Gerechtigkeit

 

Jes.26,9: Herr, von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts; ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen. 

Mk.1,35: Am Morgen, noch vor Tag, stand Jesus auf und ging hinaus. Und er ging an eine einsameStätte und betete dort.

 

Jesaja beginnt das Kapitel mit einem Loblied über den triumphalen Einzug des Volkes Gottes in eine sichere Stadt und beschließt es mit dem Bekenntnis: „Deine Toten werden leben“. Den Weg dorthin beschreibt er aber als nicht immer leicht. Es gilt, Gericht auszuhalten und im Gericht auf Gott zu warten. Es gilt auch, Gerichtswege als Gnadenwege zu sehen, da offenbar schon damals die Erfahrung war, daß Gottes Hand eher zur Umkehr bewegt, wenn sie schwer auf seinem Volk lastet, als wenn sie leicht ist.

 

Gerechtigkeit ist die Eintrittskarte für diese Stadt. Gerechtigkeit ist auch das Ziel der Wege Gottes mit seinem Volk, gerade auch der Gerichtswege. Die Frucht dieser Gerechtigkeit werden gerade Wege und Frieden auf diesen Wegen sein. Gerechtigkeit ist im biblischen Sinne der Zustand des Passendseins zu Gott. Das fängt mit der Rechtfertigung durch das Blut Jesu Christi an und geht mit der Heiligung weiter. Hierbei ist erst die Antwort, die ich mit meinem Leben gebe, aktiv; beim Geschehen selber bleibe ich passiv. Rechtfertigung und Heiligung geschehen an mir, erst danach gehe ich auf ihren Wegen.

 

Bei Jesus ist natürlich völlig unstrittig, daß er diese Gerechtigkeit auch als Mensch niemals verlassen hat. Das bedeutet „ohne Sünde“. Dennoch finden wir ihn in den Evangelien immer wieder bei der Suche danach, was er passend zu Gott, also in Gerechtigkeit, tun soll. Er sagt selber: „Ich wirke die Werke, die ich meinen Vater tun sehe“. Er selbst lebt seine Gerechtigkeit also auch immer wieder darin, daß er die intensive Ausrichtung auf Gott sucht, und daß all sein Tun aus dieser Ausrichtung kommt. Das sind Werke der Gerechtigkeit.

 

Wenn Jesus vom Weinstock und den Reben spricht und dabei den Satz sagt:Ohne mich könnt ihr nichts tun., dann meint er genau das. „Bleibt in mir, und ich in euch!“ bedeutet: Leben kann aus der Lebensgemeinschaft mit ihm nicht gelöst werden, und das Suchen nach dieser Verbindung ist Gerechtigkeit. Das Festigen dieser Verbindung ist Heiligung, und diese geschieht in der Kraft des Weinstocks, nicht in der Kraft der Reben. Wo das beides nicht ist, da ist der Tod, auch wenn man ihn fälschlich anders nennt.

 

Jesaja formuliert ein herzliches Verlangen nach dieser Lebensgemeinschaft mit Gott. Diese Suche nach Gerechtigkeit wird von Gott niemals unbeantwortet gelassen, weil ja genau dafür sein Herz schlägt, weil Jesus genau dafür am Kreuz gestorben ist, und weil der Geist Gottes genau dafür die Kindschaft in uns wirkt.

 

Man könnte also sagen: Die gesamte Trinität betreibt einen enormen Aufwand, um uns in diese Lebensgemeinschaft zu bringen.

 

Wir sind sicher gut beraten, wenn wir es ihr mit der Suche nach Gerechtigkeit danken.

 

 

Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 13.7.2025

 

 

pdf26 27_Doehling_Gerechtigkeit (13.7.2025)