Gleichnisse Jesu

 

Rolf Müller

 

Der alte Mann zählt die Gleichnisse Jesu zu den schwierigen Texten der Bibel. Das ist verwunderlich. Es herrscht vielfach die Meinung, dass der Herr Jesus mit den Gleichnissen biblische Wahrheiten einfach und verständlich erklären will. Das ist aber nicht so.

 

Der Herr Jesus redet in Gleichnissen, damit die Menschen in seiner Umgebung nur "Bahnhof" verstehen. Er verschlüsselt die Botschaft durch die Gleichnisse. Die Menschen sollen hören, aber nicht verstehen, was er meint. Selbst die Jünger, seine engsten Nachfolger, kommen mit den Gleichnissen nicht klar und fragen ihn deshalb.

 

Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du zu ihnen in Gleichnissen? Er antwortete und sprach: Euch ist es gegeben, dass ihr die Geheimnisse des Himmelreiches versteht, diesen aber ist es nicht gegeben. Denn wer da hat, dem wird  gegeben, dass er die Fülle hat; welcher aber nicht hat, von dem  wird auch genommen, was er hat. Darum rede ich zu ihnen in Gleichnissen.

 

Denn mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; und sie verstehen es auch nicht. Und an ihnen wird die Weissagung Jesajas erfüllt (Jesaja 6, 9-10): Mit den Ohren werdet ihr hören und nicht verstehen; und mit sehenden Augen werdet ihr sehen und es nicht erkennen. Denn dieses Volkes Herz ist verstockt und ihre Ohren hören übel und ihre Augen schlummern, auf dass sie nicht etwa mit ihren Augen sehen und mit den Ohren hören und mit dem Herzen verstehen und sich bekehren, dass ich ihnen helfe. Aber selig sind eure Augen, dass sie sehen und eure Ohren, dass sie hören.

 

Was ist hier los? Der Herr Jesus redet in Gleichnissen, damit die Leute nichts  verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren. Wie soll man das verstehen? Die Lösung steht in Matthäus 12, Markus 3 und Lukas 11. Der Herr Jesus heilte einen Besessenen, der blind und stumm war. Das Volk rief: Ist dieser nicht Davids Sohn? Sie erkannten, dass sie ein Wunder gesehen hatten, das nur der Messias tun konnte. Auch die Pharisäer wussten das.

 

Aber wider besseres Wissen erklärten sie: Er treibt die bösen Geister aus durch Beelzebub, ihren Obersten. Damit begingen sie die Sünde gegen den Heiligen Geist. Sie beschuldigten den Herrn Jesus, mit dem Teufel im Bunde zu sein. Damit haben sie eine Grenze überschritten. Der Herr Jesus sagt:

Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben.

 

Das ist ein ernstes Wort. Erst wollen sie den Herrn Jesus nicht annehmen, jetzt sollen und können sie ihn nicht annehmen. Ihr Herz wird verstockt. Irret euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten. Von da an redet der Herr Jesus in Gleichnissen. Sie verstehen sein Wort nicht mehr. Gleichnisse gehören zu den schwierigen Texten in der Bibel. Sie werfen oft mehr Fragen auf, als sie beantworten. 

 

Ist Sauerteig etwas Gutes? Bedeutet der Schatz im Acker oder die köstliche Perle, dass man den Himmel kaufen kann? Bedeutet das Gleichnis von den zehn Jungfrauen, dass nur die Hälfte der Christen selig wird? Bedeutet das Gleichnis vom ungerechten Verwalter, dass man ein Betrüger sein muss, wenn man in den Himmel kommen will? Was ist mit dem neuen Wein in alten Schläuchen und den neuen Flicken auf dem alten Kleid? Fragen über Fragen. Am besten versteht man die Gleichnisse, die der Herr Jesus selber seinen Jüngern erklärt hat.