Wie sieht der Zustand meines Herzens aus? 

Carl Olof Rosenius
So wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit Ihm haben und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.  1. Joh.1,6

 

Was bedeutet das, in der Finsternis zu wandeln?

 

Wir müssen die Frage nicht selber beantworten, sondern die Meinung des Herrn, die Erklärung des Wortes finden, damit wir weder unnötig betrübt noch fälschlich getröstet werden.

 

Gott sei Dank! Alles ist im Worte erklärt.

 

Christus spricht: „Wer Arges tut, der hasset das Licht und kommt nicht an das Licht, auf dass seine Werke nicht gestraft werden.“ Wenn ein Mensch das strafende Wort scheut, nicht vor Gott kommen und sich wegen der Sünde nicht strafen lassen will, sie auch nicht bekennen und nicht Vergebung und Versöhnung suchen will, sondern einhergeht und sich verbirgt und mit Judas spricht: „Ich bin’s nicht!“, - sollte das nicht „in der Finsternis wandeln“ sein? Vergleiche nun hiermit Vers 8: „So wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“ und Vers 9: „So wir aber unsere Sünden bekennen, so ist Er treu“ usw. Zu sagen, man habe Gemeinschaft mit Gott, dabei aber in der Finsternis zu wandeln, heißt, keine offene Sache mit Gott zu haben und mit seiner Sünde nicht vor dem Gnadenthron zu liegen. Mit anderen Worten: Wenn man die Sünde dem Urteil nicht unterwerfen, sie nicht vor Gott bekennen und sie auch nicht lassen, sondern mit ihr ungestört bleiben will und eine Decke von Entschuldigungen und Heuchelei über sich zieht, um sie ruhig und unbestraft zu behalten, dann wandelt man in der Finsternis.

 

Der eigentliche Grund davon ist ein schlafender, ungehorsamer und unbußfertiger Geist, der Gott für nichts hält.

 

Denn wenn der Herr uns in Seinem Worte Seinen Willen und Ratschluss zu unserer Seligkeit verkündet und uns sowohl von der Neugeburt des Herzens als auch von der Heiligung des Lebens sagt, wir aber dennoch in einem Zustand, der mit diesem Worte nicht übereinstimmt, dahinleben können, dann sehen wir, dass das Wesen und der Grund Verstockung und Verachtung gegen Gott sind. Mancher lebt äußerlich sehr fromm, ist durch Andachtsübungen, christliche Wirksamkeit und schöne Werke und Worte weit geschieden von der Welt, wandelt aber doch in der Finsternis, denn er lebt nicht vor dem Gnadenstuhl, im „Allerheiligsten“, in der Buße zu Gott und im Glauben an unseren Herrn Jesus Christus.

 

Viele wissen nichts von einer Geburt aus dem Geist.

 

Sie verachten das Wort von dem inneren Zustand des Herzens und spotten also des Allmächtigen. Gott aber ist ein Licht; Seine Augen sehen es, Er merkt es wohl, und Er lässt sich nicht spotten.

Vielleicht bist du dir keiner Geburtsarbeit des Geistes an deiner Seele bewusst und damit auch keiner Not und keines Urteils der Sünde, womit du vor dem Gnadenstuhl gekämpft und endlich durch die liebliche Botschaft des Herrn Erlösung vom Fluch sowie die Gewissheit der Vergebung deiner Sünden und neues Leben im Herzen empfangen hast. Vielleicht weißt du nur, dass du einen neuen Weg angefangen hast, als du mit Andachtsübungen, Gebeten und guten Werken anfingst, ja, sie auch fortgesetzt hast, ohne jemals deine übermächtigen Sünden wirklich erkannt zu haben. Du bist dir vielleicht auch nicht dessen bewusst, dass die Gnade mitten in deiner Verlegenheit „viel mächtiger“ geworden ist, sondern deine Besserung und dein Trost haben gleichen Schritt miteinander gehalten - so nämlich, dass sich dein Trost auf deine Besserung gegründet hat -, und so gehst du einher und hoffst auf ein gutes Ende. Das heißt des Herrn spotten und Sein Wort verachten.

 

Die Schrift lehrt den Weg des Überfließens unserer Sünde, aber auch der Gnade Gottes, dieser engen Pforte der neuen Geburt. Du weißt, dass Jesus ausdrücklich sagt: „Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

 

Aber du hoffst dennoch, dass es dir gut gehen wird und dass du Gottes Reich zu sehen bekommst! Du weißt wohl, was der Herr davon sagt, aber du willst es nicht verstehen und ihm nicht nachforschen, sondern gehst schnell daran vorüber.

 

Sieh, das heißt mit seinem Innern in der Finsternis wandeln und nicht an das Licht kommen wollen.

 

Gar mannigfaltig sind die Werke des Teufels zu unserem Verderben. Es gibt auch Bekenner unter uns, die von ihrer Erweckung und der Anzündung ihres Glaubens, ihrem klaren Zeugnisse usw. wirklich viel erfahren haben und dies mit vielen Worten beschreiben können. Sie wissen vom Gesetz und auch vom Evangelium, vom Glauben und von der Heiligung zu reden - und doch wandeln sie noch in der Finsternis. Sie üben mit freiem Mute die Werke der Finsternis und wollen sich gegen die Sünde nicht wehren, sich nicht strafen lassen, ihr Wesen vielmehr entschuldigen und verteidigen.

 

Das ist es, was Johannes als ein Zeichen derjenigen anführt, die in der Finsternis wandeln, wenn er am Hass ein Beispiel nimmt und spricht: „Wer da sagt, er sei im Licht, und hasset seinen Bruder, der ist noch in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wo er hingeht; denn die Finsternis hat seine Augen verblendet.“

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)