Der alte Mann und die Griechen
(Johannes 12, 20-36).

 

Rolf Müller

 

„Es waren aber etliche Griechen unter denen, die hinauf gekommen waren, dass sie anbeteten auf das Fest.“ Diese Griechen waren Heiden mit griechischer Bildung. Sie gehörten nicht zum Volk Israel. Sie suchten nach der Wahrheit. Sie nahmen an den Festen in Israel teil.

 

Der alte Mann vermutet, dass sie den Einzug Jesu mit angesehen hatten. Sie hatten von seinen Wundertaten gehört. Da wuchs in ihnen das Verlangen: „Wir möchten Jesus gerne sehen!“ Das war keine Neugierde. Sie wollten das Heil finden. Sie wollten Jesus näher kennenlernen. Sie wollten persönlich mit ihm bekannt werden. Was sie sonst nirgends finden konnten, suchten sie bei Jesus.

 

Der alte Mann findet es bezeichnend, dass diese Griechen nicht zu den Pharisäern gingen. Sie wandten sich an die Jünger Jesu. Sie sprachen den Philippus an: „Herr, wir möchten Jesus gerne sehen!“ Philippus zögerte. Nach seiner Erkenntnis war der Herr Jesus zunächst nur zu den Schafen aus dem Haus Israel gekommen. Er wies die Griechen nicht ab. Er besprach ihr Anliegen mit Andreas. Dann gingen sie zu Jesus: „Herr, diese Menschen möchten dich persönlich sprechen.“

 

Der alte Mann erfährt, dass Jesus zunächst mit den Jüngern redete. Die Griechen durften zuhören. Der Herr wies sie nicht ab. Er ging auf ihr Bitten ein. Er bezeichnet sich als des Menschen Sohn. Er nennt sich den Griechen gegenüber nicht Davids Sohn. So hatten ihn die Juden bei seinem Einzug in Jerusalem begrüßt. Jesus macht damit klar, dass er nicht bloß einem Volk angehört. Er ist das Heil für alle Völker. Das Kommen der Griechen war ihm ein Zeichen seines nahen Todes. Er sprach: „Es ist Zeit, dass des Menschen Sohn verklärt werde.“ Er spricht von Verklärung und Verherrlichung. Er spricht nicht von Kreuzigung. Er weiß, sein Tod ist nicht das Ende. In ihm liegt das Heil der Welt beschlossen.

 

Der alte Mann hört, dass Jesus sich mit einem Weizenkorn vergleicht, das in die Erde fällt und erstirbt. Erst dann bringt es Frucht. Wäre Jesus nicht gestorben, gäbe es für uns kein Leben. Sein Tod hat tausendfältig Frucht gebracht.

 

Der für uns Gekreuzigte und Auferstandene ist die Ursache zum Leben. Jesus ist das Brot des Lebens. Mit ihm gehen wir durch Sterben zum Leben, durch Leiden zur Herrlichkeit.

 

Der Herr Jesus spricht von drei Folgen seines Todes. „Jetzt geht das Gericht über die Welt. Jetzt wird der Fürst dieser Welt ausgestoßen. Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.“ Jesus schließt mit einer ernsten Mahnung an das Volk. Sie sahen sich in ihrer Messiashoffnung getäuscht. Sie konnten ihr Hosianna nicht mit seiner Todesrede in Einklang bringen.

 

„Wer ist denn dieser Menschensohn?“ fragen sie. Jesus antwortet: „Es ist das Licht noch eine kleine Weile bei euch.“ Jesus ist das Licht. Der Tag neigt sich. Bald kommt die Nacht. „Glaubt an das Licht, auf dass ihr des Lichtes Kinder seid.“ Suche Jesus und sein Licht, alles andre hilft dir nicht!

 

Nötiger als Brot

und alle guten Gaben

ist, dass wir dich, Herr Christ,

auf unsrer Wegfahrt haben.

 

Du bist Brot und Wein.

Wer könnte ohn dich leben

und ohn den hellen Schein,

den du der Welt gegeben?

 

Welt, bedenk es wohl,

was Gott dir gab aus Gnaden,

da Lieb aus Liebe quoll,

geh Welt, auf Gottes Pfaden.

 

Denn nötiger als Brot

und alle guten Gaben

ist, dass wir dich, Herr Christ,

auf unsrer Wegfahrt haben.

 

(Gerhard Fritzsche)