Alfred Christlieb

aus "Deine Zeugnisse - mein ewiges Erbe"

Gehorsam

 

Das Volk hob seine Stimme auf und weinte. Richter 2, 4

 

Am Schluss des ersten Kapitels im Richterbuch wird immer wieder hervorgehoben: "Israel machte die Kanaaniter zinsbar, aber - vertrieb sie nicht." Und dabei hatte Gott mit solchem Ernst Israel befohlen, die Heiden mit ihrem greulichen Götzendienst und lasterhaften Leben gänzlich auszurotten, weil sie sonst Israel leicht verführen könnten. Da hat es sich eines Tages ereignet, dass Gott einen Engel sandte, der das Volk zusammenrief und ihm eine erschütternde Bußpredigt hielt. Dieselbe war nur ganz kurz. Jedes Kind konnte sie begreifen. Aber sie hatte die zerschmetternde Kraft des Blitzstrahles und erschütterte die Menschen wie rollender Donner: Der Engel drohte dem Volk schweres Gericht an, wenn es Gottes Befehl nicht treu erfüllen würde. -

 

Die Wirkung war ungeheuer. Tränen flossen in solchen Strömen, dass der Ort von da an Bochim,

d. h. Tränental hieß. Ja mehr! Das Volk tat Buße. Es gab derselben Ausdruck in einem Opferfest zu Ehren Gottes, bei dem ungezählte Tiere dargebracht wurden. Aber - die Buße war nicht bis in die Herzwurzel gegangen. Sechs Verse später heißt es bereits: "Die Kinder Israel taten übel vor dem Herrn und dienten dem Baalim. Da ergrimmte der Zorn des Herrn über Israel und gab sie in die Hand der Räuber" (V. 14). -

 

Und wir? Haben wir nicht einen Prediger, vom Himmel gesandt, der weit nachdrücklicher Zeugnis ablegt als der Engel bei Bochim? Redet nicht Gott selber, der Heilige Geist, durch das Wort der Heiligen Schrift zu uns? Greift er uns nicht ans innerste Herz durch das Zeugnis vom Kreuz? Hat er nicht seit 1914 mit Donnergewalt gedroht und gestraft? Sind nicht Ströme von Tränen geflossen bei denen, die bis ins Herz getroffen wurden? Uns hilft aber nicht schnell trocknender Tränenstrom, sondern allein der Gehorsam gegen Gottes Wort. 

 

Andacht vom 25. Mai