich Usia wohl bei diesem Verstoß gegen die göttliche Ordnung des Opferdienstes gedacht? Die Antwort ist ein Bild unserer Zeit. Wie so vielen der heutigen Christen fehlte Usia die richtige Vorstellung von Gott. Er glaubte, Gott zu dienen, hatte aber in seinem Inneren keine wirkliche Klarheit darüber, wer Gott ist. Bei all seinen Erfolgen in seiner Regierungszeit hat er sich keine Gedanken darüber gemacht, ob das wohl ein Segen Gottes sei. Er genügte sich selbst und griff in dieser gedanken-losen Überheblichkeit zu einem Dienst, der ihm nach Gottes Gebot nicht erlaubt war.

Ein Unheiliger maßt sich hier an, einen heiligen Dienst zu tun.

Das ist heute nicht fremd. Die Ursachen und Folgen der Sünde haben sich im Laufe der Zeit nicht verändert. Ich gewinne immer mehr den Eindruck, dass eine getrübte Sicht von der Herr-lichkeit Gottes um sich greift und so den Abfall der Christen beschleunigt. Der Apostel Paulus macht seine Hörer in Athen auf solche Entwicklungen in Apostelgeschichte 17,23 aufmerksam. Er sagt:

„Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott.“

Die Athener wollten ganz sicher gehen. Heute wird vielerorts im Gottesdienst alles Mögliche versucht. In unserer Stadt haben sich junge Geschwister von ihrer Versammlung getrennt. Sie wollen jetzt der Vielfältigkeit des Wortesdienen. Wer keine echte innere Beziehung zu Gott, dem Vater Jesu Christi hat, der kann Ihn nicht wahrhaftig lieben, der kann Ihn auch niemals im Glauben erleben. Es kann niemand Gott vertrauen, der Seine Allmacht nicht erkannt hat. Es kann Gott niemand in Wahrheit dienen, der sich nicht Seiner Führung unterstellt.

In einer solch geistlich falschen Sicht liegt die Wurzel aller Probleme, sowohl in den Zusammenkünften als auch im persönlichen Leben.

Doch wenn ein Glaubensleben in treuer Nachfolge dem Herrn gegenüber geführt wird, wächst die innere Beziehung zu dem Vater im Himmel zu einer gesegneten Abhängigkeit. Die geistliche Nähe zu Ihm lässt ein dauerndes Gespräch durch Seinen Geist mit Ihm entstehen. Solchen Gläubigen wird die Bitte von Mose als Sehnsucht nach Gottes Nähe von ganzem Herzen verständlich, so dass er ausruft:

„Lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ (2. Mose 33,18).

Ist es nicht beachtenswert, dass wir lesen, dass im gleichen Jahr, als der König Usia stirbt, einem anderen Manne der Blick in die Herrlichkeit Gottes geöffnet wird? Solche Ereignisse können also zur gleichen Zeit geschehen. Wir sollten die Einzelheiten, die dem Propheten geoffenbart werden, aufmerksam beachten. Durch sie werden uns die göttlichen Eigenschaften, das herrliche Wesen der Gottheit, in unserem Herzen deutlich gemacht.

Wir haben in Jesaja 6, Vers 1 gelesen:

„In dem Jahr, als der König Usia starb, sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Thron.“

Ein Thron ist das Symbol der Herrschaft. Die sitzende Haltung dieses majestätischen Herrn zeigt Seine absolute Autorität und Macht. Hier offenbaren sich die ewige Unerschütterlichkeit von Gottes Herrschaft und die Unwiderruflichkeit Seines Willens. Sein Thron ist „hoch und erhaben“. Der Psalmist sagt in Psalm 103,19:

„Der Herr hat seinen Thron im Himmel errichtet, und sein Reich herrscht über alles.“

Welch ein Kontrast zeigt sich hier zwischen dem wahren König Israels und dem unvollkommenen irdischen Träger dieses Titels. Usia war dem Wechsel, dem Verfall und der Sterblichkeit unterworfen und saß nur eine für ihn begrenzte Zeit auf einem irdischen Thron. Nach 2. Chronika 26,21 siechte er dahin in einem „abgesonderten Hause“, denn er war verstoßen vom Hause des Herrn.

