Der alte Mann und die Obrigkeit
Rolf Müller
„Jedermann ordne sich den Obrigkeiten unter, die über ihn gesetzt sind; denn es gibt keine Obrigkeit, die nicht von Gott wäre, die bestehenden Obrigkeiten aber sind von Gott eingesetzt. Wer sich also gegen die Obrigkeit auflehnt, der widersetzt sich der Ordnung Gottes; die sich aber widersetzen, ziehen sich selbst die Verurteilung zu.“ (Röm. 13,1-2).
In jeder geordneten Gesellschaft muss es Autoritäten geben. Gott hat die menschliche Regierung eingesetzt. Das bedeutet nicht, dass er alles gut heißt, was menschliche Herrscher tun. Jede irdische Regierung besteht aus Menschen. Keine Regierung ist vollkommen.
Trotzdem gilt: „Seid untertan aller menschlichen Ordnung“ (1. Petrus 2,13). „Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“ (Matthäus 22,21). Die Obrigkeit ist von Gott eingesetzt, aber sie ist nicht Gott. Die Regierung erhält finanzielle Unterstützung durch Steuern, die sie von den Bürgern erhält. Für die Bürger ist es von Vorteil, wenn sie in einer Gesellschaft leben können, in der Gesetz und Ordnung herrschen.
Es gab im Verlauf der Geschichte verschiedene Regierungsformen. Heute hält man die Demokratie für die Beste aller möglichen Gesellschaftsordnungen. Was unter Demokratie zu verstehen ist, darüber wird gestritten. Demokratie lebt davon, dass verschiedene Überzeugungen respektiert werden. Es darf nicht aus lauter Gleichmacherei neue Diskriminierungen geben.
Muss ein Christ der Regierung immer und in jedem Fall gehorchen? Der alte Mann sieht zwei Ausnahmen: Ein Christ muss nicht gehorchen, wenn ihm die Regierung Sünde befiehlt. Was Sünde ist, bestimmt nicht die Regierung oder die Gesellschaft, sondern Gottes Wort. Und ein Christ muss nicht gehorchen, wenn er den Glauben an Jesus Christus verleugnen soll (Apostelgeschichte 5,29).
Was bedeutet es für Christen, wenn der Staat legalisiert, was nach der Bibel Sünde ist? (Römer 1, 21-32). Diese Situation ist nicht ungewöhnlich. Schon die ersten Christen lebten in einem Staat, der nicht nach Gottes Geboten handelte. In einem solchen Fall muss man Gott mehr gehorchen als den Menschen.
Eine Macht in der heutigen Gesellschaft sind die Medien. Die verschiedensten Gruppierungen werben in den Medien für ihre Sache. Die Medien selbst sind nicht unabhängig. Sie berichten oft gezielt und tendenziös. Über manche Ereignisse berichten sie gar nicht. Sie wollen die Leute beeinflussen und in eine bestimmte Richtung lenken.
Der alte Mann hat aktuell einige Auszüge eines Parteiprogramms gelesen. Da geht es um Ehe für alle und die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften mit der Ehe zwischen Mann und Frau. Gleiche Liebe verdiene gleichen Respekt und gleiche Rechte. Dazu gehöre natürlich selbstverständlich auch die Adoption von Kindern. Die Jugend-und Bildungspolitik solle die Vielfalt sexueller Identitäten stärker berücksichtigen. Die Straffreiheit von Abtreibungen solle gegen Angriffe von rechts verteidigt werden. Die Drogenpolitik solle relativiert werden. Der Islam gehöre zu Deutschland.
Inzwischen ist ein Gesetz, das die „Ehe für alle“ ermöglicht, mit großer Mehrheit angenommen worden. Viele Abgeordnete haben ihrer überschwänglichen Freude darüber Ausdruck gegeben. Wir leben in einer irrsinnigen Welt. Grundlegende Werte werden auf den Kopf gestellt. Der Staat meint, seinen Bürgern sagen zu müssen, wie sie leben sollen. Wie sie ihre Kinder zu erziehen haben. Welche Weltanschauung sie vertreten sollen. Welche Moral oder Unmoral in Schulen und Kindergärten vermittelt werden soll.
Christen werden beschuldigt, intolerant zu sein. Man wirft ihnen vor, sie würden die Menschenrechte verletzen. Diese feindseligen Angriffe der Mehrheitsgesellschaft auf die Christen sind nicht das eigentliche Problem. Das größ