„Wer eifrig strebend sich bemüht, …“

 

Ps.94,11: Der Herr kennt die Gedanken der Menschen: Sie sind nur ein Hauch.

 

1.Kor.1,18-19: Niemand betrüge sich selbst! Wer unter euch meint, weise zu sein in dieser Welt, der werde ein Narr, daß er weise werde! Denn die Weisheit dieser Welt ist Torheit bei Gott.

 

Religionen sind ein Streben nach oben. Sie kommen allesamt von dem her, was der Prediger Salomo „Ewigkeit in ihren Herzen“ nennt. Aber wo führen sie hin? Ganz am Anfang haben die Leute von Babel gesagt: Wir bauen jetzt einen Turm, in dem wir bis zu Gott hochsteigen können. Das ist das Ur-Konzept von Religion. Gott bemerkt da was bei den Menschen und sucht erstmal seine Brille. – Was machen die denn da? Ach, am besten, ich steig mal runter. – Viel beißender hätte Gottes Antwort auf die Religion nicht ausfallen können.

 

Wer Francis Schaeffers „Preisgabe der Vernunft“ folgt, lernt Menschen kennen, die aus Babel gelernt haben: Wir definieren einfach, daß es „oben“ nicht gibt. Dann brauchen wir auch nicht mehr nach oben zu streben und können uns mit voller Energie um uns selber drehen. Religionen sind also zu belächeln, sog. Weisheit ist anzustreben. Aber was ist Weisheit? Und kann man sie bekommen, wenn man ihren Definitionsrahmen so eng steckt, daß sie nicht mehr reinpasst?

 

Im Bodelschwingh-Haus haben wir uns mal mit Wissenschaftstheorie beschäftigt. Das war sehr erhellend. Ein Fischer hat ein Netz mit einer Maschenweite von 10cm. Er sagt: Nur das, was ich damit fange, sind Fische. Ist das die Wahrheit, oder wäre doch eher die Kritik an seiner Methode die Wahrheit? Wo führt mich Welt-Weisheit hin, wenn sie schon per Definition 3/4 der möglichen Wahrheit ausschließt?

 

Kein Christ kann etwas gegen Naturwissenschaften haben. Aber sie können eben immer nur erklären, was innerhalb ihres Bereiches liegt, nichts außerhalb davon. Und da Gott und seine Wahrheit schon naturgemäß nicht innerhalb unseres Zugriffs liegen, können auch die Antworten auf die entscheidenden Fragen nicht innerhalb der Welt-Weisheit zu finden sein. Ich kann das natürlich wegdefinieren, aber ist es davon dann auch weg?

 

Vielleicht wäre ich aber besser beraten, wenn ich eine angemessene Haltung zu mir selbst und meinen Möglichkeiten einnehmen und von da aus dann eine angemessene Haltung zu Gott suchen würde. Die Bibel nennt das Demut. In dieser Haltung werde ich von Gott damit beschenkt, daß er mir das runtergebrannte Streichholz meiner Vernunft aus der Hand nimmt – „werde ein Narr!“ -, und mir stattdessen den groß macht, der sagt: „Ich bin das Licht der Welt“.

 

Ernsthafte Selbstbetrüger haben ein anstrengendes Leben. Was sie konstruieren, wird zum

Schneeball-System, und sie müssen rumrennen wie Teller-Jongleure. Ich kann verstehen, daß viele von ihnen irgendwann einfach alles zusammenkrachen lassen. Die Folge ist dann meistens, daß man den Scherbenhaufen ignoriert, denn die eigentlich angemessene Konsequenz verbietet sich dem autonomen Menschen ja von selber.

 

„Die Weisheit der Welt ist Torheit bei Gott“ hat eine Fortsetzung:Die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind“. Warum dann nicht folgenden Schluss ziehen: Wenn ich schon dadurch nur gewinnen kann, daß ich meine Weisheit der Torheit Gottes überlasse, was kann ich dann erst gewinnen, wenn ich mich der Weisheit Gottes anvertraue?

 

 

Gedanken und Auslegung von Bruder Jens Döhling 18.5.2025

 

 

pdf17 18_Doehling_Wer eifrig strebend sich bemueht (18.5.2025)