Der alte Mann und die Ehrfurcht vor Gott

 

Rolf Müller

 

Wenn in unserem Leben einiges schief läuft, fragen wir uns, woran das liegt. Hängt die Not mit unserem Versagen und unserer Sünde zusammen? Will Gott uns züchtigen? Vielleicht will er uns auch durch die Mühsal läutern und uns im Glauben wachsen lassen.

 

Wir werden nicht in jedem Fall dahinterkommen, was Gott vorhat. Es ist möglich, dass er durch die Not seinen Finger auf einen wunden Punkt in unserem Leben legen will. Es kann sein, dass er uns zeigen will, was in unserem Leben nicht in Ordnung ist. Es kann aber auch sein, dass es nichts mit unserem persönlichen Versagen zu tun hat.

 

Der alte Mann weiß, dass unser Einsatz und unsere mühevolle Arbeit nicht immer von Erfolg gekrönt sein werden. Es hängt vom Segen Gottes ab. Wenn Gott uns segnet, gibt es auch mit geringen Mitteln und schwachen Kräften eine reiche Ernte. Der Segen des Herrn macht reich ohne Mühe. Wenn Gott seinen Segen verweigert, sind unsere Anstrengungen und unser großer Aufwand vergeblich. Dann zerrinnt uns alles zwischen den Fingern.

 

In Wirklichkeit sind alle Hindernisse, die uns Gott in den Weg legt, ein Zeichen für seine zurechtbringende Liebe. Er verwirft uns nicht. Er will uns aufwecken. Wir sollen umkehren vom verkehrten Weg und einen Neuanfang machen.

 

Leider sind wir meistens nicht bereit, richtig hinzuhören, wenn Gott redet. Wir beziehen die Mahnungen Gottes nicht auf uns, sondern lieber auf unsere Glaubensgeschwister, weil wir meinen, die haben es nötiger als wir.

 

Dem alten Mann ist diese Schwerhörigkeit bekannt. Er hat selber oft das Wort Gottes an sich abperlen lassen, so dass es sein Herz nicht erreichen konnte. Es ist traurig und bedenklich, wenn  es bei uns zu einer Blindheit und Taubheit des Herzens kommt. Es ist traurig, wenn wir uns von Gottes Wort nichts mehr sagen lassen.

 

Die Ursache für solches Verhalten ist nicht vorhandene Gottesfurcht. Jede Trägheit in der Nachfolge und jeder Ungehorsam beginnt mit fehlender Gottesfurcht. Wir achten den Herrn und seine Sache gering. Wir zittern nicht mehr vor seinem Wort. Dabei ist gerade die Furcht des Herrn eine Quelle des Segens. Sie ist der Anfang wahrer Weisheit. Jede echte Erweckung im Volk Gottes führt zu einer geistgewirkten Ehrfurcht vor Gott.

 

Wir rechnen im Glauben mit dem Segen des Herrn. Wir tun alles, um ihm zu gefallen. Wir hören auf sein Wort und wir gehorchen ihm.

 

Gott hat allen Segen für uns bereit. Er wartet auf unsere Umkehr zu ihm. Zwar können wir den Niedergang und den geistlichen Verfall in der endzeitlichen Gemeinde nicht aufhalten. Wir können ihn nicht rückgängig und ungeschehen machen. Der Herr ist aber auch heute bereit, denen, die für seine Sache brennen, beizustehen.

 

Der Bau seiner Gemeinde ist Gottes Sache. Und weil es seine Sache ist, wird sie nicht untergehen. Es kommt nicht darauf an, wie stark, fähig oder intelligent wir sind. Solche Eigenschaften werden von den Machern dieser Welt erwartet. Im Reich Gottes bewirken die Menschen Frucht, die ihrem Eigenleben absagen. Die anerkennen, wie schwach und unfähig sie von Natur aus sind. Die nichts von sich, aber alles von ihrem Herrn erwarten.

 

Entscheidend ist, dass Gott auf unserer Seite ist und unser Werk segnet. Wir sind bei unserem Dienst immer auf das Gnadenwirken und den Segen Gottes angewiesen, sonst scheitern wir. Mit unsrer Macht ist nichts getan. Gott steht souverän über allen Ereignissen. Er lenkt alles nach seinem Willen und Wohlgefallen. Er hat alles im Griff. Er kann zunichtemachen und  aufbauen. Sein Werk kann niemand hindern.

 

Wenn wir in Ehrfurcht vor Gott leben, werden nicht alle Nöte und Schwierigkeiten mit einem Schlag verschwinden. Aber Gott wird uns Glaubensmut und geöffnete Augen schenken. Wir dürfen ihn um seinen Segen bitten, damit er uns Kraft und Sieg gibt.

 

Herrsche auch in meinem Herzen

über Zorn, Furcht, Lust und Schmerzen;

lass mich deinen Schutz genießen,

gläubig dich ins Herze schließen,

ehren, fürchten, loben, lieben,

und mich im Gehorsam üben,

hier mit ringen, dulden, streiten,

dort mit herrschen dir zur Seiten.

 

(Johann Jakob Rambach)