Julie Katharina von Hausmann

war eine deutsch-baltische Dichterin

 

Wir schreiben das Jahr 1826, als Julie Hausmann in der Nähe von Riga im heutigen Lettland geboren wird. Julie verbrachte als Tochter eines Gymnasiallehrers ihre Kindheit in Mitau.

 

Obwohl sie sechs Schwestern hatte, war sie recht einsam, da der Altersunterschied zu ihren nächsten Schwestern mindestens 6 Jahre betrug. Sie liebte die Stille und Einsamkeit, welche für ihre innere Entwicklung und ihr Gebetsleben so wertvoll waren.

 

In der Zeit der Vorbereitung auf die Konfirmation durch Pastor Theodor Neander lernte sie den Heiland kennen und lieben, sodass sie ihr Herz und junges Leben Jesus Christus zu eigen gab. Julie von Hausmann war als Lehrerin und Erzieherin in verschiedenen Häusern ihrer baltischen Heimat tätig, musste aber wegen ihrer schwachen Gesundheit oft ihren Arbeitsplatz wechseln. 

 

Als junge Frau verliebt sie sich in einen Pastor. Dieser Theologe aber will keine Pfarrstelle in seiner Heimat antreten, sondern schon sehr bald als Missionar nach Afrika ausreisen. All seine Vorbereitungen sind abgeschlossen, seine Papiere bereits fertig. So wird noch Verlobung gefeiert und der zukünftige Ehemann fährt los, um in Afrika ein Heim für sich und seine Braut vorzubereiten.

 

Es dauert eine ganze Zeit, bis auch Julie Hausmann alle Papiere zusammen hat und ihrem Bräutigam folgen kann. Nun geht es per Schiff nach Afrika. Am Hafen wartet niemand auf sie, um sie abzuholen. Die junge Frau aber lässt sich nicht davon zurückhalten. Ganz auf sich gestellt muss sie die weitere beschwerliche Reise bis zur Missionsstation organisieren.

 

Endlich dort angekommen, fragt sie nach ihrem Verlobten. Jemand führt sie auf den Friedhof an ein frisches Grab. Ihr zukünftiger Ehemann ist erst vor wenigen Tagen an einer heimtückischen Krankheit gestorben und begraben worden.

 

Julie Hausmann hat sich auf eine Hochzeit gefreut und sich für eine gemeinsame Zukunft mit ihrem Mann vorbereitet. Nichts wird davon Wirklichkeit werden. Ganz im Gegenteil. Sie bleibt allein übrig und muss sich mit ihrer Trauer auseinandersetzen. Sie muss neue Perspektiven für die Zukunft gewinnen.

 

In dieser trostlosen Zeit bringt die junge Frau ihre Gedanken, ihre zerschlagenen Hoffnungen und unerfüllten Wünsche zu Papier und schreibt ein Lied:
 

1. So nimm denn meine Hände und führe mich

bis an mein selig Ende und ewiglich.

Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt;

wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz

und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz.

Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind;

es will die Augen schließen und glauben blind.


3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht,

du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht.

So nimm denn meine Hände und führe mich

bis an mein selig Ende und ewiglich.

 

Dies sind keine Worte, die aus dem Hochgefühl eines unbekümmerten Poeten kommen.

In all ihrer Trauer weiß sie nur noch dies,

dass sie sich in die Hände des barmherzigen Gottes fallen lassen kann.

 

 

Damit hat sie ein Lied voller Vertrauen und Glauben geschaffen, das ihr sicher auf ihrem schweren Rückweg von Afrika geholfen hat, das aber auch durch die bewegende Melodie heute noch vielen Menschen, die Abschied nehmen, Trost und Halt gibt. Und mit dem kindlichen Vertrauen, dass sie an die Hand genommen wird, dass ihre Hände gehalten werden und sie ihren Weg sicher gehen kann, hat sie eine wichtige Erfahrung weitergegeben, die sicherlich auch viele Menschen nach ihr und vor ihr gemacht haben.

