Der alte Mann und
das Bleiben bei Jesus

 

Rolf Müller

 

„Von da an wandten sich viele seiner Jünger von ihm weg und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm“ (Johannes 6,66). Hier ist der weitere Kreis der Anhänger Jesu gemeint. Sie wandten sich äußerlich ab. Innerlich waren sie ihm noch nie richtig zugewandt. Sie zollten ihm Beifall. Sie folgten ihm und drängten sich zu ihm. Sie waren von seinen Worten beeindruckt. Allerdings war die Begeisterung unecht. Sie hielt nicht stand. Als es darauf ankam, sagten sie sich los von ihm.

 

Der alte Mann fragt sich, wie viele solcher „Nachfolger“ in den heutigen Gemeinden zu Hause sind. Sie wollen Vorteile für ihr irdisches Leben. Sie wollen angesehen, reich und gesund sein. Sie wollen einen Jesus, der ihnen alle Hindernisse aus dem Weg räumt. Der ihnen ihre eigennützigen Wünsche erfüllt. Sie wollen die Krone. Das Kreuz lehnen sie ab. Wenn ihre Erwartungen enttäuscht werden, wenden sie sich ab. Ihre Liebe zur Welt ist größer als ihre Liebe zu Jesus. Sie glauben nicht an ihn.

 

Der alte Mann stellt fest, dass Jesus sie nicht hindert. Er ruft sie nicht zurück. Er bittet sie nicht, zu bleiben. Er kam ja, um zu suchen und selig zu machen, was verloren ist. Aber diese Leute wollten nicht gerettet werden. Sie stießen den Retter von sich. Wer verloren gehen will, der darf das. Niemand wird gezwungen, selig zu werden.

 

Er fragt die Zwölf: „Wollt ihr auch weggehen?“ Er stellt es ihnen frei, der Menge nachzulaufen und ihn zu verlassen. Der alte Mann weiß, dass das die Jünger gar nicht konnten. Sie haben geglaubt und erkannt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn des lebendigen Gottes.

 

Der Herr Jesus weiß, dass sein Vater im Himmel sie ihm gegeben hat. Rechte Jünger verlassen ihren Herrn nicht. Ihnen wird Jesus nie gleichgültig sein. Und der Herr bewahrt sie bis ans Ende. Leben wir, so leben wir dem Herrn. Sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Wir leben oder sterben, wir sind des Herrn.

Jünger Jesu können nicht mehr ohne ihren Meister sein. „Herr, wohin sollen wir gehen?“ Sollen wir wieder zurück in unser altes Leben gehen? Sollen wir zurückgehen in die Hoffnungslosigkeit?

 

Wer soll uns helfen in der Not? Wer soll uns trösten im Leid? Herr, du bist doch unsere Zuflucht für und für! Wohin sollen wir denn gehen?

 

Du allein hast Worte ewigen Lebens. Du bist die lebendige Quelle. In dir liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis Gottes. Deine Worte sind Geist und sind Leben. Du bist unsere Kraft und Stärke.

Der alte Mann wäre verrückt, wenn er wieder von Jesus weggehen würde. Er glaubt an Christus, den Sohn des lebendigen Gottes. Ihm folgt er in aller Schwachheit nach. Jesus Christus bewahrt ihn bis ans Ende.

 Nicht unsere Treue, seine Bewahrung garantiert, dass wir ans Ziel kommen. „Mit unsrer Macht ist nichts getan, wir sind gar bald verloren.“ Aber der Herr ist treu. Er trägt uns und behütet uns. Er hat eine Stätte für uns im Vaterhaus bereitet. Dort wird ewige Freude und Wonne sein.

 

Bei dir, Jesus, will ich bleiben,

stets in deinem Dienste stehn;

nichts soll mich von dir vertreiben,

will auf deinen Wegen gehn.

 

Du bist meines Lebens Leben,

meiner Seele Trieb und Kraft,

wie der Weinstock seinen Reben

zuströmt Kraft und Lebenssaft.

 

Könnt ichs irgend besser haben

als bei dir, der allezeit

so viel tausend Gnadengaben

für mich Armen hat bereit?

 

Könnt ich je getroster werden

als bei dir, Herr Jesus Christ,

dem im Himmel und auf Erden

alle Macht gegeben ist?

 

Ja, Herr Jesus, bei dir bleib ich

so in Freude wie in Leid;

bei dir bleib ich, dir verschreib ich

mich für Zeit und Ewigkeit.

 

Deines Winks bin ich gewärtig,

auch des Rufs aus dieser Welt;

denn der ist zum Sterben fertig,

der sich lebend zu dir hält.

 

(Philipp Spitta)