Zehn Jungfrauen  (Matthäus 25, 1-13)

 

Rolf Müller

 

Zehn Jungfrauen warten auf den Bräutigam. Sie wissen nicht genau, wann er kommt. Sie hatten ihre Lampen bereitgestellt, falls es spät werden sollte. Als es dunkel wurde, schliefen alle ein. Dann aber war es so weit. Um Mitternacht erscholl ein Rufen: "Siehe, der Bräutigam! Geht  ihm entgegen! " Der große Augenblick ist da.

 

Jetzt stellt sich heraus: Nur fünf können den Bräutigam mit brennenden Lampen empfangen. Die anderen fünf haben kein Öl. Was nun? Sie betteln die fünf klugen Jungfrauen an, aber ohne Erfolg. So blieb nur der Gang zum Kaufmann. Es wird nicht berichtet, ob es den fünf törichten Jungfrauen gelungen ist, um Mitternacht bei einem Kaufmann noch Öl zu bekommen. Als sie schließlich am Haus ankommen, stehen sie vor verschlossenen Türen. Das Fest hat ohne sie begonnen.

 

Was will der Herr Jesus mit diesem Gleichnis sagen? Was will er uns sagen?

 

Es gibt kluge und törichte Jungfrauen. Wer ist klug? Wer ist töricht? Diese Frage ist wichtig für unser Heil. Wer kommt in den Himmel? Wie komme ich in den Himmel?

 

Den Himmel erreichen nur die Klugen. Das sind nicht die Weltklugen, nicht die Altklugen, nicht die Neunmalklugen oder die Siebengescheiten, sondern die Klugen in Jesus. Klugheit in Jesus und die Klugheit dieser Welt sind verschiedene Dinge. Die Weltklugen erweisen sich oft als Narren, wenn es um die ewigen Dinge geht.

 

Wozu gehöre ich? Bin ich klug? Bin ich töricht? Was haben Kluge und Törichte gemeinsam? Wo liegen die Unterschiede?

 

Manche Ausleger sagen, alle zehn Jungfrauen seien wiedergeborene Christen. Alle haben Lampen, alle warten auf den Bräutigam, alle schlafen ein. Das würde bedeuten, dass nur die Hälfte der Christen in den Himmel kommen würde. Die andere Hälfte steht draußen vor der verschlossenen Tür. Bei dieser Auslegung würde man den biblischen Aussagen über Heilsgewissheit widersprechen. Es liegt daher nahe, die klugen Jungfrauen als gläubig und die törichten Jungfrauen als ungläubig zu betrachten. Die Toren sprechen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott.

 

Die Himmelreichgleichnisse handeln von gegensätzlichen Gruppierungen: Unkraut und Weizen, gute und faule Fische, geladene Gäste und Gäste ohne Hochzeitskleid. Es handelt sich um Söhne des Reiches und Söhne des Bösen, um Erlöste und nur scheinbar Erlöste, um Wiedergeborene und Namenschristen.

 

Was ist der Unterschied zwischen klug und töricht? Es ist nicht die Wachsamkeit. Alle schlafen ein. Alle haben Lampen. Der Unterschied ist das fehlende Öl. Die größte Torheit besteht darin, dass man so tut, als sei man Christ und in Wirklichkeit ist man gar keiner. Sie hatten kein Öl.

 

In der prophetischen Bildersprache ist das Verlöschen der Lampe ein Bild für die Gottlosen. Das Licht der Gerechten brennt fröhlich, aber die Lampe der Gottlosen erlischt. (Sprüche 13, 9). In unserem Gleichnis entsprechen die Klugen den Gerechten, die Törichten den Gottlosen.

 

Für die Bösen wird keine Zukunft sein, die Leuchte der Gottlosen wird erlöschen. (Sprüche 24, 20).

Doch das Licht der Gottlosen wird erlöschen und nicht leuchten wird die Flamme seines Feuers. Das Licht wird finster in seinem Zelt und seine Lampe erlischt. (Hiob 18, 5-6).

