Führen und Folgen

 

2.Mo.13,21: Der Herr zog vor ihnen her, am Tag in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten.

 

Joh.5,39: Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin, und sie sind es, die von mir zeugen.

 

Die Gefahr war noch nicht gebannt. Israel war zwar auf dem Weg Gott hinterher, die Ägypter waren aber auch hinter ihnen her. Etwas später erfahren wir, daß die jeweilige Säule sich zwischen Israel und die Ägypter lagerte, als sie mit dem Rücken zum Meer standen. War das Gottes Weg? Und überhaupt, woher sollten sie denn wissen, wo Gott lang geht. Gott plant einen Umweg ein, weil er befürchtet, auf dem direkten Weg durch das Philisterland könnte Israel Angst kriegen und umkehren. Das Land Kanaan dürfte als Ziel allen bekannt gewesen sein. Aber wie kann Israel das Ziel erreichen?

 

Also macht Gott selbst das Navi, unter den jeweiligen Umständen auch immer eindeutig erkennbar: Eine Säule – mit bloßem Auge gut sichtbar, tagsüber aus Wolken, nachts aus Feuer. Alle mal die Hände hoch, die sich sowas auch schonmal gewünscht haben! Die Folgebarkeit war also denkbar unkompliziert. Aber das Misstrauen gegenüber dem, dem sie folgen sollten, brachte ihnen eine 39jährige Ehrenrunde.

 

Jesus schildert an verschiedenen Stellen, daß es im Volk zu seiner Zeit eine andere Problemstellung gab. Das Folgen hatte seinen Charakter geändert und war von etwas Konsequentem zu etwas Statischem geworden. Er sagte: Die Schriften führen zu mir. Die Schriftgelehrten antworteten: Wir wollen aber nirgends hingeführt werden, und zu dir schon gar nicht. Die Situation hätte auch Loriot nicht besser erfinden können. Torah heißt „Wegweisung“. Und da drehen sich diejenigen, die die Wegweisung genau erforschen, pausenlos um den Wegweiser. Aber auf die Idee, dem Wegweiser mal zu folgen, kommt keiner.

 

Paulus bringt es auf den Punkt:Christus ist das Ziel der Torah(Röm.10,4). Folgerichtig sind die Reformatoren dahin zurückgekehrt, Christus als die Mitte der Schrift anzusehen. Als Luther vor der Frage stand, wie er eigentlich in diesem ganzen Katholen-Zeux Gottes Wort wiederfinden sollte, formulierte er den Grundsatz „Was Christum treibet“. Vielleicht müssen wir das auch neu lernen. „Die letzte Zeit“ ist wohl eher nicht mehr die Zeit für theologische Spitzfindigkeiten. Jesus ist das Leben, zu dem die Heilige Schrift führt. Dann sollten wir doch unseren Umgang mit der Schrift darauf ausrichten, daß er zu Jesus führt.

 

Ich kann typologische Auslegung bekanntlich nicht leiden, aber ein Vorbild für unseren Umgang mit Führungsfragen ist diese Säulen-Geschichte doch allemal: Du suchst einen Weg, der zum Leben führt?

 

Dann vertrau Dich Gott an und suche in seinem Wort; er wird die Führung übernehmen, und

Jesus Christus wird Dir immer größer!

 

 

Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 22.6.2025

 

pdf22 23_Doehling_Fuehren und Folgen (20.6.2025)