Der alte Mann und die Einheit der Gläubigen

 

Rolf  Müller

 

Im Buch Hesekiel 33, 1-6 wird vom Wächter auf der Mauer berichtet. Er hat die Pflicht, in die Posaune zu stoßen, wenn er eine herannahende Gefahr erkennt. Das ist seine Aufgabe.

 

In vielen christlichen Gemeinden wird das anders gesehen. Man lebt sorglos in den Tag hinein. Vor allem in Allianz und Ökumene ist das Wächteramt in Verruf geraten. Sie wähnen sich auf der sicheren Seite. Gefahren für den Glauben gibt es nicht. Wer warnt, ist lieblos.

 

Die Allianz und die Ökumene beschwören die Einheit der Christen. Unterschiede im Bibelverständnis werden unter den Teppich gekehrt. „Lehre trennt, Liebe eint!“ Man bezieht sich auf Matthäus 18, 19:

„Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel.“

 

Das gemeinsame Gebet ist also nur dann erhörlich, wenn sich die Beter eins sind. Was bedeutet das?

Der alte Mann glaubt nicht, dass sich das nur auf den Gegenstand der Bitte bezieht. Dann wäre es einfach. Wir einigen uns etwa, für einen bestimmten Gefangenen zu beten. Diese oberflächliche Einheit wird für ein erhörliches Gebet nicht genügen.

 

Bei dem Eins sein, von dem der Herr Jesus spricht, muss es sich um eine echte, tiefgehende Einheit handeln. Sie muss unser Handeln und unsere Motive einschließen. Eine solche Einheit kann nur verwirklicht werden, wenn wir in den wesentlichen Fragen unseres Glaubens eins sind.

 

Die Allianz und die ökumenische Bewegung können keine Grundlage zur Schaffung der nötigen Einheit bilden. Warum? Weil die Einheit in der Liebe und Wahrheit besteht.

 

„Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Matthäus 18, 20).

 

Eine Einheit ohne die Wahrheit gibt es nicht. Es ist sinnlos, eine Einheit mit Hilfe kirchlicher Organisationen künstlich zu schaffen. Aus der Vermischung von verschiedenen Irrtümern kann keine Wahrheit entstehen.

 

In Allianz und Ökumene spricht man vor allem von Liebe. Dabei geht es nicht um die Liebe Gottes, sondern um ein Produkt unserer menschlichen Vorstellungen. Es ist eine Liebe, die Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit außer Acht lässt. Es ist eine Liebe, die den Gedanken an eine göttliche Strafe nicht erträgt.

In der Bibel ist an vielen Stellen vom Zorn Gottes und vom Zorn des Lammes die Rede. Sind das nur leere Worte? Wer Augen im Kopf hat, sieht, dass sich die angekündigten Gerichte schon erfüllen.

 

Sind der Klimawandel und das Waldsterben, die permanente Luftverschmutzung, die vielen Naturkatastrophen nur dem Menschen anzulasten? Wir sind in Gottes Augen ein verdrehtes und verkehrtes Geschlecht. Wir missachten Gottes Gebote. Mord, Abtreibung, Vergewaltigungen, sexuelle Perversionen,  Ehebruch, Drogen und Okkultismus sind alltäglich geworden. Sollte Gott da nicht seine Strafgerichte senden? Glauben wir, wir könnten ihm ungestraft auf der Nase herumtanzen?

 

Wenn wir Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit nicht anerkennen, wird uns auch Gottes Gnade nicht aufleuchten. Gott erweist seine Gnade und sein Erbarmen jedem bußfertigen Sünder. Wer sein Wort verachtet, kommt ins Gericht. Der Zorn Gottes bleibt auf ihm. Wer Jesus Christus verwirft, wird verworfen. Noch ist Gottes Retterhand in Jesus Christus ausgestreckt. Wer sie im Glauben ergreift, hat ewiges Leben.

 

Herr, wir stehen Hand in Hand,
die dein Wort und Ruf verband,
stehn in deinem großen Heer
aller Himmel, Erd und Meer.

Wetter leuchten allerwärts,
schenke uns das feste Herz.
Deine Fahnen ziehn voran,
führ auch uns nach deinem Plan.

Welten stehn um dich im Krieg,
gib uns teil an deinem Sieg.
Mitten in der Höllen Nacht