Der alte Mann und das Geschenk

 

Rolf Müller

 

Es gibt Menschen, die nur ungern ein Geschenk annehmen. Ihr Stolz lässt das nicht zu. Und wenn es schon nicht anders geht, wollen sie sich revanchieren. Diese Menschen haben oft auch Mühe, sich von Gott etwas schenken zu lassen.

 

Ja, Gott will uns etwas schenken. Er schenkt uns ewiges Leben durch seinen Sohn Jesus Christus. Diese Gabe ist reine Gnade. Wir haben keinen Anspruch darauf. Wir können sie nicht mit irgendwelchen Leistungen verdienen.

 

Der alte Mann hätte sich in der DDR-Zeit gern ein bestimmtes christliches Buch gekauft. Es war aber nur im „Westen“ erhältlich. Da er keine Devisen besaß, konnte er das vergessen. Etwas später stieß er in einer Zeitschrift auf eine Annonce. Dort stand, dass man das Buch nicht kaufen, aber geschenkt bekommen könne. Der alte Mann hielt das für einen Trick. Aber dann schrieb er an die angegebene Adresse und bekam einige Wochen später das Buch mit der Post.

 

Das ist ein Bild für die Gnade Gottes. Sie wird uns geschenkt. Wir können sie nicht kaufen. Ein anderer hat für uns bezahlt. Wer zu stolz ist, dieses Geschenk anzunehmen, beleidigt die Liebe Gottes. Der weist seine Gnade zurück. Was hindert uns, das Geschenk der Gnade Gottes einfach anzunehmen? Ist es unser Stolz? Es ist die einzige Möglichkeit, mit Gott ins Reine zu kommen.

 

Weder unser guter Charakter noch unsere guten Taten retten uns. Wir haben die Seligkeit nicht verdient und wir können sie uns auch nicht verdienen. Die einzigen Menschen, die in den Himmel kommen sind die, die es nicht verdient haben.

 

Gott rettet Sünder, keine Gerechten. Gott rettet die, die ihre Schuld erkannt und bekannt haben. Gott rettet die, die den Herrn Jesus Christus im Glauben als ihren Herrn und Retter aufgenommen haben. Jeder kann auf Gottes Weise gerettet werden, aber niemand auf die Weise der Menschen.

 

Der alte Mann kennt Menschen, die frei heraussagen, dass sie das Evangelium der Bibel für kompletten Unsinn halten. Es ist ihnen lächerlich. Sie spotten darüber.

 

In Wirklichkeit ist das Evangelium die Weisheit Gottes. Es ist die Botschaft,  die den Menschen zeigt, wie sie gerettet werden können. Die Weisheit der Welt ist Torheit. Das Evangelium ist die Kraft Gottes.

 

Was wie Torheit aussieht, ist weiser als die Menschen. Was wie Schwachheit aussieht, ist stärker als die Menschen. Unser Heil liegt einzig und allein in Jesus Christus. „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, darin sie selig werden sollen“ (Apostelgeschichte 4,12).

 

Such wer da will ein ander Ziel,

die Seligkeit zu finden; 

mein Herz allein bedacht soll sein,  

auf Christum sich zu gründen.  

Sein Wort ist wahr, sein Werk ist klar;  

sein heilger Mund hat Kraft und Grund, 

all Feind zu überwinden.

 

Such wer da will Nothelfer viel, 

die uns doch nichts erworben; 

hier ist der Mann der helfen kann,  

bei dem nie was verdorben.

Uns wird das Heil durch ihn zuteil,  

uns macht gerecht der treue Knecht, 

der für uns ist gestorben.

 

Ach sucht doch den, lasst alles stehn,    

die ihr das Heil begehret; 

er ist der Herr und keiner mehr, 

der euch das Heil gewähret. 

Sucht ihn all Stund von Herzensgrund, 

 sucht ihn allein, denn wohl wird sein  

dem, der ihn herzlich ehret.

 

Meins Herzens Kron, mein Freudensonn    

sollst du, Herr Jesus, bleiben;    

Lass mich doch nicht von deinem Licht

durch Eitelkeit vertreiben. 

Bleib du mein Preis, dein Wort mich speis; 

bleib du mein Ehr, dein Wort mich lehr

an dich stets fest zu gläuben.

 

(Georg Weissel)