Erweise dich im praktisch gelebten Alltag

als Kind des Lichts!  

Wandelt, wie sich’s gebührt eurer Berufung, mit der ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, und vertragt einer den anderen in der Liebe. Eph. 4, 1–2

 

Du, der du ein Kind Gottes bist, wandle deiner hohen Berufung gemäß!

 

Wenn du siehst, dass andere, ja auch solche, die Christen sein wollen, ihre Herzen aller Eitelkeit offenstehen lassen, viele unnütze Dinge reden, darauf horchen und blicken, dann musst du, der du zum seligen Umgang mit dem Heiland berufen bist und den Heiligen Geist in deinem Herzen hast, dagegen auf das achten, was dieser hohen Gemeinschaft entspricht. „Betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes“, sagt der Apostel; und abermals: „Der Tempel Gottes ist heilig!“

 

Du sollst darum vor dem Tempel deines Herrn Wache halten, dass nicht alles Weltliche hineinkommen darf. Wenn du andere sich in große Pläne für irdischen Gewinn versenken siehst, um sich hier ein Paradies zu bereiten, dann musst du, der du zum Reich und zur Herrlichkeit Gottes berufen bist, dagegen deinen Schatz und dein Paradies im Himmel haben, „nach dem trachten, was droben ist“, und nur wegen des Willens und Gebotes Gottes mit deinen Gliedern das Irdische verrichten, während das Herz die unsichtbaren Dinge sucht.

 

Andere, die auch Christen sein wollen, leben „sich selber“, sie können ihre Umgebung in der Finsternis des Unglaubens und der Sünde, auf dem Wege des Verderbens sehen, ohne sie mit einem Worte zu warnen, zurückgehalten durch das Trachten nach Menschengunst, durch Trägheit und Gemächlichkeit.

 

Du dagegen, der du jetzt dein Leben und deine Seligkeit durch Christi Tod hast, musst bedenken: „Jesus ist darum für alle gestorben, auf dass die, so da leben, nicht sich selber leben.“ Er hat uns deshalb „unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht“, auf dass wir mit ernstlichem Gebet und Bekennen des Wortes beständig mit Ihm sammeln sollen.

 

Nimm hier ferner die Beispiele, die der Apostel anführt. Er sagt: „Mit aller Demut und Sanftmut, und vertragt einer den anderen in der Liebe.“ Auch hierin sollen wir Gottes Nachfolger sein, als die lieben Kinder, auf dass wir nicht mehr wie diejenigen wandeln, die in der Eitelkeit ihres Sinnes leben. Sie wollen auch Christen sein, aber es herrscht ein hochmütiges und stolzes Wesen bei ihnen, so dass sie immer die Vornehmsten, die Weisesten und Stärksten sein wollen. Du aber musst dich dessen erinnern, dass du zu dem Reiche berufen bist, von dem der Herr erklärte, dass, wer darin der Größte sein will, wie der Kleinste sein muss, und wer der Höchste sein will, aller Knecht sein muss; dass aber diejenigen, die sich für die Ersten halten und dafür gehalten sein wollen, die Letzten sein werden.

 

Möchten wir nie vergessen, dass unter allen Unarten, die Christus an Seinen Jüngern strafte, keine war, vor der Er mit so ernsten und deutlichen Worten warnte, wie vor dem Hochmut. Als sie fragten, wer der Größte im Himmelreich sei, schnitt Er ihnen ihre Vorstellungen mit so starken Worten ab, dass Er sagte, sie würden gar nicht hineinkommen, wenn sie sich nicht von dieser Gesinnung bekehrten und sich so erniedrigten wie ein Kind. Als die Jünger sich ein anderes Mal über ihre Macht freuten, die Teufel auszutreiben, sagte der Herr sofort: „Darin freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ So peinlich genau ist dieser Punkt, so höchst gefährlich dieses Gefallenhaben an eigenen Vorzügen und Auszeichnungen.

 

Dass unsere Namen aber aus Gnaden im Himmel geschrieben sind, das ist ein auch mit den schwächsten Gnadenkindern gemeinsames Gut; darin dürfen wir uns freuen. Als Petrus sprach: „Wenn sie auch alle sich an Dir ärgerten, so will ich mich doch nimmermehr ärgern“, da wurde dem Satan sogleich gestattet, ihn zu sichten wie den Weizen. Später schrieb derselbe Petrus: „Haltet fest an der Demut; denn Gott widersteht den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt Er Gnade.“

 

Wenn du ferner siehst, dass andere, die auch Christen sein wollen und sich unter Fremden mild und freundlich betragen können, in ihrem eigenen Hause jedoch Tyrannen und hart gegen ihre Mitmenschen sein können, dann musst du als berufener Nachfolger dessen, der „nicht mürrisch und gräulich“, sondern „sanftmütig und von Herzen demütig“ war, dich ernstlich in herzlicher Barmherzigkeit, Freundlichkeit und Sanftmut üben, so dass das Fleisch keine Freiheit erhält.

 

Und wenn du auch nicht jeden Ausbruch einer gereizten Laune hemmen kannst, musst du dich doch darin von den Gottlosen unterscheiden, dass du deinen Fehler erkennst, schnell zur Versöhnung bereit bist und die Sonne nicht über deinem Zorn untergehen lässt.

 

Auch wenn du wirklich schwierige Mitmenschen um dich hast, so ist es deine Berufung als Christ, Böses mit Gutem zu überwinden und „ihre Füße zu waschen“.

 

Der Apostel sagt hierzu: „Vertragt einer den anderen in der Liebe.“

 

Und Luther schreibt: „Wenn deine Frau, dein Gesinde, deine Nachbarn auch wirklich einen ärgerlichen Fehler haben, halte ihnen solches zugut und wende du deine größere Gnade zu ihrem Dienst und zu ihrer Besserung an; denn wisse, dass du berufen bist, die Bürde des anderen zu tragen, zumal auch du gewiss einen Fehler hast, mit dem andere auch bei dir Geduld haben müssen.“

 

Gebe Gott uns allen immer mehr Gnade dazu, uns als Kinder des Lichts erweisen zu können!

 

Herr, lass meines Herzens Schrein

Deine ew’ge Wohnung sein!

 

Aus ‘‘Tägliches Seelenbrot‘‘ von Carl Olaf Rosenius

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)