Der alte Mann und die Unwissenheit

 

Rolf Müller

 

Unwissenheit ist das zentrale Problem der Menschen. Das will niemand wahrhaben. „Wir sind doch mündig. Wir verfügen über Wissen und Bildung. Wir sind doch nicht unwissend! Das ist eine Beleidigung!“

 

Der alte Mann fragt sich, wenn die Leute so klug sind, wie sie behaupten, warum ist dann unsere Welt so, wie sie ist? Warum erliegen die Leute immer wieder derselben Sünde? Warum scheitern sie immer wieder?

 

Die Unwissenheit ist das größte Problem. Die Menschen wissen zwar, wie sie die Schwerkraft überwinden können. Sie wissen, wie man alle möglichen Geräte erfindet. Sie wissen, wie die Waschmaschine läuft und wie man den Computer einsetzt. Das alles wissen sie. Was ihnen fehlt, ist das Wissen über Gott.

 

Das hat nichts mit Intelligenz und Denkvermögen zu tun. Dem alten Mann hat man vorgehalten, nur Dummköpfe könnten Christen sein. Sie selber seien viel zu intelligent. Sie empfinden es als Beleidigung, wenn man sie auffordert, an Jesus Christus zu glauben.

 

Das verwundert nicht. Das Evangelium war schon immer den Juden eine Torheit und den Nationen ein Ärgernis. Ein natürlicher Mensch nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist. Es ist ihm eine Torheit. Er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss.

 

Was diese neunmalklugen Leute nicht bedenken: Auf jeden intelligenten Menschen, der das Evangelium ablehnt, kommen tausend, die nicht intelligent sind und es auch ablehnen. Wenn es eine Frage des Intellekts wäre, würden alle, die keinen großen Verstand besitzen, an das Evangelium glauben. Aber das tun sie nicht. Es ist keine Frage der Bildung.

 

Es liegt nicht am Zustand des Kopfes, sondern an der Beschaffenheit des Herzens. Sünde und Bosheit hindern die Menschen am klaren Denken. Man kann nicht fortwährend sündigen und dabei sein Denkvermögen behalten. Da legt sich eine Decke aufs Herz. Der Verstand wird verblendet. Der Mensch wird das Opfer seiner eigenen Vorurteile. Je mehr er sündigt, desto verdrehter wird sein Denken.

 

Die Leute sind unwissend. Sie wissen nicht, dass sie Sünder sind. Sie ignorieren ihre sündige Natur. Sie kennen ihren eigenen Zustand nicht. Sie glauben, mit ihnen sei alles in Ordnung. Sie wissen nichts von einem letzten Gericht. Sie sagen: Der Tod ist das Ende. Das ist Unwissenheit.

 

Die Welt weiß nicht, dass sie einen Retter braucht. Sie hat es noch nie begriffen und kapiert es auch heute nicht. Die Leute verstehen die Bibel nicht. Sie haben Tomaten auf den Augen. Sie sind blind für Jesus Christus. Sie wissen nichts von seinen Segnungen und von seinem Heil, das sie so dringend brauchen.

 

Die Menschen brauchen nicht mehr Bildung, sondern eine neue Natur. Sie brauchen ein neues Herz. Sie müssen von neuem geboren werden. Das steht in den Evangelien, aber sie wissen es nicht. Sie wollen es gar nicht wissen. Sie glauben, das Evangelium sei etwas für Schwächlinge. Sie belächeln die Christen und sind sogar stolz auf ihre Unwissenheit. Das Lachen wird ihnen vergehen, wenn sie vor dem Herrn der Herrlichkeit stehen werden. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe. Noch ist es nicht zu spät. Noch ist Umkehr möglich.

 

Wollt ihr wissen, was mein Preis? 

Wollt ihr wissen, was ich weiß? 

Wollt ihr sehn mein Eigentum?  

Wollt ihr hören, was mein Ruhm?

Jesus, der Gekreuzigte!

 

Wer ist meines Glaubens Grund?

Wer stärkt und erweckt den Mund?

Wer trägt meine Straf und Schuld?

Wer schafft mir des Vaters Huld?

Jesus, der Gekreuzigte!

 

Wer ist meines Lebens Saft?

Wer ist meines Kreuzes Kraft?

Wer macht rein mich und gerecht?

Wer macht mich zu Gottes Knecht?

Jesus, der Gekreuzigte!

 

Wer ist meines Leidens Trost?

Wer schützt, wenn der Feind erbost?

Wer erquickt mein mattes Herz?

Wer verbindet meinen Schmerz?

Jesus, der Gekreuzigte!

 

Wer ist meines Todes Tod?

Wer hilft in der letzten Not?

Wer versetzt mich in sein Reich?

Wer macht mich den Engeln gleich?

Jesus, der Gekreuzigte!

 

(Johann Christoph Schwedler)