Menschen möchten auch über den Tod hinaus mit ihren Angehörigen und Lieben sich verbunden wissen. Die Erinnerung bleibt tief eingegraben. Nichts wird ausgelöscht, was sich in unserem Leben ereignet hat, sagen Gehirnforscher. Alles ist auf unserer unbewussten „Festplatte“ aufgezeichnet. Darum läuft bei manchem Nahtodereignis der Film ihres Lebens noch einmal in Sekundenschnelle ab. Solange wir leben, können wir uns korrigieren. Im Tod erreicht unser Leben eine Endgültigkeit, die wir nicht mehr wiederholen oder korrigieren können.

Darum macht der Tod so betroffen. Im Sarg liegt nicht mehr der liebe Angehörige, sondern nur mehr sein Leib, den er aber in seinem Tod bereits verlassen hat. Wir wollen uns verabschieden, aber der zu Verabschiedende ist nicht mehr hier. Es ist ein unüberbrückbarer Abgrund zwischen Diesseits und Jenseits, sagt das Lukasevangelium (Lk 16,22-26). Wir finden wie ein armer Lazarus allein im Glauben des Abraham Geborgenheit, weil dort alles in Gottes Hand liegt.

Leben wir an unserer eigentlichen Lebensaufgabe nicht vorbei. Wir leben auf Erden noch in einer Gnadenzeit. Diese Zeit ist befristet, um umzukehren, das Evangelium der Errettung in Jesus Christus anzunehmen (Eph 1,13-14), um auch tadellos vor ihm  zu leben in Liebe  in der von ihm geschenkten Sohnschaft (Gal 4, 4-7). „Wer den Sohn bekennt, der hat auch den Vater“ (1 Joh 1,23).

Im Diesseits stellen wir schon die Weichen für ein Leben im Jenseits. Wir können in unserem irdischen Zustand nicht in die Ewigkeit gehen, „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht sehen“ (1 Kor 15,50). Wir müssen ein  neues Leben, ein ewiges Leben bekommen, um ewig bei Gott leben zu können (Joh 3,3). So ist noch jeder Tag ein „Heute“,  ein Tag des Heils (2 Kor 6,2), wo wir im Wort Gottes seine Stimme hören dürfen (Hebr 3,7).

Es ist uns bestimmt einmal zu sterben, danach aber folgt das Gericht (Hebr 9, 27). Nach unserem Tod sind wir vom Glauben zum Schauen übergegangen. Die in Christus sind, sich bekehrt haben, Jesus Christus als ihren Herrn glaubend aufgenommen haben und den Geist der Sohnschaft, die Wiedergeburt, bekamen, werden vor den Richterstuhl Christi  kommen und den Lohn von ihm empfangen ( 2 Kor 5, 10). Deren Namen nicht im Buch des Lebens stehen, die nicht von oben geboren sind, werden vor dem großen Weißen Thron gerichtet nach ihren Werken (Offb 20, 11-15). Gottes Gericht ist immer gerecht. Der Verlust, das ewige Leben ausgeschlagen zu haben, weil jemand es Jesus Christus nicht zugetraut hat, wird in alle Ewigkeit ein schmerzlicher sein, weil es keine weitere Möglichkeit der Erlösung gibt.

Dieses Gericht Gottes kann niemand durch ein Gebet noch beeinflussen. Es gibt auch keine spätere Begnadigung nach dem Tod, keine Umkehr nach dem Tod. „An dem Ort, wo der Baum fällt, da bleibt er liegen“, sagt uns der Prediger (Pred 11,3). Das ist auch der Grund, warum in der ganzen Heiligen Schrift es kein Gebet für Verstorbene gibt. Es gibt keine Bekehrung nach dem Tod, und auch keine Läuterung oder Nachholung der Buße nach dem Tod (Fegefeuer). Das sehen wir an dem  Zustand des armen Lazarus und des reichen Prassers nach ihrem Tod (Lk 16, 23-31).

Wir können auch nicht verstorbene Glaubenshelden anrufen, mit ihnen reden.  „Abraham  weiß nichts von uns...“ sagt das Volk Gottes in der Not.  Gott will, dass wir uns allein an ihn wenden, der unser Vater ist, unser Erlöser von Ewigkeit her (Jes. 63, 15-19). Er will, dass wir keine anderen Götter neben ihn haben (2 Mo 20, 3). So hat sich ein Volk Israel in ihrer größten Not niemals an Abraham, Mose oder an einen der großen Propheten gewendet, die schon verstorben sind. Auch die junge Gemeinde im Neuen Testament hat sich nicht an Stephanus, an Jakobus gewendet in ihrer Not, die schon gestorben sind,  sondern sie riefen allein den Herrn an.

Ein Gebet zu Verstorbene ist gegen Gottes Anweisung, dass „niemand Geister befrage oder sich an Tote wende“ (5 Mo 18,11). Denn die in Christus auf Erden gelebt haben, werden erst auferweckt, wenn Christus wiederkommt (1 Thes 4, 16) und sie werden nicht ohne uns vollendet (Hebr 11,39). 

Es ist in keinem anderen das Heil. Nur wer den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden (Röm. 10, 13). Es gibt kein Heil neben, sondern allein in Christus. Ergreife das Heil in Christus und suche keine Heilsergänzung daneben. Gott braucht keine ergänzende Hilfe zu unserem Heil und zu unserer Erlösung.  „Denn mit einem einzigen Opfer hat er die für immer vollendet, welche geheiligt werden“ (Hebr 10,14). Es gibt keine weiteren Erlöser neben dem Erlöser. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben.“ (Hiob 19,25).  Diese Erlösung wird durch eine Glaubensentscheidung an Jesus Christus angenommen. Darum ist Jesus Christus auch allein  Mittler zwischen Gott und den Menschen, der sich selbst als Lösegeld für alle gegeben hat (1 Tim 2, 5). Auch ein Abraham konnte dem reichen Prasser kein Mittler sein (Lk 16,27-31). Wir sollen auf Mose und die Propheten, auf das niedergeschriebene Wort Gottes, hören.
„Alle Schrift ist von Gott  eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet“ (2 Tim 3,16-17).

So dürfen wir unsere Verstorbenen Angehörigen bei unserem Abschied im Gebet Gott vertrauensvoll in seine Hände geben wie ein Stephanus  bei seinem Sterben es für sich tat. „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!“ (Apg 7,59). Wir sollten bei Lebzeiten im Gebet ringen, dass die Zeit der Gnade von unseren Angehörigen angenommen werde.  Aber jedes Gebet  für Angehörige um Veränderung  von Gottes Gerichturteil  nach ihrem Tod würde sich gegen Gottes Handeln richten. Wir können nicht gegen den Willen Gottes beten. Sagen wir ein vertrauensvolles Ja zu Gottes Gericht, weil wir so gesinnt sein wollen wie Gott. „Und ich hörte einen anderen vom Altar her sagen: Ja, o Herr, Gott, du Allmächtiger, wahrhaftig und gerecht sind deine Gerichte!“ (Offb 16,7).

 

Johannes Ramel
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