 

Durch die Melodie von Friedrich Silcher (1789-1860) fand dieses Lied rasche Verbreitung. Genannt sei auch ihr Passionslied: „Wenn ich die Dornenkrone auf Deinem Haupte seh, so zieht durch meine Seele ein tiefes, tiefes Weh.“

 

Ihr Leben blieb ein stilles Heldentum. In stillen Stunden schrieb sie nieder, was sie innerlich beschäftigte oder in schlafloser, schmerzensreicher Nachtstunde zum Lied geworden war.

 

In ihrer Scheu, anderen einen Blick in ihr Innenleben zu gewähren, hielt sie „ihren Schatz“ ängstlich geheim und teilte ihre Gedichte nur wenigen mit. Ihre Freundin Olga von Karp war überzeugt, dass die Gedichte, die Julie Hausmann schrieb, für einen weiteren Kreis von Menschen Bedeutung haben könnten. Julie selbst nannte ihre Verse „schwach und unvollkommen.“

 

Trotzdem ließ sie sich überreden, an Pfarrer Gustav Knak (1806-1878) eine Sammlung ihrer Gedichte zu senden. Die Sendung kam anonym. Knak suchte nach der Adresse und gab einen Liederband mit hundert Liedern heraus. Sie schrieb an Knak: „Sollte auch nur ein Herz durch diese schwachen, unvollkommenen Lieder erfreut werden, so wäre das ja eine Gnade, deren ich nimmermehr wert bin, für die ich immer wieder singen und loben wollte, mein Leben lang …“ und bemerkte schließlich: „Dass Sie meinen Namen verschweigen, brauche ich Sie wohl nicht zu bitten.“

 

So stand auf dem unscheinbaren Heft nur: Maiblumen. Lieder einer Stillen im Lande, dargereicht von Gustav Knak. Der Verkaufserlös war einem Waisenhaus in Hongkong gewidmet. Ganz gegen ihren Wunsch wurde ihr Name doch bekannt. 

 

In Jesus allein fand sie die Lösung aller unverstandenen Lebensfragen. Zeitlebens litt sie an quälenden Kopfschmerzen. Vier Jahre brachte sie in Biarritz (Südfrankreich) zu, wo ihre jüngste Schwester Organistin der englischen Kirche war. 1870 fand sie eine Heimat in St. Petersburg bei ihrer ältesten Schwester, die dort Vorsteherin der St. Annenschule war. Sie führte den Haushalt und gab einige Musikstunden im und außer Haus. 1901 siedelte sie in den estnischen Kurort Wösso (Deutsch)/Võsu (Estnisch) um, wo sie am 15. August 1901 verstarb. Ihr Grab auf dem Friedhof bei der Kapelle von Illomäggi/Ilumäe beim Gut Palms/Palmse ist erhalten geblieben.

 

 

Auch wenn ich Leib und Leben verliere, du, Gott, hältst mich; du bleibst mir für immer!

 Diese tiefe Glaubensgewissheit erbitte ich auch für mich.

 

 


Mutmachende Glaubenslieder 

 

So nimm denn meine Hände

 

1. So nimm denn meine Hände und führe mich

bis an mein selig Ende und ewiglich.

Ich mag allein nicht gehen, nicht einen Schritt;

wo du wirst gehn und stehen, da nimm mich mit.

 

2. In dein Erbarmen hülle mein schwaches Herz

und mach es gänzlich stille in Freud und Schmerz.

Lass ruhn zu deinen Füßen dein armes Kind;

es will die Augen schließen und glauben blind.

 

3. Wenn ich auch gleich nichts fühle von deiner Macht,

du führst mich doch zum Ziele auch durch die Nacht.

So nimm denn meine Hände und führe mich

bis an mein selig Ende und ewiglich.

( Julie Katherina von Hausmann )

 

Dies sind keine Worte, die aus dem Hochgefühl eines unbekümmerten Poeten kommen. 

In all ihrer Trauer weiß sie nur noch dies, dass sie sich in die Hände des barmherzigen Gottes fallen lassen kann. 

 

Auch wenn ich Leib und Leben verliere, du, Gott, hältst mich; du bleibst mir für immer!