Versorgt

 

Phil.4,6: Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!

 

Paulus geht in seiner Freimütigkeit sehr weit. Ob man da immer so mitgehen kann? Ist das noch Glaube oder schon Naivität? Vielleicht würde er antworten: Ich richte meine Bitten ja nicht an irgendein Schicksal oder ans Universum; ich richte sie an den Gott, der „seines eigenen Sohnes nicht verschont hat, sondern hat ihn für mich dahingegeben. Wie sollte er mir mit ihm nicht alles schenken?“

 

M.E. ist der Philipperbrief sehr spät geschrieben. Es scheint für Paulus doch jetzt ernsthafter aufs Ende zuzugehen. Dem Nicht-sorgen ging dann ein langer geistlicher Reifungsprozess voran. Es könnte nun jemand sagen: Du hast gut Reden mit deinen Jahrzehnten im Glauben. Dann würde Paulus vielleicht antworten: Ich hab den Brief aber den Philippern als ganzer Gemeinde geschrieben, nicht nur den Alten. Ein gereifter Glaube hat natürlich seine Vorzüge. Man hat gelernt, daß Gott Vertrauen belohnt. Aber der Gott, an den wir uns im Glauben hängen, ist immer derselbe. Weil Gott, der ist, der er ist, konnten die Philipper den Brief im Seniorenkreis mit seinen Nöten und im Teenagerkreis mit seinen Herausforderungen vorlesen. Und für beide Gruppen galt der Glaubensaufruf: „Sorgt euch um nichts!“

 

Dieser Aufruf steht im direkten Kontext mit einer Schilderung persönlicher Umstände des Paulus im Dienst. Das Zurechtkommen war für ihn ein Lernprozess. Darin scheint „nicht sorgen, sondern beten“ die Grundhaltung gewesen zu sein, die ihn durchgetragen hat. Sorgen bezieht sich auf mich, der ich mir selbst nicht helfen kann – sonst müsste ich mich nicht sorgen. Beten bezieht sich auf den Gott, der immer helfen kann, der deswegen schon „seines eigenen Sohnes nicht verschont hat“.

 

Deswegen fügt Paulusmit Danksagung“ ein. Das Bitten kommt schon vom Danken her, weil wir vom Kreuz her zum Vater kommen.

 

Der Freimut des Paulus ist also identisch mit dem Freimut, mit dem wir „zum Thron der Gnade laufen zu der Zeit, wenn uns Hilfe nötig ist“.

 

 

Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling  Juli 2025

 

 

pdf25 26_Doehling_Versorgt (Juli 2025)