Das verlorene Wort

 

Rolf Müller

 

Wir müssen in unseren Gemeinden das abhanden gekommene Wort zurück gewinnen. Wir haben nicht die Bibel verloren. Unser Problem ist, dass wir Gottes Wort nicht hören.

 

Die Gemeinde hat sich unmerklich und in aller Stille von der Wahrheit der Schrift abgekoppelt. Wir bestätigen die Inspiration der Bibel, aber wir denken, sie sei unzulänglich für die Aufgabe, die Gemeinde im 21. Jahrhundert zu erhalten.

 

Wir halten Gott für kurzsichtig, und nun stehen wir mit einer Bibel da, die den Anforderungen unserer Zeit nicht gewachsen ist. Wenn wir den Glauben an die völlige Genügsamkeit des Wortes Gottes nicht zurück gewinnen, verlieren wir das Recht, uns evangelisch zu nennen.

 

Uns muss die Heiligkeit Gottes wieder neu bewusst werden. Wir betonen Gottes Liebe, betrachten seine Heiligkeit aber lediglich als eine Randerscheinung. Damit stellen wir die Schrift auf den Kopf. Damit  verliert unser Glaube jegliche Bedeutung.

 

Das eigentliche Wesen der Sünde ist die Missachtung der Heiligkeit Gottes. Wir verlieren die ehrfurchtsvolle Scheu in der Gegenwart Gottes. Die Wahrheit seines Wortes wird uninteressant. Der Gehorsam spielt keine Rolle und die Gemeinde verliert ihre moralische Autorität. Die gesellschaftlichen Probleme werden wichtiger genommen als die geistlichen Anliegen. Schriftgemäße Erkenntnisse und Überzeugungen werden bedeutungslos.

 

Wenn man den Zorn Gottes durch Liebe ersetzt, bekommt man eine Christenheit, die kein ernst zu nehmendes Wort mehr für eine Welt hat, die im Argen liegt. Dann ist Sünde nur ein Versagen, aber kein Vergehen gegen Gott.

 

Verlieren wir das Verständnis für die Heiligkeit Gottes, dann verlieren wir das Verständnis für den gesamten christlichen Glauben. Unser Glaubensbekenntnis wird wertlos, unser Glaubensleben kraftlos. Dann verkümmert die Gemeinde zu einer Interessengruppe unter vielen anderen. Möge der Herr uns die Bereitschaft zur Umkehr schenken und das Verlangen in uns wecken, wieder groß von ihm und seiner Wahrheit zu denken.

 

Herr, lass deine Wahrheit uns vor Augen stehn, 

lass in deiner Klarheit Lug und Trug vergehn.

 

Gib uns reine Herzen, mach uns dienstbereit 

und zu hellen Kerzen in der Dunkelheit.

 

Lass uns selbstlos werden, wende unsern Sinn  

auf der ganzen Erden zu dem Bruder hin.

 

Wollen in der Stille hören deinen Plan  

und tun, was dein Wille uns hat kundgetan.

 

In die Zeitenwende hast du uns gestellt,  

Hier sind Herz und Hände, Herr, für deine Welt.

(Liselotte Corbach)