Wie wertvoll ist mir die Seele meines Feindes?

 

Ihr habt gehört, dass gesagt ist: Auge um Auge und Zahn um Zahn. Ich aber sage euch: Widersteht nicht dem Bösen 

 

Und dem, der mit dir vor Gericht gehen und dein Untergewand nehmen will, dem lass auch das Oberkleid.

 

Liebt eure Feinde …, damit ihr Söhne eures Vaters werdet, der in den Himmeln ist.

 

(aus Matthäus 5,38-45) 

 

Der Evangelist E. Dapozzo kommt nach einigen Tagen Abwesenheit am frühen Morgen nach Hause. Vor seinem Haus sieht er einige Männer, die damit beschäftigt sind, ihm schöne Bretter zu stehlen, mit denen er Wichtiges vorhat. Sein erster Gedanke ist, die Polizei zu rufen.

 

Da durchzuckt Dapozzo der Gedanke: Diese Diebe haben eine Seele, die viel wertvoller ist als diese Bretter. Die göttliche Liebe drängt ihn, zu diesen Männern zu gehen und ihnen seine Hilfe anzubieten. Die denken nicht im Entferntesten daran, dass er der Eigentümer sein könnte, und nehmen erstaunt die Hilfe an. Dapozzo sucht ihnen die schönsten Bretter heraus.

 

Als das Fahrzeug zum Bersten voll ist, bietet Dapozzo ihnen eine Erfrischung an. Er holt seinen besten Cidre und serviert ihn in den besten Gläsern. Schließlich erklärt er ihnen in aller Ruhe, wer er ist, und erzählt ihnen von seinem Retter. Er lädt sie ein, doch einmal wiederzukommen, um das Evangelium zu hören.

 

Sechzehn Jahre sind vergangen, als einer der Diebe wiederkommt. Er hört dem Evangelium zu und nimmt die Botschaft von der Gnade Gottes an. Dapozzo hat seine Bretter verloren, aber er hat eine Seele für die Ewigkeit gewonnen. Und er bereut es nicht!

 

Wieder eine Zeit später ist Dapozzo mittellos, er hat kein Baumaterial. Doch er muss ein Haus bauen, um seine Familie unterzubringen … Da schickt ihm ein Freund genau die Bretter, die er braucht.

 

Gott hat das Opfer nicht vergessen, das er mit seinen Brettern gebracht hat. Eine wertvolle Seele ist gerettet, und Dapozzo selbst hat keinen Verlust erlitten!

 

( Beitrag aus Der Herr ist nahe vom 7.7.2021 entnommen )