Oswald Chambers aus "Mein Äußerstes für Sein Höchstes"

Die Gemütsverfassung, die jede Kritiksucht ausschaltet

 

"Richtet nicht, auf dass ihr nicht gerichtet werdet." Matthäus 7,1

 

Hinsichtlich des Richtens sagt Jesus, dass wir es überhaupt nicht tun sollen. Der Durchschnittschrist ist ein sehr scharf kritisierendes Individuum. Das Kritisieren gehört zu den gewöhnlichen Fähigkeiten des Menschen; doch ist in der geistlichen Welt nichts damit zu erreichen.

 

Das Kritisieren besteht in der Zerpflückung der Kräfte und Fähigkeiten desjenigen, der kritisiert wird. Einzig der Heilige Geist ist in der Lage zu kritisieren; Er allein ist imstande, aufzudecken, was falsch ist, ohne zu verletzen und zu verwunden. Wenn du dich in einer kritiksüchtigen Stimmung befindest, ist es dir unmöglich, mit Gott in Verbindung zu treten; sie macht dich hart, rachsüchtig und grausam und hinterlässt dir das schmeichelhafte Gefühl, eine überlegene Persönlichkeit zu sein. Jesus sagt: "Als Jünger sollt ihr eine Gemütsverfassung zu erlangen trachten, die alle Kritiksucht ausschaltet." Dies kann nicht ein für allemal erreicht werden. Hüte dich vor allem, was dich den Platz der überlegenen Persönlichkeit einnehmen lässt!

 

Vor dem durchdringenden Blicke Jesu gibt es kein Ausweichen. Wenn ich in deinem Auge einen Splitter sehe, bedeutet dies, dass sich in meinem eigenen Auge ein Balken befindet. Jeden Fehler, den ich an dir sehe, verlegt Gott in mich. Jedesmal, wenn ich richte, verdamme ich mich selbst (s. Röm. 2,17-20). Höre auf, einen Maßstab an andere Menschen anzulegen! Es gibt im Falle eines jeden Menschen noch irgend etwas, worüber wir nichts wissen.

 

Zunächst nimmt Gott eine geistliche Frühjahrsreinigung an uns vor, und hernach ist keine Möglichkeit zum Hochmut mehr in uns. Es ist mir nie mehr ein Mensch begegnet, an dem ich hätte verzweifeln können, seitdem ich erkannt habe, was abgesehen von Gottes Gnade in mir ist.

 

Andacht zum 17. Juni