Der alte Mann und das Kamel

 

Rolf Müller

 

Ein junger Mann kommt zum Herrn Jesus. Er fragt, was er tun muss, um ins Reich Gottes zu kommen. Jesus erinnert ihn an die Gebote. Damit wollte er nicht den Eindruck erwecken, dass ewiges Leben durch die Erfüllung des Gesetzes erlangt werden kann. Das Gesetz kann nicht retten. Errettet wird der Mensch allein aus Gnade, allein durch den Glauben. Der Herr Jesus sagt, du weißt die Gebote. Er sagt nicht, erfülle die Gebote.

 

Der junge Mann beteuert, er habe die Gebote von Jugend an gehalten. Reicht das? Was fehlt mir noch? Der Herr Jesus deckt den wunden Punkt im Leben des  jungen Mannes auf. „Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen und folge mir nach!“ Da geht er traurig von Jesus weg. Er hat viele Güter. Er scheitert schon am 1. Gebot.

Die Jünger Jesu, die das miterlebt haben, erschrecken. Wer kann denn dann selig werden? Der Herr Jesus erklärt ihnen, wie schwer Menschen, die viele Güter haben, ins Reich Gottes kommen.

 

Der alte Mann hat keinen Grund, sich  zurückzulehnen und zu sagen: Ich bin nicht reich, also betrifft mich dieses Wort nicht! Es ist nicht nur für die Reichen schwer. Jede Sünde hindert uns, ins Reich Gottes zu kommen.

Der Herr Jesus erklärt: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher ins Reich Gottes kommt!“ Die Jünger sind entsetzt, sie sind außer sich. Für ein so großes Tier wie ein Kamel ist es unmöglich, durch ein Nadelöhr zu gehen.

 

Der alte Mann ist genauso bestürzt wie die Jünger. Er fragt mit ihnen: Wer kann da gerettet werden? Es fällt schwer, das anzunehmen. Deshalb hat man auch versucht, dieses Wort Jesu abzuschwächen. Man hat gesagt: Da sei kein wirkliches Nadelöhr gemeint. Es handle sich um ein Tor in der Stadtmauer Jerusalems, das „Nadelöhr“ genannt wird. Das Tor sei zwar klein, aber mit etwas Anstrengung und Geschick könne sich ein Kamel gerade noch durchzwängen.

 

Man versucht bis heute, Bibelworte, die einem nicht gefallen, passend zu machen. Ein Kamel durch ein Nadelöhr! Da wird ja alle menschliche Hoffnung erstickt! Die Jünger begreifen, dass es jenseits menschlicher Möglichkeiten liegt, gerettet zu werden. Und der Herr Jesus stimmt ihnen zu: Ihr habt recht! Ihr habt mich richtig verstanden. Für Menschen ist es unmöglich!

Es war für den reichen Jüngling unmöglich, alles zu verkaufen und Jesus nachzufolgen. Der Sünder ist von sich aus nicht in der Lage, auch nur einen Schritt im Glauben zu gehen. Er muss von neuem geboren werden, um ins Reich Gottes eingehen zu können.

 

Der alte Mann weiß, dass der Mensch von Natur aus die Wahrheit Gottes ablehnt. Sein ganzes Wesen sträubt sich, den Geboten Gottes zu gehorchen. Er kann von sich aus weder Buße tun noch glauben. Der Herr Jesus sagt: Bei den Menschen ist es unmöglich!

Wer kann dann gerettet werden? Bei Gott sind alle Dinge möglich! Gott kann das Herz auftun und Glauben schenken. Es kann niemand zum Herrn Jesus kommen, es sei denn, ihn ziehe der Vater. Wir sind völlig auf die Gnade Gottes angewiesen. Unsere Rezepte und Methoden können das Kamel nicht durchs Nadelöhr fädeln. Es geht nicht! Wir schaffen es nicht! Auch nicht mit ganz jungen und schlanken Kamelen.

 

Wenn der Herr Jesus sagt, dass es bei den Menschen unmöglich ist, dann stimmt das. Ist jetzt alles hoffnungslos? Ist alles zwecklos und umsonst? Können wir denn gar nichts machen? Der Herr Jesus sagt: „Was bei den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott!“

Der alte Mann hat diesen Satz immer wieder gelesen, bis er ihn verinnerlicht hat. Bis er es fassen und glauben konnte, dass für Gott nichts zu schwer oder zu kompliziert ist. In Jeremia 32,27 sagt Gott: „Siehe, ich bin der Herr alles Lebenden, sollte mir irgendetwas unmöglich sein?“

 

Gott fragt jeden Einzelnen von uns: Ist irgendetwas zu schwer oder unmöglich für mich? Für „irgendetwas“  können wir unser Problem einsetzen. Ist meine Krankheit zu schwer für Gott? Sind meine Eheprobleme, meine Schwierigkeiten auf der Arbeitsstelle, meine finanziellen Sorgen zu schwer für Gott? Gott sagt: Absolut nichts ist zu schwer für mich! Was es auch immer sein mag, was auch immer uns zu schaffen macht, womit auch immer wir nicht fertig werden, unser Herr kann!

Wir dürfen den Herrn im Glauben bitten, unsere Sache zu übernehmen.

 

Der alte Mann bringt das Kamel nicht durchs Nadelöhr. Es gelingt nicht mit Gewalt und auch nicht mit irgendwelchen Tricks. Es geht nicht. Aber was bei den Menschen unmöglich ist, das ist möglich bei Gott. Sollte ihm etwas unmöglich sein? Werfen wir doch unsere Sorgen auf ihn. Er sorgt für uns!

 

Ich freue mich an diesem Leben,

ein jeder Tag, der mir gegeben,   

ist ein Geschenk aus Gottes Hand.

Ich bin vergnügt auf meinen Wegen,

weil ich umstellt von seinem Segen,

dies hab ich immer neu erkannt.

 

Ich weiß, dass diese Zeit auf Erden

von Tag zu Tag wird kürzer werden,

doch bin im Herzen ich ganz still.

Das Ziel, dem ich entgegen gehe

und das im Glauben ich schon sehe,

bringt mir der Herrlichkeiten Füll.

  

Wenn mich die Gnade einst vollendet,

wenn dieser Lebensweg beendet,

dann wird das mein Verdienst nicht sein.

Ich will dies Leben voller Sünden

allein auf jenes Opfer gründen,

das Christus bracht, der Heiland mein.

 

So brauch ich mich nicht abzuquälen,

um meine Werke aufzuzählen,

der Mann am Kreuz macht alles gut.

Mit ihm will ich mich ganz verbünden,

sein Heil mit großem Dank verkünden

und leben mit getrostem Mut.

 

Aus Dankbarkeit kann ich nicht schweigen,

muss andern Menschen Jesus zeigen,

der blutend starb an unsrer statt.

Sie sollen auch nach Hause finden

und mit uns auf dem Wege künden:

Wohl dem, der einen Heiland hat.

 

(Kurt Heimbucher)