Der alte Mann und die Gesellschaft.

 

Rolf Müller.

 

Die Großwetterlage unserer Zeit kann mit dem Satz: „In der Welt habt ihr Angst.“ beschrieben werden. Das ist eine treffende Analyse unseres Zustandes. Es gibt vieles, was dem alten Mann Angst macht. Die Welt ist im Umbruch. Nichts ist mehr so, wie es war. Unübersichtlich ist vieles geworden. Es herrschen Pluralismus und gleichzeitig Individualismus. Der alte Mann schaut nicht mehr durch. Es scheint alles geregelt zu sein, aber in der Praxis geht manches durcheinander. Oft bleibt der Sachverstand auf der Strecke. Es herrscht Verwirrung.

 

In der Welt herrscht Angst. Aber dabei bleibt es nicht. Der Satz geht weiter. „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ So ist das. Die Angst kann allein in Jesus Christus überwunden werden. Er hilft in den kommenden Bedrohungen. Er kennt die Lösungen. Er weiß Rat.

 

Der alte Mann fragt sich, ob die Menschen alles dürfen, was sie können. Was können die Menschen? Kriegen sie die Weltprobleme in den Griff? Können sie das Klima und die Welt retten? Hängt der Fortbestand der Erde vom Willen der Menschen ab? Der alte Mann weiß, dass der Mensch die Erde weder retten noch zerstören kann. Gott hält die Welt in seiner Hand.

 

„Solange die Erde steht, wird nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.“ Der Mensch möchte sich an die Stelle Gottes setzen. Alles ist machbar! Darüber kann der alte Mann nur lachen. Was schaffen wir denn? Die Welt soll friedlich sein. Arbeitslosigkeit und Armut sollen überwunden werden. Die Erderwärmung soll gestoppt werden. Naturkatastrophen soll man beherrschen können. Rechtsradikalismus, Linksradikalismus, Antisemitismus und alle Diskriminierungen sollen verschwinden. Das sind fromme Wünsche. Werden sie in Erfüllung gehen? Der alte Mann ist skeptisch. Er lebt in der Realität. Da wird manipuliert, beschönigt und beschwichtigt. Es gibt einen Zwang zur Selbstverwirklichung. Es herrscht ein hoher Erwartungsdruck. Verantwortung ist Fehlanzeige. Vor wem sollte man sich denn verantworten? Die Enttäuschung ist schon vorprogrammiert, da hilft kein Schönreden.

 

Der Begriff Sünde ist aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Der Mensch ist kein Sünder. Er ist höchstens nicht gut genug. Er hat kleine Fehler. Aber ein Sünder? Nein! Im Kern sind alle Menschen gut. Nur die Verhältnisse sind noch nicht ideal. Aber an der Verbesserung der Verhältnisse wird gearbeitet.

 

Und wir Christen?  Der alte Mann hat den Eindruck, wir sitzen voll dem Zeitgeist auf. Wir hecheln dem Zeitgeist hinterher. Wir passen uns an. Warum reden wir Christen so wenig von unserer einzigartigen Hoffnung? Warum reden wir so wenig von Erlösung, Auferstehung der Toten und vom ewigen Leben? Sind wir zu sehr mit uns selbst beschäftigt? Sollten wir nicht den Menschen das Evangelium von Jesus Christus nahebringen? Lassen wir uns auf Nebenschau-plätze ein? Verzetteln wir uns in gesellschaftlichen Aktivitäten? Versuchen wir, mit den Ungläu-bigen das Paradies auf Erden ohne Gott zu bauen? Das ist ein ehrgeiziges Vorhaben, aber zum Scheitern verurteilt.

 

Der alte Mann weiß: „Es geht ohne Gott in die Dunkelheit.“ Es mag Gründe geben, Gott zu ignorieren, aber es gibt keine guten Gründe. Auch die Gottlosen werden Gott nicht wirklich los. Sie werden einmal vor dem Richter stehen und sich verantworten müssen. Dann werden sie auf tausend Fragen nicht eine einzige Antwort wissen.

 

Der alte Mann überlegt, was heute dran ist. Speisen wir die Fragen von heute mit Antworten von gestern ab? Werden wir als Christen überhaupt noch gefragt? Leben wir so, dass wir gefragt werden? Als Christen sind wir Salz der Erde und Licht der Welt. Ermutigen wir unsere Nächsten zur Dankbarkeit? Danken hat Verheißung und schärft den Blick für die Wunder Gottes. Wir können anderen den Weg zeigen, den Weg zu Gott, zum Sinn des Lebens.

 

Wir können nicht alles schaffen, aber wir können Inseln der Hoffnung sein. An Gottes Segen ist alles gelegen. Auch die viel beschworene Europäische Union braucht den Segen Gottes. Der alte Mann möchte mit dem Politiker Bernhard Vogel sagen: „Ich bin mir nicht sicher, ob Gott Europa braucht, aber ich bin mir sicher, dass Europa Gott braucht.“

 

Leider sehen das viele verantwortliche Politiker nicht mehr so. Gott wird nicht gebraucht in Europa. Deshalb wird trotz aller Anstrengungen die EU auseinanderbrechen und zerfallen. Die Einigkeit wird zerbröckeln. Der vielgerühmte europäische Geist wird verdunsten. Ohne Gott gibt es keine glückliche Zukunft.

 

Was können wir als Christen tun? Jeder kann beten, auch wenn er sonst nichts tun kann. Der alte Mann rät, unsere begrenzten Möglichkeiten mit den unbegrenzten Möglichkeiten Gottes zu verbinden. Die Welt braucht betende Christen! Das heißt nicht, dass wir die Hände nur in den Schoß legen. Wir dürfen das uns Mögliche tun, auch wenn wir oft an unsere Grenzen stoßen. Das uns Unmögliche dürfen wir getrost Gott überlassen.

 

Es ist wahr, wir sind nicht vollkommen. Wir stehen auch als Christen nicht über den Dingen. Wir sind oft ängstlich und verzagt. In der Welt haben wir Angst, das weiß unser Herr und Heiland Jesus Christus. Aber uns gilt auch seine Verheißung: „Seid getrost, ich habe die Welt überwunden!“ Das ist unsere Zuversicht in guten und in bösen Tagen. Mit ihm überwinden wir weit.

 

 

 

Sei getrost und unverzagt,

Jesus steht dir bei,

führt dich treulich Tag um Tag,

wo dein Weg auch sei.

 

 

Ihm kannst du dich anvertraun,

völlig ganz und gar.

Wag es! Du wirst Wunder schaun,

denn sein Wort ist wahr.

 

 

Jesu Macht ist unbegrenzt,

ihm gehört die Welt.

Dass du fröhlich ihn bekennst,

hat er dich erwählt.

 

 

Alles, was dich heut bedrückt,

Sorge, Sünde, Schuld,

sag es Jesus, der dich liebt,

groß ist seine Huld.

 

 

Komme, was auch kommen mag,

Freude oder Leid,

Jesus liebt dich wunderbar,

heut und allezeit.

 

 

Werner Morgenstern.