Der alte Mann und die Hochzeit zu Kana

 

Rolf Müller

 

Hier wird vom ersten Wunder berichtet, das Jesus tat. Der alte Mann wundert sich über den Ort. Hätte das erste Wunderzeichen des Herrn nicht in Jerusalem stattfinden sollen? Stattdessen geschah es nicht einmal im jüdischen Land, sondern in Galiläa.

 

Auf der Hochzeit zu Kana befand sich Maria, die Mutter Jesu. Es scheint, als hatte sie alles in Händen. Sie war mit der Organisation beauftragt. Zur Hochzeit war auch Jesus eingeladen. Nicht jedes Brautpaar hätte das getan. Der Herr Jesus wäre auch nicht auf jede Hochzeit gegangen.

 

Der alte Mann vermutet, dass Jesus nicht wegen seiner Mutter eingeladen wurde. Man wollte gerade ihn zum Gast haben. Seine Anwesenheit war dem Brautpaar eine besondere Ehre. Die meisten Hochzeiten werden heute ohne Jesus gefeiert. Eine Hochzeit ohne Jesus ist eine traurige Hochzeit. Mit dem Herrn Jesus hatte man auch seine Jünger eingeladen.

 

Auf dieser Hochzeit zu Kana wirkte Jesus sein erstes Wunderzeichen. Damit begann seine messianische Wirksamkeit. Der Anlass war, es gebrach an Wein. Vermutlich war das Brautpaar arm. Es war ihnen peinlich, dass der Wein zur Neige ging. Maria macht den Herrn darauf aufmerksam. „Sie haben keinen Wein.“

 

Der alte Mann ist erschrocken über die Antwort Jesu. „Weib, was habe ich mit dir zu schaffen? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Jesus hängt allein von seinem himmlischen Vater ab. Er gestattet Maria keinen Einfluss auf die Anwendung seiner göttlichen Macht. Deshalb sprach er dieses ernste scharfe Wort. In seinem heiligen Mittleramt durfte er niemand neben sich dulden, auch seine Mutter nicht.

Damit ist auch alle katholische Heiligenverehrung für immer abgetan. Jesus ist der alleinige Mittler zwischen Mensch und Gott. Nicht Maria muss für uns bitten. Wir dürfen uns an den Heiland persönlich wenden.

 

Der alte Mann sieht an der Reaktion der Maria, dass sie nicht beleidigt ist. Sie weist auf Jesus hin: „Was er euch sagt, das tut.“ Sie tritt demütig zurück. Als die Stunde des Herrn gekommen war, griff er ein. Er verwandelte Wasser in Wein, in den besten Wein. Das wurde von niemand wahrgenommen. In aller Ruhe, ohne Aufsehen, gebietet Jesus den Dienern: „Füllt! Schöpft! Bringt!“ Das Wasser war Wein. Der Speisemeister kostet als Erster. Er bezeugt die Vortrefflichkeit des Weins.

 

Der alte Mann weiß, dass die Wunder Jesu nie Selbstzweck waren. Sie waren Zeichen göttlicher Wahrheiten. Jesus erwies sich als der allmächtige Schöpfer, der alles neu machen kann. Der Wein auf der Hochzeit war nie an einem Weinstock mit süßen Trauben gewachsen. Er war nie gekeltert oder gelagert worden. Er hatte nicht die Vorgeschichte eines normalen Weins.

 

Der Herr Jesus offenbarte mit diesem Wunder seine Herrlichkeit. Seine Jünger wurden dadurch im Glauben gestärkt. Sie begriffen, dass ihrem Herrn kein Ding unmöglich ist. Der Herr allein konnte Wasser in Wein verwandeln.

 

Auch das Wunder der Wiedergeburt ist allein Gottes Werk. Es dient zu seiner Verherrlichung. Es ist eine Versetzung aus dem Reich der Finsternis in das Reich des Lichts. Im Reich Gottes geht es vom Guten zum Besseren. Das Allerbeste kommt noch. „Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und nie in eines Menschen Herz und Sinn gekommen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“

 

Der Herr Jesus hat sein erstes Wunder auf einer Hochzeit getan. In der Ewigkeit sind die Seinen zur Hochzeit des Lammes berufen. In Kana begann die Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn, am Tag seiner Wiederkunft wird sie sich vollenden.

 

O selig Haus, wo man dich aufgenommen,

du wahrer Seelenfreund, Herr Jesus Christ,

wo unter allen Gästen, die da kommen

du der gefeiertste und liebste bist;

 

wo alle Herzen dir entgegenschlagen

und aller Augen freudig auf dich sehn,

wo aller Lippen dein Gebot erfragen

und alle deines Winks gewärtig stehn. 

 

(Philipp Spitta)