Der alte Mann und das Trachten nach dem Reich Gottes

 

Rolf Müller

 

Das Leben ohne den Herrn Jesus ist wie eine Frage ohne Antwort. Ohne ihn ist der Lebensweg einsam. Ohne Christus gibt es weder Frieden noch Ruhe. Der Weg ist voller enttäuschter Hoffnungen. Die Last ist erdrückend und am Ende steht Verzweiflung. Daran ändern auch die vergänglichen Freuden nichts. 

 

Der alte Mann weiß, das Leben ohne den Herrn Jesus ist ein Leben ohne Licht und ohne Sinn. Wer ohne Jesus lebt, kann nichts gewinnen, aber alles verlieren. Ohne Jesus tappen wir blind und hoffnungslos durchs Leben. Als Perspektive bleiben Sünde, Tod und Gericht. 

 

Der alte Mann gibt zu bedenken: Wenn wir Jesus aus unserem Leben ausklammern, klammern wir Liebe, Gnade und Wahrheit aus. Wir klammern alles aus, was das Leben lebenswert macht. 

Ein Leben mit Christus ist wirkliches Leben. Er ist der Einzige, auf den wir unsere Hoffnung setzen können. Auf ihn können wir trauen, ohne verzweifeln zu müssen. Er führt uns auf rechter Straße. Er nimmt uns die Last der Schuld. Durch ihn finden wir Frieden mit Gott. Er ist ein wunderbarer Heiland und Erlöser. „Ich habe ja Christus, - was brauche ich noch?“ 

 

Der alte Mann hat erlebt, dass der Herr Jesus für sein Herz eine Bereicherung ist. Der Satz: „Je älter, desto kälter!“ hat keine Berechtigung. Je länger der alte Mann im Glauben lebt, desto wärmer wird seine Zuneigung zu Jesus und desto tiefer die Freude. 

Beim Christsein geht es um alles oder nichts. Unser Herr verdient unsere ungeteilte Hingabe. Der Herr Jesus ist für uns gestorben. Er starb am Kreuz, damit wir für ihn und von ihm leben sollen. Unsere Antwort auf sein Erlösungswerk kann nur völlige Hingabe sein. 

 

Glauben wir, dass die Bibel Gottes Wort ist? Dann sollten wir uns nicht mit tausend anderen Dingen beschäftigen. Dann sollte die Bibel unseres Herzens Freude und Trost sein. Wir sind Botschafter an Christi statt. Aber der alte Mann bekennt, dass er oft die Arbeit für den Herrn vom ersten auf einen weniger wichtigen Platz zurückstellt. 

 

Jesus Christus erwartet von uns eine völlige Hingabe. Aber er kann seine Nachfolger nicht immer als gehorsam bis zum Tod bezeichnen. Eigentlich ist uns unser bequemes Eigenleben ganz lieb. Es kommt uns kaum in den Sinn, um Jesu willen auf unseren derzeitigen Lebensstandard zu verzichten. Wir lieben unser Leben viel zu sehr. 

 

Wir haben gelernt, uns der Welt anzupassen. Wir leben so, dass wir uns den Hass der Welt nicht zuziehen. Unser ausgeprägter Selbsterhaltungstrieb ist stärker als alle anderen Erwägungen. Wir vergessen, dass Freundschaft mit der Welt Feindschaft gegen Gott ist. Wir vergessen, zuerst nach dem Reich Gottes zu trachten. 

„Lass die Finger vom Christsein, bevor du nicht gewillt bist, zuerst nach seinem Reich zu trachten. Es ist ein erbärmliches Christsein, wenn es an die zweite Stelle gesetzt wird.“ 

 

Herr, mach mich kindlich, treu und stille,

dass ich dir immer folgen kann;

nur dein, nur dein vollkommner Wille

sei für mich Schranke, Ziel und Bahn.

Nichts soll mich ohne dich vergnügen;

lass mir nichts mehr am Herzen liegen

als deines großen Namens Ruhm!

Das sei allein mein Ziel auf Erden;

lass mirs durch nichts verrücket werden,

denn ich bin ja dein Eigentum. 

 

Lass deinen Geist mich täglich treiben,

Gebet und Flehen dir zu weihn!

Lass mir dein Wort im Herzen bleiben

und in mir Geist und Leben sein,

dass ich nach deinem Wohlgefallen

in Ehrfurcht möge vor dir wallen;

zieh ganz zu dir die Seele hin!

Vermehr in mir dein innres Leben,

dir unaufhörlich Frucht zu geben,

und bilde mich nach deinem Sinn! 

 

So lieb und lob ich in der Stille

und ruh als Kind in deinem Schoß;

ich schöpfe Heil aus deiner Fülle;

das Herz ist aller Sorgen los;

ich sorge nur vor allen Dingen,

wie ich zum Himmel möge dringen;

ich bin zu deinem Dienst bereit.

Ach, zieh mich, zieh mich weit von hinnen;

was du nicht bist, das lass zerrinnen,

o reiner Glanz der Ewigkeit! 

 

(Karl Heinrich von Bogatzky).