Furchtbar oder fruchtbar?
5.Mo.15,7: Du sollst dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht zuhalten gegen deinen armen Bruder!
Jak.2,14: Was hilft’s, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen?
„Der Glaube ist tot, wenn er keine Werke hat“, sagt Jakobus in seiner „ströhernen Epistel“ (Luther). Schon in der Generation nach Luther konnte man sehen, daß Jakobus Recht hat: Man musste nur das Richtige glauben, und das musste man dann so richtig glauben, daß man dafür auch einen 30jährigen Krieg führen konnte.
Sieht Paulus das wirklich anders als Jakobus? Paulus bezeichnet Glauben als Frucht des Heiligen Geistes (Gal.5), und das ist der Geist des Lebens. Daraus folgt doch, daß der Glaube auch Leben ist. Deshalb redet Paulus in Gal.6 von dem „Glauben, der in der Liebe tätig ist“. Jetzt ist aber diese Liebe auch eine Frucht des Heiligen Geistes. Dann müsste doch der Herr dieses Geistes, der auch der Herr des Lebens ist, Herr dieser Liebe sein. Und ist dieser Herr nun tot oder lebendig?
Jakobus schreibt weiter: Das mit dem Glauben ist schnell mal daher gesagt. Wie äußert der sich denn? Wenn Glauben Leben ist, dann hat er Lebensäußerungen.
Wenn Glauben Leben ist, das vom Geist des Lebens geschaffen wird, dann müsste er inhaltlich doch direkt aus dem Herzen Gottes bestimmt sein. Es war René Descartes, der den Glauben aus dem Leben ins bloße Für-wahr-Halten verschoben hat. Es war Friedrich Schleiermacher, der ihn dann aus dem Für-wahr-Halten ins Gefühl umgeräumt hat. Aber worum geht es Gott wirklich?
Gott geht es um Leben. Und um das überhaupt erst zu schaffen, hat er seinen Sohn ans Kreuz
schlagen lassen. Hier sehen wir, was es heißt, wenn der heilige Gott sein Herz nicht verhärtet und seine Hand nicht zuhält. Wer ihm gehört, lebt aus dem Geist des Lebens und gibt dieses Leben weiter.
Das „sola fide“ bleibt natürlich richtig. Aber der Glaube ist eben Leben, nicht Für-wahr-Halten. Und Leben kommt nicht aus toten Buchstaben, sondern aus dem Geist des Lebens. Paulus und Jakobus dürften gewusst haben, daß sie sich einig sind.
Vielleicht würden wir „Theologen“ weniger Widersprüche finden, wenn wir mehr die Bibel lesen würden.
Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 18.5.2025
19_Doehling__Furchtbar
oder fruchtbar (25.5.2025)