Der alte Mann und die Erwählung.

Rolf Müller.

Der alte Mann freut sich über seine Erwählung. Gott hat uns erwählt in Jesus Christus vor Grundlegung der Welt. Welch ein Trost für alle Gotteskinder! Es kommt nicht auf unsere Anstrengungen an, es ist Gottes Gnadenwahl. Was Gott sagt, trifft alles ein. "Welche Gott zuvor ersehen hat, die hat er auch verordnet, dass sie gleich sein sollen dem Ebenbilde seines Sohnes (…) Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch herrlich gemacht." Rö.8,29/30

Ersehen, verordnet, berufen, gerecht gemacht, herrlich gemacht - das ist eine starke Kette! Der alte Mann kann in dieser Kette kein schwaches Glied erkennen. Diese Kette hält und trägt! Der alte Mann hat Gott nicht gesucht, aber Gott hat ihn gefunden und ergriffen. Es ist ein reines Wunder seiner Gnade. Gott allein ist der Urheber unseres Heils. Die Gnade Gottes hat alles getan! "Nichts hab ich zu bringen, alles, Herr, bist du". "Erbarmen ist`s und weiter nichts!" Gott gibt die Buße. Gott schenkt den Glauben. Es ist Gottes Werk. Wenn Gott den Menschen überwindet, zerbricht aller Stolz. Gott lädt uns liebevoll ein. Er bittet, wir sollen uns versöhnen lassen mit ihm. Gott bietet Heil und Gnade an, der Mensch soll sie ergreifen. Der Mensch ist mit dabei, er ist keine willenlose Marionette. Sicher ist, Gott fängt immer an. Wir sind tot, Gott erweckt uns aus dem Tod. Er setzt den menschlichen Willen in Bewegung. Gott gibt, aber der Mensch muss zugreifen. Der alte Mann kann es nicht besser ausdrücken. Der Mensch ist dabei. Man kommt nicht im Schlaf ins Reich Gottes. Es kostet Kampf. Wenn Gott wirkt, schlägt unsere Gnadenstunde. Wir können nicht so tun, als ob Gott uns nicht gerufen hätte. Der Glaube ist Gottes Werk und des Menschen Tat. Der alte Mann weiß, er wird durch Gottes Macht bewahrt. Durch Gottes Macht! Wenn er sich selbst bewahren müsste, würde er scheitern. Aber er wird bewahrt. Niemand kann uns aus der Hand des Vaters reißen. Viele schrecken vor diesem Wort zurück. Sie betrachten es als Anmaßung. Natürlich kann niemand sagen: Ich bleibe treu, was auch immer kommen mag. Das wäre wirklich Überheblichkeit. Keiner weiß, in welche Not und Verzweiflung er noch kommen wird und durch welche Prüfungen er noch hindurch muss. Aber der alte Mann weiß, dass ihn niemand aus seiner Hand reißen kann. Es gibt keine Erwählung auf Probe. Was durch unsere Schwachheit nicht zustande kam, kann durch unsere Schwachheit auch nicht zerstört werden. Zuvor ersehen, verordnet, berufen, gerecht gemacht, herrlich gemacht - die Kette reißt nicht. Wir kommen ans Ziel, weil wir von Gott ergriffen sind. Hier ist kein "wenn" eingeschoben, kein "wenn ich treu bin". Alles tut Gott. Der Anker liegt nicht in uns, sondern in Gottes Treue. Gottes Treue bleibt. "Dann staunt die ganze Welt uns an und ruft: Das hat der Herr getan!"

Der alte Mann kann und will die Lehre von der Erwählung nicht missbrauchen. Er sagt nicht: "Ja, ich bin erwählt, jetzt kann ich tun und lassen, was mir gefällt". Wer erwählt ist zu Gottes Kind, der lebt bestimmt nicht wie ein Kind des Teufels. Das Wissen um Gottes Bewahrung macht nicht leichtfertig, sondern bewirkt Gottesfurcht. Das Verlangen strebt nicht nach Sünde, sondern nach Heiligung. "Ich werde bleiben im Haus des Herrn immerdar".

 

Der Herr bringt mich ans Ziel.

"Stark ist meines Jesu Hand          

und er wird mich ewig fassen,    

hat zu viel an mich gewandt,      

um mich wieder los zu lassen".