Allgemeine Kennzeichen des Schwarmgeistes
Auszug aus KRÄFTIGE IRRTÜMER
Eine Stellungnahme zum Thema „Schwärmer einst und jetzt”
von Richard Ising
Auf der 14. Gnadauer Konferenz 1910 in Wernigerode wurden aus biblischer Sicht grundsätzliche Feststellungen über die Pfingstbewegung und das Schwärmertum gemacht. Wir entnehmen dem Buch von D.
Paul Fleisch „Die Pfingstbewegung in Deutschland”, die folgende Erklärung von Pastor Buddeberg als Vertreter des reformierten Pietismus in seinem Referat „Wo fängt die Schwärmerei an?” eine
äußerst prägnante Kennzeichnung des Wesens der Schwärmerei, die wir ebenfalls gekürzt wiedergeben.
1. Die Schwärmerei ist eine Krankheit des Glaubenslebens, ein erregtes Fiebern
der Seele.
2. Die Schwärmerei ist eine Versuchung des Satans, der die Kinder Gottes zum
Glaubensübermut verleiten möchte. Die Versuchungsgeschichte des Heilands
ist ein Beleg dafür.
3. Die Wurzel der Schwärmerei liegt a) in dem mangelnden Wahrheitssinn,
b) in dem Hochfahren des menschlichen Geistes.
4. Aller Schwärmerei liegt ein unpersönlicher, naturhafter Gesetzesbegriff
zugrunde.
5. Die Schwärmerei fängt da an, wo der Mensch die Gesetze überfliegt, die
Gott für seinen Verkehr mit den Menschen ein für allemal gegeben hat.
6. Solche Gesetze sind:
a) Gott will durch sein geoffenbartes Wort mit uns verkehren. – Die Schwärmerei will darüber hinaus „inneres” Wort Gottes haben und richtet ein neues Prophetentum mit autoritativer Gewalt
auf.
b) Gott will durch seinen Sohn mit uns verkehren. – Die Schwärmerei löst den Geist von der Person Christi.
c) Gott hat uns an die Schöpfung und ihre Ordnung gewiesen. – Die Schwärmerei will alles „Kreatürliche” hinter sich lassen und nur Geist sein.
d) Gott stellt seinen Verkehr mit uns Sündern auf den Grund der rechtfertigenden Gnade. – Die Schwärmerei läßt die Rechtfertigung als eine Anfangsstufe des Glaubens hinter
sich.
e) Gott stellt seinen Verkehr mit uns Sündern auf die Furcht des Herrn. – Die Schwärmerei überspringt in falscher Vertraulichkeit diese heiligen Grenzen.
f) Gott tut uns seinen Willen vornehmlich kund durch sein Wort, durch die Lebensführung und durch erfahrene Christen. – Die Schwärmerei will nur unmittelbar vom Geist geleitet
werden.
g) Gott stellt seinen Verkehr mit uns auf den Glauben und nicht auf das Schauen. – Die Schwärmerei möchte aus der Glaubensbahn heraustreten und Gesichte und Erscheinungen haben. Sie
überschätzt die ekstatische Frömmigkeit.
h) Gott stellt die Entwicklung unseres Glaubens unter die Gesetze des wachstümlichen Lebens. – Die Schwärmerei möchte aber durch einen Glaubensflug auf die Höhen des christlichen Lebens
kommen (Sündlosigkeit).
i) Die Schwärmerei überspringt schließlich die geschichtliche Entwicklung des Reiches Gottes und möchte es in der Ungeduld eigenwillig aufrichten.
Auf die Frage, wie sich die Kirche vor den Irrungen der Schwärmerei bewahren könne, gab Pastor Buddeberg folgende Hinweise:
1. Sie bleibe auf dem Boden des Wortes Gottes stehen.
2. Sie bleibe auf dem Boden der Rechtfertigung aus Gnaden.
3. Sie bleibe auf dem Boden der Erfahrung der Gläubigen in allen Jahrhunderten.
Dem Schwarmgeist wohnt immer etwas Berauschendes, den klaren Blick Benebelndes bei. Man muß staunen, wohin er vernünftige Christen bringen kann. Man wird sagen dürfen, daß er sie oft geradezu sie gründlich blamierende oder gar anstößige Dinge zu tun veranlaßt, um die von ihnen vertretene Sache Gottes vor der Welt lächerlich zu machen und in Verruf zu bringen . . .
Der Schwarmgeist bietet sich an als höhere Stufe des Christentums. Auch werden viele getäuscht durch lichtähnliche Charaktereigenschaften . . .
Der Schwärmer ist
unbelehrbar. . .“
Wir schließen diese Wiedergabe mit einem Ausspruch von D. Walter
Michaelis: „Man darf eine Bewegung nie nach einigen prächtigen Menschen beurteilen, die auch darin sind, s o n d e r n nach dem führenden Gut, den ursprünglichen Quellen und den
maßgebenden Grundsätzen.“
(hochgeladen mit freundlicher Genehmigung von
Horst Koch - Aufklärung im Licht der Bibel - https://horst-koch.de/)