 

Wie oft  geschieht es, dass die Leuchte der Gottlosen erlischt und ihr Verderben über sie kommt. (Hiob 21, 17).

 

Das Gleichnis will uns keineswegs Angst einflößen und sagen: "Du kannst keine Heilsgewissheit haben. Du kannst am Ende auch als Erlöster noch verloren gehen. Nur die Hälfte  der Erlösten wird wirklich gerettet.

 

Eine solche Auslegung ist biblisch nicht haltbar. Das Öl im Gleichnis wird als Bild für den Heiligen Geist gesehen, die Lampe für das Bekenntnis. Die Bibel sagt: Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. (Römer 8). Da nützt das beste Bekenntnis, die schönste Lampe gar nichts.

 

Die Mahnung des Gleichnisses heißt also: "Bist du erlöst? Hast du deine Schuld unters Kreuz gebracht und das Erlösungswerk Jesu angenommen? Hast du dein Leben ihm zur Verfügung gestellt? Wer Jesus hat, hat das Leben! 

 

Wenn nicht, dann kennt er dich nicht, wenn er wiederkommt. Dann ist deine Lage verzweifelt ernst. Dann wird die Tür geschlossen und du stehst draußen. Noch ist es nicht zu spät. Noch ist Gnadenzeit. Noch kannst du zu Jesus kommen.

 

Damals, zur Zeit Noahs, kamen alle um, die außerhalb der Arche waren. Als Gott zuschloss, konnte keiner mehr hinein. Egal wie nahe jemand der Tür ist, wenn er nicht hineingeht, ist er verloren.

 

Es gibt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Außerhalb von Christus gibt es keine Errettung. Jesus schenkt uns das ewige Leben und bewahrt uns bis ans Ende. Der alte Mann fragt sich, was ein größeres Wunder ist: Dass der Sünder zum Heiligen wird, oder dass der Heilige in dieser sündigen Welt durchkommt und das Ziel erreicht. Sind wir klug oder töricht? Das ist wichtig für unser Heil. Wer ist klug? Wer das Gnadenangebot Jesu im Glauben ergreift.

 

Wer ist töricht? Wer Jesus nachfolgen will, es aber nicht tut. Kann ich jetzt schon wissen, ob ich klug oder töricht bin oder erfahre ich das erst dann, wenn der Bräutigam kommt? Das kann ich heute schon wissen. Gottes Geist gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Gottes Kinder sind." (Römer 8, 16). Der Herr schenkt Heilsgewissheit.

 

Die klugen und die törichten Jungfrauen haben einiges gemeinsam. Beide gehen dem Bräutigam entgegen, beide schlafen ein. Sie werden beide durch den Ruf: "Der Bräutigam kommt!" geweckt.

 

Es gibt aber auch gravierende Unterschiede. Die Klugen haben Öl, die Törichten haben kein Öl. Die Klugen sind drinnen, die Törichten stehen draußen. Die Klugen kennt der Herr, zu den Törichten sagt er: "Ich kenne euch nicht!" 

 

Was muss ich tun, um zu den Klugen zu gehören? Jesus und sein Erlösungswerk im Glauben ergreifen. Was muss ich tun, um zu den Törichten zu gehören? Nichts, gedankenlos sein, alles aufschieben, bis es zu spät ist.

 

Der Bräutigam kommt, die Törichten betteln um Öl. Sie sind gedankenlos. Die Klugen sind nicht etwa herzlos, weil sie kein Öl abgeben. Selbst wenn sie wollten, es geht nicht. Sie können von ihrem Glauben nichts abgeben. Jeder muss für sich persönlich das Heil annehmen.

 

Man kann aus einem Gleichnis keine biblische Lehre ableiten, man muss den Zusammenhang der Bibel beachten. 

Suche Jesus und sein Licht,

 

alles andre hilft dir nicht.