Geduldig in der Trübsal sein! 

Seid geduldig in Trübsal! - Röm. 12, 12

 

Trübsal ist eine Frucht der Seligkeitshoffnung. Hoffnung auf die ewigen Freuden soll uns in allen Trübsalen der Zeit geduldig machen. Diese Trübsal ist bald vorbei; sie währt nicht ewig. Freue dich vielmehr, dass Christus dich vor der ewigen Trübsal errettet hat und du der ewigen Freude entgegengehst. Wenn du ein Christ bist, musst du dies tief bedenken. Zudem ist hier aber eine Ermahnung: „Seid geduldig in der Trübsal“, im Missgeschick, im Leiden — und eine apostolische Ermahnung, die uns auf unsere Pflicht gegen den Herrn hinweist.

 

Wir sollen um des Herrn willen geduldig in Trübsalen sein — und dies umso mehr, weil unser himmlischer Vater derjenige ist, der uns jedes Leiden sendet. Glaubst du das, so wird diese Tatsache deine Ungeduld kräftig stillen, wenn du unter denen bist, die Gott liebhaben. Glaubst du den eigenen Worten des Herrn Christus: „Auch sind die Haare auf eurem Haupte alle gezählt“? Und wiederum spricht Er: „Ein Haar von eurem Haupte soll nicht umkommen ohne den Willen Meines Vaters.“ Glaubst du, dass auch alle Leiden, die der Teufel und andere Menschen dir zufügen, dir aufs Genaueste von Gott zugemessen sind? Das lehrt die Schrift ausdrücklich. Bedenke, mit welcher Genauigkeit der Herr festsetzte, wie weit der Satan mit seinen Plagen bei Hiob gehen durfte. Und als dann die Araber die Knaben Hiobs erschlagen, die Chaldäer seine Kamele genommen hatten und der Sturm das Haus über seine Söhne zusammengestürzt hatte, da sah Hiob in allem nur den Herrn.

 

Er sagte: „Der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen, der Name des Herrn sei gelobt.“ Als der Bösewicht Simei David fluchte, weil er vor seinem Sohne Absalom floh, da sprach der betrübte König zu seinem treuen Abisai: „Lass ihn fluchen, denn der Herr hat es ihn geheißen: Fluche David! Wer kann nun sagen: Warum tust du also?“ Auch Jeremia spricht: „Wer darf sagen, dass solches geschehe ohne des Herrn Befehl?“ Und Gott spricht so: „Ich bin der Herr und sonst keiner mehr; der Ich das Licht mache und schaffe die Finsternis; der Ich Frieden gebe und schaffe das Übel. Ich bin der Herr, der solches alles tut.“ Über wen sollen wir dann ungeduldig klagen und murren? Wer bist du, dass du mit Gott rechten willst? „Hast du Ihm etwas zuvor gegeben, dass Er es dir vergelte?“ Ist der Herr zu hart gegen dich? Was ist denn dein Verdienst, deine Forderung? Wenn der Herr mit uns rechten wollte, dann könnten wir Ihm „auf tausend nicht eins antworten“.

 

Wenn der Herr nach unseren Sünden mit uns handeln und uns nach unseren Missetaten vergelten wollte, dann müssten wir in der Hölle und in der Qual sein und würden keinen Tropfen Wassers haben. Man muss auch so sagen und denken: „Unzählige Menschen leiden viel mehr, als ich leide, warum sollte mein Leiden geringer sein, da ich teils den Zorn Gottes verdient habe, teils auch noch als Glaubender auf eine ewige Freude hoffe?“ O Gott, vergib uns alle Ungeduld! Gott, vergib uns und hilf uns hinfort, „geduldig in der Trübsal zu sein“!

 

Außer aber, dass wir nicht darüber zu klagen hätten, wenn der Herr mit uns nach unseren Sünden handelte, kommt noch hinzu, dass Er nie so mit uns handelt, weil wir nun durch den Glauben an den Sohn in Seiner Gnade stehen. Alle unsere Leiden werden uns nur aus Seiner höchsten Treue und Liebe zugesandt. Einst wird der Tag kommen, wo wir in dem ewigen Lichte das Geheimnis der wundersamen Führungen Gottes mit uns sehen werden. Dann werden wir sehen, wie unser Trübsalsbecher nicht einen einzigen Tropfen mehr enthielt, als zu unserem wahren und ewigen Wohl notwendig war. Dann werden wir sehen, dass uns unsere schmerzlichsten Erfahrungen zu unserer höheren Erziehung oder zur Vermehrung unserer ewigen Freude und Herrlichkeit und aus anderen weisen Absichten Gottes gesandt wurden. Ja, wer wagt zu versichern: „Herr, ich werde schon den Himmel einnehmen, auch wenn Du nicht soviel Bitteres über mich kommen lässt; ich töte mein Fleisch auch ohne dieses Bittere“?

 

Wenn wir unsere große Trägheit, Untreue und Verweichlichung des Fleisches fühlen, dann beten wir oft, dass der Herr es in uns töten möge. Aber wie könnte Er solches tun, ohne uns Leiden zu senden? Wir beten oft, dass Er die Weise anwenden möge, die Er für die beste hält, nur dass Er Sein Werk in uns vollführe, unser Herz gewinne, unseren Glauben, unser Gebet, unseren Ernst mehre und unser ganzes Wesen heilige. Aber wenn der Herr solches Gebet erhören will, dann muss Er viele bittere Mittel dazu anwenden, und dann klagen und jammern wir, als ob dies jetzt etwas Schlimmes sei, und bedenken nicht, dass wir selber Ihn darum gebeten haben.

 

Kurz: Wenn einmal unsere Augen geöffnet werden, um zu sehen, wie Gott durch unsere Leiden die Ehre Seines Namens und unser Wohl fördert, wie Er durch das Kreuz unserem willigen, aber schwachen Geiste zu Hilfe kommt gegen das Fleisch, ja, wenn wir einmal die Wahrheit der Worte recht erfahren haben, dass „der Gerechte kaum erhalten wird“, dann werden wir nicht nur gern geduldig in der Trübsal sein, sondern auch dankbar für dieselbe sein und mit Hiskia sagen: „Ich werde danken alle meine Lebenstage für solche Betrübnis meiner Seele“ (Jes. 38, 15 nach der schwedischen Bibelübersetzung) Römerbrief

 

Möcht ich niemals doch vergessen,

Wenn mich Leid und Sorgen pressen,

Dass ein Vaterauge wacht!

Selbst die Haare auf dem Haupte

Zählet Er. O dass ich’s glaubte!

Auch aufs Kleinste gibt Er acht.

 

Warum sollt ich mich dann ängsten?

Sind nicht auch die allerbängsten

Nächte von Ihm vorgesehn?

Vor’m Beginn kennt Er das Ende,

Und es führen Seine Hände

Alles, wie es soll geschehn.

  

Aus dem ‘‘Täglichen Seelenbrot‘‘ von Olaf Rosenius  

 

(herausgegeben von LUTH. MISSIONSVEREIN SCHLESWIG-HOLSTEIN E.V. http://www.rosenius.de)