Jesaja dagegen hat nach Kapitel 6, Vers 1, einen Eindruck von der Unendlichkeit Gottes und Seiner unfassbaren Größe erhalten. Obwohl der Tempel das gewaltigste Gebäude in Jerusalem gewesen sein wird, war in ihm doch nicht genügend Raum für den Saum des Kleides des erhabenen Gottes. Vers 1 endet wörtlich:

„Und sein Saum füllte den Tempel.“

In 2. Chronika 6,18 erahnt schon Salomo, der Erbauer dieses Tempels, wie begrenzt sein Werk ist:

„Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie sollte es denn dieses Haus tun, das ich gebaut habe.“

Jesaja hört in Kapitel 6, Vers 3, eine unzählbare Schar der Engel rufen:

„Heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth, alle Lande sind seiner Ehre voll.“

Da ist es kein Wunder, dass die Pfosten der Schwelle erbebten von der Stimme ihres Rufens, als ob sie bersten wollten von
der Fülle der Unermesslichkeit Gottes, die sich dort befand. In Vers 3 macht Jesaja deutlich, dass Gott hier in der Dreieinheit gegenwärtig war. Er hört den gewaltigen Ruf der Seraphim. In Vers 8 sagt Jesaja:

„Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein?“

Gott spricht hier von sich selbst in der Mehrzahl: „Wer will unser Bote sein?“ heißt es. Die Seraphim bestätigen das Vorhandensein der dreieinigen Majestät mit dem dreimaligen Lobpreis: „Heilig, heilig, heilig, ist der Herr der Heerscharen.“ Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist handeln in ewigem Einssein:

in der Schöpfung, in der Erlösung und in der Offenbarung.

Es ist eine unfassbare herrliche Harmonie der Gottheit.

Bei der alles überragenden Ehrfurcht vor der Größe des allmächtigen Gottes war für Jesaja nicht alles erkennbar. Wir lesen in Vers 4:

„Und die Schwellen bebten vor der Stimme ihres Rufes, und das Haus ward voll Rauch.“

Der Tempel wurde mit heiligem Rauch erfüllt. Das erklärt die Unbeschreiblichkeit und die Unsichtbarkeit Gottes, die das Volk Israel schon auf der Wüstenwanderung erlebte. Da war dann der alles verbergende Glanz der Herrlichkeit, der auf dem Angesicht Mose lag, wenn er mit Gott gesprochen hatte. Es ist etwas vorhanden, was aber dem menschlichen Auge verschleiert bleibt. Wenn der Apostel Paulus in Römer 11,33 in die Worte ausbricht:

„O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und der Erkenntnis Gottes! Wie unbegreiflich sind deine Gerichte und unerforschlich deine Wege!“

dann wird uns vielleicht verständlich, dass niemand je die Heiligkeit Seiner Person zu erkennen und zu sehen vermag.

Es ist in der Heiligen Schrift auffällig, dass, wenn Gott einem Menschen erscheint, seine Sicht immer auf Einzelheiten abgelenkt wird. Es sind in der Regel Dinge, die am Rande des Geschehens liegen.

Ø  In 2. Mose 24,10 ist es die Saphirfläche unter Seinen Füßen.

Ø  In Offenbarung 4,3 ist um Seinen Thron ein Regenbogen wie aus Smaragd.

Ø  Hier bei Jesaja sind es der Rauch und die Seraphim.

