Der alte Mann und die Gottheit Jesu

 

Rolf Müller

 

„Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan.“ (Galater 4,4).  

 

Wer ist Jesus Christus? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. Die Heilige Schrift gibt eine klare Antwort. Jesus ist Gott. Er ist kein untergeordnetes Wesen, kein Geschöpf, kein Engel, kein Halbgott. Wir haben es in Jesus Christus mit Gott zu tun. Er existiert nicht erst seit seiner Geburt in Bethlehem. Er ist ewig.

 

Jesus Christus ist ohne Anfang und ohne Ende. Er war mit dem Vater und dem Heiligen Geist schon immer da.

 

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“ (Joh. 1, 1-3).

 

Dieser ewige Gott ist Mensch geworden. Er ist in unser Fleisch und Blut geschlüpft. Das begann, als Maria durch die Kraft Gottes schwanger wurde. Jesus wurde Mensch und blieb dabei gleichzeitig Gott, ein Gott zum Anfassen. „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ (Kolosser 2,9). Gott zeigt sich in Jesus. Er macht sich in Jesus angreifbar. Er wird in Jesus sichtbar und fassbar. Wer wissen will, wer der wahre Gott ist, muss sich an Jesus halten.

 

„Philippus spricht zu Jesus: Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns! Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht aus mir selbst; und der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke.“ (Johannes 14, 8-10).

 

Jesus ist Gott, der sich zeigt und der uns nahe kommt. Die Menschen reißen sich von Gott los und laufen weg. Jesus kommt in die Welt und geht ihnen nach. Er sucht Gemeinschaft mit uns. Er wird Mensch und damit einer von uns. Er wird arm um unsertwillen und macht uns durch seine Armut reich. Er ist Gott, der uns erlöst. Er hat unsere Strafe getragen und unsere Schuld bezahlt. Er ist auferstanden.

 

Weil Jesus Gott ist, konnte ihn der Tod nicht halten. Weil Jesus Mensch ist, konnte er unser Stellvertreter werden. Er hat dem Tod die Macht genommen. Er hat uns erlöst, der treue Gott! Er ist wieder in den Himmel zurückgekehrt. Im Haus des Vaters hat er Wohnungen für uns bereitet. Er hat uns einen Platz in der Herrlichkeit reserviert. Von dort wird er wiederkommen.

 

Warum hat Gott das alles getan? Warum hat er das alles auf sich genommen? Das war doch ein riesiger Abstieg! Er kam von der himmlischen Herrlichkeit in die Not, in den Schmutz und in das Elend dieser Welt. Warum hat er sich so erniedrigt?

 

Es war des Vaters Wille. Jesus war dem Vater gehorsam bis zum Tod am Kreuz, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Was muss der Mensch tun, um errettet zu werden? Er muss das Erlösungswerk Jesu im Glauben ergreifen.

 

O Wunderliebe, die mich wählte
vor allem Anbeginn der Welt
und mich zu ihren Kindern zählte,
für welche sie das Reich bestellt!
O Vaterhand, o Gnadentrieb,
der mich ins Buch des Lebens schrieb.

Der Grund der Welt war nicht geleget,
der Himmel war noch nicht gemacht,
so hat Gott schon den Trieb geheget,
der mir das Beste zugedacht;
da ich noch nicht geschaffen war,
da reicht er mir schon Gnade dar.

Sein Ratschluss war, ich sollte leben
durch seinen eingebornen Sohn.
Den wollt er mir zum Mittler geben,
den macht er mir zum Gnadenthron,
in dessen Blute sollt ich rein,
geheiliget und selig sein.

Im sichern Schatten deiner Flügel
find ich die ungestörte Ruh.
Der feste Grund hat dieses Siegel:
Wer dein ist, Herr, den kennest du.
Lass Erd und Himmel untergehn,
dies Wort der Wahrheit bleibet stehn.

(Johann Gottfried Herrmann).