Die katholische Kirche lehrt die Sündenvergebung durch einen Beichtvater und zitiert Joh 20,23: „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Gott allein kann Sünden vergeben. Jesus beansprucht, dass er Sünden vergeben kann und somit als Sohn Gottes am Gott-Sein teilhat:
Mk 2,7:  „Was redet dieser solche Lästerung? Wer kann Sünden vergeben als nur Gott allein?“
Mk 2,9: „Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind die Sünden vergeben! oder zu sagen: Steh auf und nimm deine Liegematte und geh umher?“
Da wird für Vergeben (= loslassen, freilassen, fahren lassen) in der Zeitform Infinitiv – das heißt grundsätzlich und unbegrenzt verwendet.
In Joh 20,23 ist die Zeitform in Aorist Konjunktiv, das ist als eine punktuelle Handlung in Möglichkeitsform. Hier wird uns schon was sichtbar gemacht. Jesus sagt damit den Aposteln, wenn ihr in einem Fall feststellt und es für möglich haltet, dass diesem die Sünden vergeben wurden, dann habt ihr es richtig erkannt, dann sind sie ihm tatsächlich vergeben. Wem ihr sie als Behalten erkennt, dem sind sie behalten – auch hier wieder in der Zeitform Konjunktiv Aorist - also eine punktuelle Handlung in Möglichkeitsform.

Die Apostel können also nur in Möglichkeitsform Sündenvergebung feststellen, aber Gott allein vergibt die Sünden wie folgende Stellen zeigen:

Mt 26,28 Denn das ist mein Blut, das des neuen Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.
Mk 1,4 So begann Johannes in der Wüste, taufte und verkündigte eine Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden.
Lk 24,47 …und in seinem Namen soll Buße und Vergebung der Sünden verkündigt werden unter allen Völkern, beginnend in Jerusalem.
Apg 2,38 Da sprach Petrus zu ihnen: Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen.
Apg 5,31 Diesen hat Gott zum Fürsten und Retter zu seiner Rechten erhöht, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu gewähren.
Apg 10,43 Von diesem legen alle Propheten Zeugnis ab, dass jeder, der an ihn glaubt, durch seinen Namen Vergebung der Sünden empfängt.
Apg 13,38 So sollt ihr nun wissen, ihr Männer und Brüder, dass euch durch diesen Vergebung der Sünden verkündigt wird;
Apg 26,18 …um ihnen die Augen zu öffnen, damit sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Herrschaft des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen und ein Erbteil unter denen, die durch den Glauben an mich geheiligt sind!
Kol 1,14 …in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden. Wir müssen Gott unsere Sünden bekennen: 1 Jo 1,9: Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass ER uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.

Petrus erkennt, dass Simon nicht die Vergebung vor Gott hat.

In der Praxis hat dies Petrus in Samaria so mit dem „anscheinend bekehrten“ Simeon gemacht. Er sagte ihm rundweg zu, dass ihm die Sünden noch nicht vergeben sind: Apg 8,21 Du hast weder Anteil noch Erbe an diesem Wort; denn dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott!

Apg 8,22 So tue nun Buße über diese deine Bosheit und Bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag; Apg 8,23 denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit!
Petrus hat bei ihm einfach festgestellt, dass er noch in Sünde ist und er noch nicht Vergebung von Gott empfangen hat, weil er seine Gesinnung noch nicht geändert hat. Er sagt nicht: „Ich vergebe dir nicht.“ Er muss Gott bitten, dass ihm vergeben werde.
Es ist dieses Thema eng verknüpft mit „Binden und Lösen“ wie es in Matthäus 18,18 angesprochen wird: Mt 18,18  „Wahrlich, ich sage euch: Was ihr auf Erden binden werdet, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein.“ Da spricht Jesus die gesamte Gemeinde an und nicht nur Apostel oder gar einen geweihten Priester, den es im NT überhaupt so nicht gibt.
Bei Menschen geht es immer um Vergehungen gegen einen Mitmenschen und nicht um Sünden Gott gegenüber. So sollen wir einander vergeben, aber Gott allein macht frei von Sünde.
Mt 6,14 „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater euch auch vergeben.“

Was bedeutet dann „binden und lösen“?

Sünde hat den Menschen gebunden an die Macht der Sünde. Er war nicht frei, für Gott zu leben. Bei der Annahme der Buße und dem Glauben an das Evangelium wurde der Mensch frei von dieser Macht.

Röm 6,22 Jetzt aber, da ihr von der Sünde frei und Gott dienstbar geworden seid, habt ihr als eure Frucht die Heiligung, als Ende aber das ewige Leben.
Röm 8,2 Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Dafür sollen nun die Jünger Jesu sorgen, dass Menschen frei werden von solchen falschen Bindungen an die Sünde. Darum die Weisung Jesu: „Wenn aber dein Brüder an dir gesündigt hat, so geh hin und weise ihn zurecht unter vier Augen…. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und ein Zöllner (Mk 18,15-17). Dann sagt Jesus der ganzen Gemeinde dasselbe, was er schon Petrus gesagt hat: „Was ihr auf Erden binden wer-det, das wird im Himmel gebunden sein, und was ihr auf Erden lösen werdet, das wird im Himmel gelöst sein“ (Mt 18,18).
Gelöst ist dann jemand von Sünde, wenn er seine sündige Haltung aufgibt und um Vergebung bittet, gebunden bleibt er, wenn er in dieser sündigen Haltung bleibt. So konnte Petrus zu Simon in Samaria sage: „Dein Herz ist nicht aufrichtig vor Gott! So tue nun Buße über diese deine Bosheit und bitte Gott, ob dir die Tücke deines Herzens vielleicht vergeben werden mag; denn ich sehe, dass du in bitterer Galle steckst und in Fesseln der Ungerechtigkeit!“ (Apg 8, 21-22). Was Petrus bei diesem feststellt, so verhält es sich auch in der Ordnung des Himmels. Er kann klar erkennen, ob jemand wiedergeboren oder ein Heuchler ist.

Johannes Ramel
www.johannes-ramel.at