Gott, der Ewige, der im Zentrum steht, immer als die Mitte der Offenbarung, übertrifft an Herrlichkeit jeder Beschreibung durch Worte. Er ist unfassbar in Seiner Größe und Erhabenheit. Bei diesem Anblick war es für Jesaja nicht möglich, ungerührt zu bleiben. Diese Erscheinung bewirkte bei ihm eine dreifache Erkenntnis für sein Leben. Jede für sich schildert uns der Prophet auf eine verständliche Weise. Es sollte uns in unserem Glaubensleben anspornen, dem im Gehorsam zu folgen, wie
es uns der Prophet Jesaja im 6. Kapitel mitteilt. Er spricht in Vers 5 von Sündenerkenntnis und sagt:

„Wehe mir, ich vergehe, denn ich bin unreiner Lippen und wohne unter einem Volk von unreinen Lippen.“

Die erste Reaktion des Propheten ist: tiefe Selbsterkenntnis und bußfertige Demut.

Er steht vor Gott und bekennt seine Sünden und seine Unreinheit. Der unermessliche Unterschied zwischen Geschöpf und Schöpfer wurde seinem Gewissen ganz klar bewusst und veranlasste ihn zu der tiefen Klage: „Wehe mir!“

Das ist die Erkenntnis aller, die zum wahren Volk Gottes gehören, wenn sie Gott in Seiner Herrlichkeit und Macht in ihrem Herzen erkennen, wenn Er sich in ihrem Bewusstsein meldet. Buchstäblich oder im Geist werfen sie sich zu Boden. Dass sie aus Staub gemacht sind, lässt ihnen die Größe Gottes unermesslich erscheinen und in Reue und Buße sehen sie sich selbst in ihrer menschlichen Wirklichkeit. Haben wir das so erlebt?

Auch Petrus fällt Jesus zu Füßen, als er erkennt, wer vor ihm steht und sagt:

„Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.“ (Lukas 5,8).

Hiob ist überführt und niedergeschlagen und bricht in die Worte aus:

„Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße in Staub und Asche.“ (Hiob 42,5-6).

Hiob hat Gott in seinem Herzen erkannt.

Eine solche Herzensüberzeugung und wahre Reue um der Sünde willen ist in der heutigen Christenheit nahezu unbekannt. Der Grund für diesen chronischen Mangel wird in diesem Wort klar.

Es liegt an einer falschen Gotteserkenntnis.

Ohne das Verständnis für Gottes Heiligkeit, Unendlichkeit, Herrlichkeit und Macht fehlt es heute auch oft dem Gläubigen an der rechten Erkenntnis seiner eigenen Sündhaftigkeit und Verderbtheit. Der Mangel an Gottesfurcht und Buße um der Sünde willen ist heute groß. Bekehrung ist in unserer Zeit keine Umkehr mehr, darum folgt ihr auch kein Leben in Heiligkeit.

Es fehlt die tiefgehende Abscheu vor dem Bösen. Hingabe und Gehorsam dem Worte Gottes gegenüber ist bei vielen bekennenden Christen zu vermissen. Wir sollten bitten und flehen, dass unsere geistlichen Augen geöffnet werden, dass, wenn Gott sich offenbart, wir uns selbst im Licht Seiner  Heiligkeit in Wahrheit erkennen möchten.

In Kapitel 6, den Versen 6-7, eröffnet uns Jesaja ein zweites entscheidendes Ereignis:

„Da flog einer der Seraphim zu mir und hatte eine glühende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom Altar nahm und berührte meinen Mund und sprach: Siehe, hiermit sind deine Lippen berührt, dass deine Schuld von dir genommen werde und deine Sünde gesühnt sei.“

Hier wird von Reinigung gesprochen. Diese Arbeit des Heiligen Geistes geht selbst bei einem Wiedergeborenen nie ohne den Schmerz, den unsere Einsicht erzeugt, dass wir der Reinigung bedürfen. Wo keine Buße ist, ist keine Erkenntnis der Heiligkeit Gottes.

Auf Jesajas Reue und Buße folgt die Zurechtbringung. Haben wir so in unserem Inneren vor dem Kreuz gestanden? Haben wir im Geiste das Blut fließen sehen, was an diesem gequälten Sünderheiland herabfloss um meiner und deiner Sünde willen?

Wahres Verständnis für Jesu Erlösungswerk auf Golgatha offenbart die eigene Sünde. Und diese Erkenntnis bedarf immer des  Bekennens.

