Der alte Mann und die Heilung des Blinden (Markus 8, 22-26)

 

Rolf Müller.

 

Es ist ein bemerkenswertes Wunder, das Jesus hier tut. Es geht um Sehen und doch nicht sehen. Der alte Mann fragt sich, ob hier etwas schief gelaufen ist? Nein! Es war eine Lektion für die Jünger. Der Herr Jesus fragt den Blinden: „Siehst du etwas?“ Der antwortet: „Ich sehe Menschen umhergehen, als sähe ich Bäume.“

 

Was stimmt denn nun? Ist er blind oder nicht? Der alte Mann glaubt, dass er gleichzeitig sowohl blind als auch nicht blind ist. In diesem Zustand befinden sich viele Christen. Es mangelt ihnen an Klarheit. Sie sind weder warm noch kalt. Sie sehen, und dennoch sehen sie nicht. Es ist ein quälender Zustand. Sie sehen, aber irgendetwas stimmt nicht. Sie sehen Menschen umhergehen als sähen sie Bäume. Sie sind verwirrt. Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.

Es kommt darauf an, Klarheit zu schaffen. Es gibt viele, die blind im Leben herumirren. Bestenfalls sehen sie Menschen wie Bäume. Was Genaues wissen sie nicht. Sie sehen nicht durch.

 

Der Blinde in unserem Text sagt: „Ich sehe!“  Es muss für ihn eine große Versuchung gewesen sein, loszurennen und der ganzen Welt zu verkünden: „Ich kann sehen!“ Das stimmte zwar in gewisser Weise, aber seine Sehkraft war unvollkommen. Er war noch nicht völlig geheilt. Es war wichtig, dass er seine Heilung nicht bezeugte, bevor er wirklich deutlich sah.

 

Den alten Mann beunruhigt, dass heute viele Leute, einschließlich mancher Theologen, behaupten, dass sie sehen. In Wahrheit sind sie aber noch im Zustand der Verwirrung. Wieviel Unheil verursachen solche Leute! Sie beschreiben anderen die Menschen, als wären sie so etwas wie umhergehende Bäume. Wie irreführend ist das! Leute, die selber nicht durchblicken, wollen anderen den Weg beschreiben. Blinde Blindenleiter! Hören wir doch nicht auf sie!

 

Der Herr Jesus hätte den Blinden natürlich auch sofort heilen können, wie er es an anderer Stelle auch getan hat. Die Lektion, die wir lernen sollen, heißt Ehrlichkeit. Der Blinde beantwortet die Frage des Herrn Jesus wahrheitsgemäß und aufrichtig.

 

„Ich sehe zwar, aber ich sehe noch nicht richtig durch.“ Dem alten Mann stellt sich die Frage, ob er selber denn die Dinge des Glaubens klar erkennt. Sieht er durch oder stochert er noch im Nebel herum? Wir alle müssen ehrlich sein und dürfen diesen Fragen nicht ausweichen. Wir müssen uns prüfen, ob wir im biblischen Glauben stehen. Wir müssen uns prüfen, ob der Herr uns einen klaren Blick und vollkommenes Sehvermögen geschenkt hat.

 

Der Herr Jesus Christus möchte uns nicht in einem Zustand des Zweifels und der Unsicherheit zurücklassen. Er möchte uns heilen von unserer Blindheit. Er möchte uns die Augen auftun, damit wir klar sehen. Dazu hat er uns sein ewig gültiges Wort gegeben. Dort finden wir alles, was zu unserem Heil dient. Wenn wir es lesen, es studieren und danach leben, werden wir nicht länger unsichere Christen sein, die sehen und doch nicht sehen. Sein Wort wird unseres Fußes Leuchte und ein Licht auf unserem Weg sein. Der alte Mann bekennt: „Ich sehe in ihm alles, was ich brauche und noch mehr als das. Ich weiß, dass ich ihm gehöre und dass er mich bewahrt.

 

Herzlich lieb hab ich dich, o Herr,

ich bitt, wollst sein von mir nicht fern

mit deiner Güt und Gnaden.

Die ganze Welt erfreut mich nicht,

nach Erd und Himmel frag ich nicht,

wenn ich nur dich kann  haben.

 

Und wenn mir gleich mein Herz zerbricht,

so bist du doch mein Zuversicht,

mein Teil und meines Herzens Trost,

der mich durch sein Blut hat erlöst.

Herr Jesus Christ,

mein Gott und Herr, mein Gott und Herr  

in Schanden lass mich nimmermehr.

 

Es ist ja, Herr, dein G ` schenk und Gab

mein Leib und Seel und was ich hab

in diesem armen Leben.

Damit ich`s  brauch zum Lobe dein,

zu Nutz und Dienst des Nächsten mein,

wollst mir dein Gnade geben.

 

Behüt mich, Herr, vor falscher Lehr,

des Satans Mord und Lügen wehr;

in allem Kreuz erhalte mich,

auf dass ich`s trag geduldiglich.

Herr Jesus Christ, mein Herr und Gott, 

mein Herr und Gott,

tröst  mir mein Herz in Todesnot.

 

 

(Martin Schalling).