„Warum gerade ich?“
Und als Jesus vorüberging, sah er einen Menschen, blind von Geburt. Und seine Jünger fragten ihn und sagten: Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde? (Johannes 9,1.2)
Der Mann ist von Geburt an blind, und die Jünger fragen: „Warum?“ Für sie ist klar: Wer krank ist, muss gesündigt haben. So dachte man vor 2000 Jahren.
Der Patriarch Hiob lebte wahrscheinlich zur Zeit Abrahams. Als er an einem einzigen Tag seine zehn Kinder und seinen ganzen Besitz verlor, kamen seine Freunde, um ihn zu trösten. Eines ihrer ersten „Trostworte“ war die Frage: „Wer ist als Unschuldiger umgekommen, und wo sind Rechtschaffene vertilgt worden?“ (Hiob 4,7) Für die Freunde Hiobs war klar: Wenn Hiob alles verloren hat, muss er schuldig sein. So dachte man vor etwa 3500 bis 4000 Jahren.
Doch denken wir heute nicht manchmal genauso?
Wenn jemand gesund ist, glaubt er, alles richtig gemacht zu haben; wenn jemand dagegen krank ist, hat er Fragen wie: „Warum gerade ich?“, oder „Ob Gott mich damit strafen will?“
Natürlich kann Krankheit die Folge von persönlicher Sünde sein, nicht nur bei Drogen oder Alkohol. Allerdings werden viele Krankheiten und Unfälle von außen verursacht: durch Naturkatastrophen, Erbfehler, menschliches Versagen oder menschliche Bosheit.
Doch gilt nicht – über allem – auch das, was der Herr hier auf das Warum? seiner Jünger antwortet: „Damit die Werke Gottes … offenbart würden“? Wenn unser Herr Schlimmes und Schreckliches nicht verhindert, sondern zulässt, dann möchte ER dadurch verherrlicht werden! Vielleicht schenkt ER das Wunder einer Genesung, vielleicht das geduldige Aushalten der Schmerzen, vielleicht nimmt ER einen der Seinen zu sich, vielleicht findet ein verlorenes Kind nach Haus, vielleicht möchte ER uns einfach nur sein ganzes Mitgefühl zeigen.
Tägliche Bibellese: Jesaja 31,1-32,20 Hebräer 2,5-10
( Beitrag aus ‘‘Der Herr ist nahe‘‘ vom 1.10.2022 entnommen )