Der alte Mann und die Nachfolge.

 

Rolf Müller.

 

„Da sprach Jesus zu seinen Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir. Denn wer sein Leben erhalten will, der wird’s verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden. Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele? Oder was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse?“

 

Der alte Mann wurde gefragt, ob das wirklich in der Bibel steht. Ist das so gemeint, wie es dasteht? Das passt doch gar nicht in unsere Zeit! Damit stößt man die Leute doch vor den Kopf. Das ist doch keine Werbung für den Glauben!

 

Viele denken, das Evangelium müsse den Menschen schmackhaft gemacht werden. Sie sollen sich wohlfühlen. Dem alten Mann wird gesagt, was sich die Leute wünschen, was sie hören wollen:

"Jesus will, dass es dir gut geht. Jesus macht dich froh und glücklich. Jesus macht dich erfolgreich im Beruf. Er hilft dir, beim Fußball mehr Tore zu schießen. Er macht dich wohlhabend, er wertet dein Selbstbild auf."

 

Da passt unser Bibeltext oben gar nicht dazu. Der Herr Jesus sagt, wer Christ sein will, muss sich selbst verleugnen, sein Kreuz täglich auf sich nehmen und ihm nachfolgen. Der alte Mann weiß, dass Jüngerschaft kein Spaziergang im Rosengarten ist. Nachfolge hat ihren Preis. Der Weg führt nicht nur auf sonnige Höhen, sondern oft auch durchs dunkle Tal, durch Schmerz und Leiden.

 

Sind wir bereit, um Jesu willen Spott und Leiden zu erdulden? „Ein jeder sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.“ Der alte Mann gibt zu, dass es einem da angst und bange werden kann. Das schaffen wir doch nie! Wer kann denn so leben, wie Jesus Christus gelebt hat? Wollen wir das überhaupt? Muss es denn so radikal sein?

 

Der Herr Jesus sagt: „Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.“ Da fährt dem alten Mann der Schreck in die Glieder. Wie soll er das bewerkstelligen können? Er will Jesus nachfolgen, aber das kostet ihn alles.

 

„Wer nicht allem entsagt, was er hat, kann nicht mein Jünger sein.“ Der Herr Jesus ruft seine Nachfolger auf den Kreuzweg. Das hat er so festgelegt. Aber keine Sorge, wir kommen nicht zu kurz. Wir kommen bei ihm zur Ruhe. Der Herr Jesus will uns nicht fertig machen, sondern beschenken. „Wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden.“ „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“

 

Mir nach, spricht Christus, unser Held,

mir nach, ihr Christen alle!

Verleugnet euch, verlasst die Welt,

folgt meinem Ruf und Schalle;

nehmt euer Kreuz und Ungemach

auf euch, folgt meinem Wandel nach.

 

Wer seine Seel zu finden meint

wird sie ohn mich verlieren;

wer sie um mich verlieren scheint,

wird sie nach Hause führen.

Wer nicht sein Kreuz nimmt und folgt mir,

ist mein nicht wert und meiner Zier.

 

So lasst uns denn dem lieben Herrn

mit unserm Kreuz nachgehen

und wohlgemut, getrost und gern

in allem Leiden stehen.

Wer nicht gekämpft, trägt auch die Kron

des ewgen Lebens nicht davon.

 

(Johann Scheffler)