Das Dritte, was Jesaja hört und erkennt, ist, dass die Reinigung und Heiligung im Himmel Folgen hat. Er darf jetzt nicht nur in seinem Herzen Gottes Stimme hören, nicht nur im Geiste etwas sehen. Er erfährt, dass solch ein Neugeborener in Gottes Werk von Gott selbst mit hineingenommen wird. Wir lesen in
Vers 8:

„Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie Er sprach: Wen soll ich senden, wer will unser Bote sein?“

Da öffnet sich der Mund des Mannes, dessen Herzenswunsch erfüllt wird: „Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!“

Diese Bereitwilligkeit des Propheten sollte uns vorbereiten und innerlich zurüsten, dass unser Leben ein Zeugnis für unseren Herrn und Gott ist.

Die Sicht in die Herrlichkeit Gottes in Seinem Wort und die geistliche Zwiesprache mit dem Herrn öffnen uns Herz und Gedanken, das zu verstehen, was wir als Herrlichkeit des Herrn hier auf Erden erleben dürfen. Dann wird uns eine zweifache Hingabe angesichts der Herrlichkeit Gottes geschenkt:

„Trennung von der Sünde und Ausrüstung für unser geistliches Leben.“

Eine solche Nähe zu Gott, die der Heilige Geist zu schenken vermag, sollte bei uns nicht ohne Folgen bleiben. Wer in dieser Klarheit für sich den Ruf Gottes in seinen Gedanken vernimmt, jetzt und in Zukunft, der sollte stille werden und hören.

Wir haben gesagt, dass wir uns im Hören auf Gottes Geist üben müssen. Dazu müssen wir uns zuerst von all den falschen Methoden im Umgang mit dem Heiligen Geist lösen. Wenn wir für das, was sich aus unserem Herzen in unsere Gedanken drängt, Bestätigung in Gottes Wort finden, sollten wir im Vertrauen auf unseren Herrn den Mund zum Zeugnis öffnen.

Alle, die im Glauben diese Herrlichkeit Gottes gesehen haben, werden auch durch den Heiligen Geist angeregt und inspiriert, Botschafter zu sein, das heißt: Zeugnis zu geben von dem, was uns innerlich bewegt und wir in dem Worte Gottes bestätigt finden.

Denken wir daran, die ersten Zeugen waren Fischer und Handwerker. Ihr Herz war voll Gottes Güte, darum hatten sie etwas zu bezeugen, keine Erklärungen, sondern Botschaften, Worte Gottes, die für sich selber sprachen und wirkten. Die innere Begegnung mit Gott will uns wie Jesaja zu der Erkenntnis und zu der Bereitschaft bringen: „Herr, sende mich!“

Zu was?

„Auf dass in allem Gott verherrlicht werde.“

Der Herr ist bereit, uns zu helfen, unser Leben zu verändern. Er will uns lösen von unseren störenden Begegnungen und unser Herz und unsere Gedanken mit Seinen Worten und Seinem Segen füllen.

Wenn wir bereit sind, Ihm in Treue zu folgen und die geschenkten Herrlichkeiten zu nutzen, um dem Ungläubigen die Türe zum Heil zu zeigen, dann werden wir im vermehrten Maße die Fülle Seiner göttlichen Eigenschaften erleben dürfen.

Wir haben dieses Zeugnis mit der Aussage begonnen:

„Ohne Bedingung keine Verheißung.“

Gott ist bereit, unsere Herzen und Augen zu öffnen, uns Einsicht und Kraft zu schenken, nicht nur Seine Herrlichkeit zu sehen, sondern auch Botschafter im alltäglichen Leben zu sein.

Wir werden dann Zeiten erleben, wo wir wie die Engel das Lob anstimmen:

„Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen, unser Leben ist Seiner Ehre voll!“

Unsere Losung sollte sein:

 

Mein Ziel ist Gott – Er selbst – Um jeden Preis –
O Herr, auf jedem Weg – Zu jeder Stunde.