Der alte Mann und Thomas
(Joh.20, 24-31)

 

Rolf Müller

 

Thomas hatte eine Neigung zum Pessimismus. Er war dem Herrn Jesus ergeben, aber er befürchtete immer das Schlimmste. Thomas war betrübt. Seit Karfreitag war es in ihm Nacht geblieben. Eine schwarze Wolke hatte sich über seinen Geist gelegt. Er war verzweifelt und ohne Hoffnung.

 

Thomas hatte die Berichte von der Auferstehung gehört. Als sich der Herr Jesus den Jüngern zeigte, war Thomas nicht dabei. Als die Jünger ihm erzählten: „Wir haben den Herrn gesehen!“, glaubte er ihnen kein Wort. Thomas zweifelte nicht aus Prinzip, sondern aus Schwachheit. Er wünschte sich nichts lieber, als dass die Jünger Recht hätten. Aber er fürchtete sich vor einer Enttäuschung.

 

Thomas war ein Freund der Wahrheit. Er wollte festen Boden unter den Füßen haben. Deshalb sagte er: „Es sei denn, dass ich in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meine Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, so will ichs nicht glauben.“ Thomas will nicht nur sehen. Er will  fühlen und betasten. Er will sich genau überzeugen.

 

Nach acht Tagen waren die Jünger wieder zusammen. Diesmal war Thomas auch dabei. Es wurde von nichts anderem gesprochen als von der Auferstehung des Herrn. Thomas blieb stumm. Er konnte nicht glauben, dass es wahr sein sollte. Plötzlich trat der Herr wieder unter seine Jünger.

 

Er stand vor ihnen und grüßte sie wie beim ersten Mal: „Friede sei mit euch!“ Thomas war beschämt. Die Jünger hatten recht, er hatte unrecht. Der Herr Jesus wandte sich an Thomas: „Reiche deine Finger her und sieh meine Hände, reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig.“ Das tat Thomas nicht, er glaubte.

 

Anbetend fiel Thomas zu Jesu Füßen und bekannte: „Mein Herr und mein Gott!“ Ihm war klar: Jesus, der Herr, ist Gott. Der Sohn ist Eins mit dem Vater. Von seiner Gottheit zeugt die ganze Heilige Schrift. Der Herr wies das Bekenntnis des Thomas nicht zurück. Er sprach: „Weil du mich gesehen hast, hast du geglaubt; selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“

 

Thomas glaubte erst, als er sah. Er wollte sich auf Sichtbares stützen. Der Glaube, den der Herr meint, ist der Glaube an das nackte Wort. Das ist rechter Glaube.

 

Die Jünger sahen den Herrn leibhaftig. Sie waren bestimmt, Augenzeugen zu sein. Der alte Mann und alle Christen glauben, ohne zu schauen. Sie warten nicht auf eine besondere Vision. Aber sie sind deshalb nicht benachteiligt.

 

Die Heilige Schrift bezeugt, dass Jesus der Sohn Gottes ist. In ihm, in seinem Namen, haben wir das Leben. Wir haben es in der Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Das ist der Glaube, der sich an den Unsichtbaren hält, als sähe er ihn. Das ist der Glaube, der einmal zum Schauen führt von Angesicht zu Angesicht.

 

Erschienen ist der herrlich Tag,

dran niemand sich gnug freuen mag:

Christ, unser Herr, heut triumphiert,

sein Feind er all gefangen führt. Halleluja.

 

Er war begraben drei Tage lang.

Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank;

denn die Gewalt des Tods ist zerstört; 

selig ist, wer zu Jesus gehört.

 

Der Engel sagte: „Fürchtet euch nicht!

Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht.

Sehet, das Grab ist leer, wo er lag:

er ist erstanden, wie er gesagt.“

 

„Geht und verkündigt, dass Jesus lebt,

darüber freu sich alles, was lebt.

Was Gott geboten, ist nun vollbracht,

Christ hat das Leben wiedergebracht.“

 

Er ist erstanden, hat uns befreit;

dafür sei Dank und Lob allezeit.

Uns kann nicht schaden Sünd oder Tod,

Christus versöhnt uns mit unserm Gott.

 

Lasst uns lobsingen vor unserem Gott,

der uns erlöst hat vom ewigen Tod.

Sünd ist vergeben, Halleluja!

Jesus bringt Leben, Halleluja!

 

(Bernard Kyamanywa)